Wenn der husten nicht weggeht

Husten ist ein Reflex des Körpers, der dazu dient, die Atemwege frei zu machen, etwa wenn man sich beim Essen verschluckt hat oder Rauch eingeatmet hat. 

Ursache für akuten Husten sind außerdem sehr oft Infektionskrankheiten wie grippale Infekte. Oft reichen einfache Hausmittel wie Topfenwickel als Therapie gegen trockenen bzw. schleimigen Husten aus, Babys mit Hustenbeschwerden sollten rasch in ärztliche Behandlung. Dauert Husten länger als 8 Wochen, so wird er als chronisch bezeichnet. Diese Hustenform kann in Folge von Lungenkrankheiten (COPD, Asthma) oder auch Herzerkrankungen entstehen.

Das ist nicht leicht zu beantworten, denn erstens muss zwischen dauerndem, chronischem Husten und gelegentlichem unterschieden werden, und zweitens unterscheiden sich die Häufigkeiten stark je nachdem, ob man etwa Menschen in Umgebung mit gesunder Luft oder in stark mit Abgasen belasteter fragt bzw. Raucher oder Nichtraucher bzw. die allgemeine Bevölkerung, niedergelassene Ärzte oder Spitalsärzte. Entsprechend schwanken die Angaben, wie viele Menschen chronischen Husten haben, zwischen 10 und 30 %, also jeder Zehnte bis jeder Dritte. An akutem Husten leidet so gut wie jeder Mensch zumindest einige Male im Leben.

Frauen und Mädchen husten häufiger als Männer und Buben, und im Verlauf des Lebens nimmt die Häufigkeit des Hustens bei Kindern und Jugendlichen mit zunehmendem Alter zu, im höheren Alter dagegen wieder ab (Das verursacht übrigens nicht selten bei alten Menschen Probleme mit "Aspiration").

Normalerweise übernehmen es die feinen Härchen des Flimmerepithels in den Atemwegen, kleine Fremdkörper (etwa eingeatmeten Staub) und Schleim (der die Atemwege schützt, befeuchtet und die Fremdkörper "verpackt") wie bei einem Förderband mit vielen kleinen Schlägen bis hinauf in den Rachen zu transportieren, wo sie dann verschluckt werden. Ist dieses "Förderband" aber überfordert, weil die zu transportierenden "Brocken" zu groß, schwer oder zäh sind oder weil das Epithel selbst geschädigt ist, übernimmt der Hustenreflex die Arbeit.

Jeder Hustenstoß verläuft in vier Phasen:

  1. Schnelle Einatmung, Kehlkopf und Stimmritze geöffnet.
  2. Kompression der Luft, Kehlkopf und Stimmritze geschlossen, die zum Ausatmen verwendeten Muskeln werden aktiviert, der Druck in den Atemwegen steigt.
  3. Beschleunigung mit Öffnung des Kehlkopfes und Zusammenziehen der Bronchien durch die sie umgebenden Muskeln.
  4. Ausatmung / Aushusten: Die Luft wird mit großer Geschwindigkeit (250 m/sec) aus den Atemwegen gedrückt. Schleim und Fremdkörper werden mitgerissen.

Das alles geschieht freilich viel schneller, als Sie es hier lesen konnten.


Hustenrezeptoren, die besonders dicht in der Nähe des Kehlkopfs sitzen, aber auch in den Atemwegen, im Zwerchfell, im Magen und in der Nähe des Herzens (im Perikard) zu finden sind, reagieren auf Druck, Temperatur, chemische Reize (z.B. Rauch). Sie leiten die Information an das Gehirn weiter, dass ein Hustenstoß benötigt wird. Dort werden die Informationen verarbeitet und der Hustenreiz auch beeinflusst. Denn der kann einerseits bekanntlich oft bewusst unterdrückt werden, andererseits können auch Gefühle den Hustenreiz auslösen. Jeder kennt z.B. das "nervöse Hüsteln" ungeübter Redner vor größerem Publikum. Vom Gehirn geht dann der Befehl an die Muskeln, das Husten auszuführen. Die Zahl der beteiligten Muskeln ist groß: Zwerchfell, Bauchmuskeln, große und kleine Muskeln in und an der Brust und schließlich auch jene Muskeln, die den Kehlkopf und die Stimmbänder bewegen sind für jeden "Huster" notwendig.


Akuter Husten

Ursachen für akuten Husten sind sehr oft Infektionskrankheiten wie grippaler Infekt (Erkältung, Verkühlung), Bronchitis, Seitenstrangangina, Mandelentzündung (Angina tonsillaris), Lungen- und Lungenfellentzündung oder Keuchhusten und andere Kinderkrankheiten, aber auch das Einatmen schädlicher Gase, etwa bei einem Brand oder beim Umgang mit Chemikalien, und schließlich kann auch bei bestimmten Asthmaformen gelegentlich Husten auftreten. Vor allem bei kleinen Kindern (1-3 Jahre) kann auch das "Verschlucken" – genauer die Aspiration – eines kleinen (Spielzeug-)Teils Ursache für Husten sein. Beim sogenannten "postinfektiösen" Husten dauert der Husten (manchmal wochenlang) an, wenn die ihn verursachende Krankheit längst abgeklungen ist. Und Husten kann auch bei einem sogenannten Pneumothorax auftreten, wenn z.B. durch einen Rippenbruch das Lungenfell durchstoßen wird.


Husten, der kürzer als 3 bis 8 Wochen dauert, wird als akuter Husten bezeichnet. Hält er länger als 3 bis 8 Wochen an (die Experten sind sich hier über die Grenze nicht ganz einig), so wird er als chronischer Husten definiert.


Chronischer Husten

Chronischer Husten kann durch viele chronische Lungenkrankheiten wie COPD, Asthma oder langfristige Infektionskrankheiten wie Tuberkulose entstehen, aber auch durch Medikamente (z.B. ACE-Hemmer), durch Refluxkrankheit und durch Herzerkrankungen, bei denen nicht genügend Blut von der Lunge zum Herzen transportiert wird (Lungenstauung).

Die drei wichtigsten Fragen beim Husten sind:

  • Trocken oder mit viel oder wenig Schleim?
  • Wie lange?
  • Wann?

Der "trockene" Husten wird auch "Reizhusten" genannt, jener Husten, bei dem Schleim herauskommt, auch "produktiver" Husten. Im Einzelfall kann der Husten aber auch dazwischen liegen und entweder sehr wenig Schleim produzieren oder manchmal trocken, manchmal produktiv sein.

Entsprechend der Vielfalt der möglichen Ursachen des Hustens sind auch die Untersuchungen von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Akuter Husten hat - so nicht andere schwere Symptome wie Atemnot, Fieber oder Schmerzen in der Brust dazukommen - meist eher harmlose Ursachen und bei einer schlichten Erkältung wird der Arzt keine weiteren Untersuchungen anordnen.


Chronischer Husten sollte aber genauer abgeklärt werden, etwa durch eine Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie)​​​​​​​ oder ein Bruströntgenbild (Thoraxröntgen). Je nach der vermuteten Ursache kann auch zum Besuch eines Kardiologen, Gastroenterologen, HNO-Arztes oder Neurologen geraten werden. Eventuell ist eine Bronchoskopie und/oder eine CT- oder MRT-Untersuchung nötig.

Auswurfformen

Was beim Husten aus den Atemwegen befördert wird, nennt der Arzt "Auswurf", "Sputum" oder "Expektorat". Seine Qualität kann dem Arzt auch einiges über die Ursache des Husten verraten: Fest, schleimig oder schaumig? Weiß oder klar? Gelb, grün(lich) oder gar blutig?

  • Gelber Auswurf deutet auf eine Infektion mit Bakterien hin.

  • Blutiger Auswurf ist natürlich ein Alarmzeichen, mit dem man möglichst bald einen Arzt aufsuchen sollte, doch es kann dahinter auch z.B. eine Gerinnungsstörung oder eine einfach behandelbare Infektion stecken, die die Schleimhaut geschädigt hat (wie das Nasenbluten bei starkem Schnupfen).
  • Weißer, klarer Auswurf kann durch eine Virenerkrankung oder eine Allergie entstehen.

Doch darf man sich auf solche Hinweise nicht unbedingt verlassen, nicht zuletzt, weil oft mehrere Krankheiten zusammenspielen (wenn etwa ein Asthma-Kranker eine Erkältung durchmacht oder sich bei einem Raucher mit COPD ein Lungenkrebs entwickelt) oder bei durch Viren verursachten Krankheiten selten die Bakterien die Chance des geschwächten Immunsystems nutzen, um sich auch gleich anzusiedeln und zu vermehren (Superinfektion).

Interessant ist auch die Frage, wann der Husten auftritt. Für frühe Stadien einer COPD-Erkrankung ist der "Morgenhusten" nach dem Aufwachen typisch, tritt der Husten so gut wie immer dann auf, wenn ein Haushalt mit Katze besucht wird, darf man guten Gewissens an eine Tierhaarallergie denken.

Achtung! Husten bei Rauchern wird gerne übersehen und als "normal" betrachtet, ist aber ebenfalls ein Alarmzeichen, wenn er länger andauert und / oder häufig auftritt.

Wenn irgendwie möglich, sollte die Ursache des Hustens beseitigt, also die zugrundeliegende Krankheit geheilt werden (z.B. bei ACE-Hemmer-Husten das Medikament wechseln).

Generell sind hustenstillende Mittel (z.B. mit dem Wirkstoff Codein) bei trockenem Reizhusten zu bevorzugen, schleimlösende Mittel (Expektorantien, Sekretolytika) bei Husten mit Auswurf von Schleim. Sie bringen aber immer nur Erleichterung und bekämpfen nicht die Ursache.

Atemphysiotherapie

In der Atemphysiotherapie lernt der Patient mit chronischem Husten, richtig zu husten, zu hüsteln und sich zu räuspern, um den Schleim auch wirklich aus den Atemwegen zu bekommen, bzw. bei Reizhusten den Hustenreiz effektiv zu unterdrücken.

Hausmittel bei Husten

Ob und welche Hausmittel gegen Husten Sinn machen, hängt von der Erkrankung ab, die den Husten verursacht (z.B. Lungenentzündung, Verkühlung, Asthma, COPD, Refluxkrankheit).


Bei akutem Husten (z.B. bei Bronchitis oder Erkältung) helfen bewährte Hausmittel wie Topfenwickel (auch für kleinere Kinder sehr geeignet). Viele berichten auch, dass ihnen Dampfinhalationen (42-45 ° Wassertemperatur) helfen. Wissenschaftlich ist das allerdings nicht erwiesen. Bei Kindern empfehlen sich Inhalationen mit ätherischen Ölen jedenfalls nicht! Diese können einen Asthma-Anfall auslösen.

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Für Topfenwickel, die entzündungshemmend, schmerzstillend und schleimlösend wirken, braucht man zwei Tücher, die groß genug sind, eineinhalbmal um die Brust herum und von den Achselhöhlen bis zur Gürtellinie zu reichen. Eines davon sollte Flanell oder weiche Baumwolle sein. Der Topfen wird im Wasserbad auf Körpertemperatur (ca. 37 Grad) erwärmt. Das weiche Tuch in heißem Wasser tränken, gut auswringen und um die Brust wickeln. Dabei an einer Seite beginnen und über die Brust und den Rücken wieder zur anderen Seite der Brust gehen. Dann den Topfen auftragen und anschließend das zweite Tuch herumwickeln. Schnelle Arbeit hilft, das Auskühlen zu verhindern. Der Wickel sollte ein bis zwei Stunden bleiben bzw. solange er warm bleibt und kann zwei Mal am Tag angewendet werden. Vor allem bei Kindern darauf schauen, ob er nicht zu heiß ist, und in jedem Fall abnehmen, wenn er unangenehm ist.

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Autor:in: Medizinisches Review: Zuletzt aktualisiert:

30. November 2020

Erstellt am:

9. Dezember 2013


Quellen:

P. Kardos, H. Berck, K.H.Fuchs et al., Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit akutem und chronischem Husten. Pneumologie 2010; 64: 336–373

POL-Leitsymptome – Respiratorisches System, B. Block, 1. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2006, S. 43-52

M. Gruber: Vom simplen Infekt zum Bronchus-Karzinom. In: Hausarzt 2013; 3:10-12

F. De Blasio, JC. Virchow, M. Polverino et al.: Cough management, a practical approach. In: Cough 2011; 7:7 doi:10.1186/1745-9974-7-7

M. Rothen: Akute Infekte des oberen Respirationstraktes, Schweiz Med Forum 2004; 4:138-145

Was macht man wenn der Husten nicht weg geht?

Einige pflanzliche Medikamente konnten zeigen, dass sie die Dauer und Intensität des häufig nachfolgenden trockenen Hustens lindern. Gurgellösungen, Lutschtabletten, Honig und Hustenbonbons wirken, indem sie die Hustenrezeptoren im Rachen „umhüllen“ und dadurch kurzfristig vor einer Reizung schützen.

Wann ist Husten nicht mehr normal?

Und: Husten bis zu drei Wochen gilt als akut, bis zu acht Wochen als subakut. Wer sich mehr als acht Wochen mit Husten herumschlägt, hat ein chronisches Gesundheitsproblem.