Wie lange kann man in einer palliativstation bleiben

In Zusammenarbeit des Tumorzentrums Erlangen-Nürnberg und der Projektgruppe Palliativmedizin des Tumorzentrums der Universität Erlangen-Nürnberg wurde eine Broschüre erstellt, die Antworten auf die häufigst gestellten Fragen gibt.

Was ist Palliativmedizin?

Was ist das Ziel der Palliativmedizin?

Wer ist zuständig, wenn ich palliativmedizinische Unterstützung bekomme?

Was ist der Unterschied zwischen einer Palliativstation und dem Hospiz? Wie lange kann ich da bleiben?

Wie kann ich auf die Palliativstation aufgenommen werden?

Wer übernimmt die Kosten für die Palliativversorgung?

Kann ich auch zu Hause Palliativversorgung erhalten?

Wie werden die Angehörigen eingebunden?

Kann man etwas tun, damit ich keine Angst mehr bekomme und ich das Sterben gar nicht spüre?

hier finden Sie Antworten      

Menschen werden im Durchschnitt immer älter. Umwelteinflüsse führen zudem häufiger zu schweren Erkrankungen wie Krebs. Folglich nimmt auch die Bedeutung zu, diese Patienten palliativ zu behandeln. Hier werden nicht mehr die Ursachen therapiert, sondern die Krankheit erträglicher gemacht, um den Betroffenen eine bestmögliche Lebensqualität zuteil werden zu lassen. Doch gibt es eine Grenze, ab wann palliativ behandelt wird? Wie lange hat der Palliativ-Patient meist noch zu leben? Kann man Palliativpatienten auch zuhause pflegen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Palliativ-Behandlung.

Ab wann palliativ: Wie lange noch zu leben?

Wie lange ein Palliativ-Patient noch zu leben hat, hängt vom Einzelfall ab. Wann Palliativmedizin eingesetzt wird, ist daher durchaus unterschiedlich. Dabei kann es sich um einen Zeitraum von einigen Tag bis zu mehreren Jahren handeln.

Ausschlaggebend für die Bedeutung einer Palliativ-Behandlung (auf englisch Palliative-Care) ist vielmehr ein anderer Punkt: Es darf keine medizinischen Möglichkeiten einer Heilung mehr geben. Dadurch ist bei einer schweren Erkrankung wie Krebs die Lebenserwartung in vielen Fällen tatsächlich absehbar – eine klare Grenze gibt es dabei jedoch nicht.

Defintion: Was bedeutet palliativ?

Der Begriff „palliativ“ leitet sich aus dem Lateinischen Wort „pallium“ ab, das wörtlich übersetzt „Mantel“ bedeutet. Die Definition von „palliativ“ könnte man also mit „ummantelnd“ übersetzen. Konkret ist mit Palliative-Care gemeint, einen unheilbar kranken Patienten so zu behandeln, dass seine Beschwerden so weit wie möglich gelindert werden. Oder im Bild zu bleiben: Es wird ihm ein Mantel umgelegt, damit er seine Situation besser ertragen kann.

Die Ursache der Erkrankung wird bei einer palliativen Therapie nicht mehr behandelt, nur die Symptome gelindert. Es geht also nicht um lebensverlängernde Maßnahmen, sondern darum, die Lebensqualität so hoch wie noch irgend möglich zu halten. Dies betrifft insbesondere die Schmerztherapie. Die Patienten erhalten schmerzlindernde Medikamente, um eine bestmögliche Lebensqualität für die ihnen verbleibende Zeit zu sichern. Aber auch weitere Begleiterscheinungen wie Depressionen oder Übelkeit werden medikamentös bekämpft.

Das Wort „Palliativ“ wird häufig in Zusammenhang mit folgenden Begriffen verwendet:

  • Palliativmedizin
  • Palliativpflege
  • Palliativstation
  • Palliativversorgung
  • Palliative Care

Dabei ist im Prinzip immer das gleiche gemeint: die palliative Betreuung eines todkranken Patienten bis zum Schluss. Zumeist in extra dafür ausgestatteten Stationen eines Krankenhauses oder einem Hospiz.

Was wird bei einer Palliativ-Behandlung gemacht?

Das zentrale Ziel der Palliativtherapie besteht darin, belastende Symptome für den betroffenen Patienten zu kontrollieren und zu mildern. Daher müssen diese zunächst geklärt werden. Ebenso gilt es, die Wünsche von Patienten und Angehörigen zu erfassen, um geeignete Maßnahmen ergreifen zu können.

Bei diesem Maßnahmen unterscheiden die Palliativmediziner zwischen der allgemeinen Patientenversorgung und der speziellen. Falls die Symptome sich noch im erträglichen Rahmen bewegen, werden durch das Pflegeteam, dem sogenannten „Palliative Care Team“, Maßnahmen ergriffen, um die Patienten nach Möglichkeit in ihrem heimischem Umfeld zu belassen und ambulant mit schmerztherapeutischen Mitteln zu versorgen.

Die spezialisierte Palliativversorgung wird meist in Hospizen oder Palliativstationen der Kliniken angeboten. Der Grund ist, dass die Maßnahmen und auch die Überprüfung der Therapie umfangreicher und zeitintensiver sind. Zudem muss ein Arzt regelmäßig erreichbar sein.

Je nachdem, in welcher Phase sich der Patienten befindet, werden die entsprechenden Maßnahmen auch miteinander kombiniert. Große Bedeutung besitzt für die Palliativ-Helfer ein vertrauensvoller und offener Umgang: sowohl mit den Betroffenen als auch mit den Angehörigen. Es geht darum, das Thema Tod und Sterben ehrlich zu thematisieren und die Gefühle der Patienten sowie ihre Sicherheit, Selbstbestimmtheit und Geborgenheit in den Vordergrund zu stellen.

Wie lange kann man palliativ behandelt werden?

Wie lange eine palliative Behandlung dauert, ist schwer vorherzusagen. Eine klare zeitliche Begrenzung, wie lange ein Patient palliativ behandelt wird, gibt es nicht. Da sie jedoch die Endphase einer schweren Krankheit betrifft, dauert sie naturgemäß in den meisten Fällen eher wenige Wochen als Monate.

In vielen Fällen wird auch erst in den letzten Tagen vor dem Ableben palliativ behandelt, wenn sowohl die Bettlägerigkeit als auch der innere Rückzug der Patienten zunehmen und insbesondere der seelische Beistand an Bedeutung gewinnt, um Angst und Trauer abzumildern.

Doch palliativ kann auch je nach Krankheitsbild eine deutlich frühere Begleitung bedeuten. Die Medizinerin Dr. med. Ingeborg Jonen-Thielemann unterscheidet daher nicht nach der Länge des palliativen Prozesses, sondern nach vier Phasen:

  1. Rehabilitationsphase
    In der ersten Phase geht es darum, den Patienten ein weitestgehend normales Lebens zu ermöglichen, in dem gesellschaftliche Teilhabe und Mobilität gewährleistet sind. Diese Phase kann in einigen Fällen sogar über mehrere Jahre andauern und die Betreuung erfolgt in aller Regel ambulant.
  2. Präterminalphase
    In der zweiten Phase nehmen die Beeinträchtigungen durch die Erkrankung zu und ein aktives Leben ist immer schwerer möglich. Ein stationärer Aufenthalt wird wahrscheinlicher.
  3. Terminalphase
    Die dritte Phase gilt als die Vorstufe zum Sterben. In vielen Fällen setzt eine umfangreiche palliative Therapie erst jetzt ein, da die Patienten kaum noch oder gar nicht mehr das Bett verlassen können.
  4. Finalphase
    In der letzten Phase steht ein menschenwürdiges Sterben und die Begleitung der Angehörigen im Vordergrund. Die Sterbephase dauert meist nur sehr kurz: von mehreren Stunden bis hin zu wenigen Tagen.

Palliativmedizin zuhause

Wer unheilbar erkrankt, ist dankbar über jeden Tag, den er noch so gut wie möglich genießen kann. Ein wesentlicher Bestandteil ist in diesem Zusammenhang, dass sich die Symptome der Krankheit – insbesondere die Schmerzen – in einem erträglichen Maß halten.

Dies kann im Grunde überall passieren, theoretisch auch zu Hause. Faktisch findet jedoch die palliative Behandlung in den allermeisten Fällen in extra dafür ausgestatteten Palliativstationen in Krankenhäusern statt oder sogar in Einrichtungen, die nur für diesen Zweck geschaffen wurden – den Hospizen.

Der Grund ist einfach: Palliativpatienten benötigen meist eine intensive Beobachtung und Betreuung. Gerade die Gabe von hochdosierten Schmerzmitteln erfordert medizinisches Geschick und Erfahrung. Dies ist zuhause nur in den wenigsten Fällen möglich.

Palliativpatienten pflegen

Kann der Palliativ-Patient aber doch zuhause gepflegt werden, so werden die pflegenden Angehörigen fast immer von einem ambulanten Pflegedienst unterstützt. Dazu kommen niedergelassene Ärzte und weitere Helfer, die ehrenamtlich tätig sind. All diese Kräfte sind speziell für eine ambulante Palliativversorgung ausgebildet und bilden das mobile Palliative Care Team.

Ihre Arbeit ist dabei gut koordiniert. So greift ein Rädchen ins andere und eine gute Betreuung ist gewährleistet. Die Nachfrage nach ambulanten Palliative Care Teams ist jedoch weitaus größer als die Nachfrage. Entscheidend ist letztendlich die Diagnose und die Möglichkeit, die Palliativpatienten zuhause durchführen zu können. Gerade in ländlichen Regionen fehlt es diesbezüglich oftmals an entsprechender Infrastruktur.

Palliativ begleiten: Die Elemente der Palliativversorgung

Ob ambulant oder stationär: Neben der medizinischen Seite gehört zu einer Therapie, die palliativ erfolgt, eine Reihe von weiteren Maßnahmen. Sie richten sich nicht nur an die betroffenen Patienten, sondern ebenso an das Umfeld. Sowohl in einem Hospiz, als auch in den entsprechenden Palliativstationen der Krankenhäuser gibt es dafür Experten, die in diesem Zusammenhang unterstützend tätig sein können.

  • Palliativtherapie
    Ergo- und Physiotherapeuten, sowie Masseure helfen mit speziellen Mobilisierungen und unterstützen damit auch die Arbeit der Pflegekräfte, da eine Krafterhaltung der Patienten auch die Wundversorgung und Lagerung vereinfacht.
  • Palliativbetreuung
    Ehrenamtliche und speziell ausgebildete Helfer leisten neben den alltäglichen Erledigungen auch eine Begleitung der Angehörigen und sind für die Patienten als Gesprächspartner und zwischenmenschliche Bezugsperson da.
  • Sozialarbeit
    Die Sozialarbeiter in der Palliativbegleitung unterstützen hauptsächlich bürokratische und sozialrechtliche Angelegenheiten wie die Korrespondenz mit Krankenkassen oder Rentenversicherung, sind aber auch als Ansprechpartner für die Angehörigen zur Stelle.
  • Seelsorge
    Kirchliche Seelsorger, aber auch Psychotherapeuten, helfen bei seelischen Nöten und unterstützen die Betreuung der Ehrenamtlichen auf dem Gebiet der psychosozialen Begleitung.

Palliative Chemotherapie und andere Behandlungen

Die Tatsache, dass der Patient palliativ behandelt wird, bedeutet nicht, dass er lediglich eine hohe Dosierung an Schmerzmitteln erhält und ansonsten seinem Schicksal überlassen ist. Eine palliative Therapie ist wesentlich umfangreicher, als auf den ersten Blick zu vermuten ist.

Sie enthält in den meisten Fällen verschiedene Bestandteile, zum Beispiel:

  • Medikamente
    Um Schmerzen zu lindern, aber auch die Ernährung zu ermöglichen, Atemnot zu vermeiden und Depressionen zu verhindern, werden Medikamente verabreicht. Dies muss nicht zwangsläufig in Tablettenform geschehen, auch Tropfen, Injektionen, Infusionen, Pflaster oder sogar Lollis kommen dabei zum Einsatz.
  • Bestrahlung
    Gerade bei Tumorpatienten soll mit Hilfe von Bestrahlungen das Wachstum der Metastasen reduziert werden – insbesondere an den Knochen. So soll die Mobilität einigermaßen erhalten werden.
  • Chemotherapie
    Ebenso wie bei der Bestrahlung kann auch durch eine Chemotherapie der Tumorpatient in der Endphase der Erkrankung nicht mehr geheilt werden. Sie kann den Verlauf der Krankheit allerdings positiv beeinflussen und somit erträglicher gestalten.
  • Operation
    Im Prinzip widerspricht der Gedanke, palliativ zu behandeln, einer Operation. Im Einzelfall kann diese allerdings durchaus Sinn ergeben, wenn beispielsweise ein Darmverschluss, der eine große Qual für den Patienten bedeuten würde, operativ entfernt wird.

Bei allen Therapieformen, die palliativ angewandt werden, geht es letztendlich darum, quälende Symptome zu mildern, zu kontrollieren und abzufedern. Da die Lebensdauer absehbar ist, muss dabei nicht auf eventuelle Spät- und Langzeitfolgen geachtet werden. Daher kommen auch häufig Morphin-Präparate zum Einsatz, mit denen ansonsten in der Verabreichung sehr sparsam umgegangen wird.

Was ist der Unterschied zwischen Hospiz und Palliativ?

Ein Hospiz ist eine unabhängige Pflegeeinrichtung, deren einziges Ziel es ist, den todkranken Patienten eine Betreuung zuteil werden zu lassen, die eine möglichst hohe Lebensqualität und Selbstbestimmtheit ermöglicht. Diese Häuser sind darauf angelegt, die Palliativpatienten bis zum Schluss zu begleiten.

Palliativstationen in Krankenhäusern sind dagegen nicht auf eine dauerhafte Betreuung vorbereitet. Ist das Lebensende eines Patienten absehbar, so erfolgt meist keine Verlegung mehr. Doch wenn dies nicht der Fall ist, sind Palliativstationen darauf ausgelegt, ihre Patienten wieder zu entlassen: Nach Hause oder in ein Hospiz.

In beiden Fällen wird nicht nur bei Krebserkrankungen palliativ behandelt. Auch bei anderen schweren Krankheiten im Endstadium kommt die Palliativpflege in der letzten Lebensphase zum Einsatz, zum Beispiel bei:

  • Mukoviszidose
  • Schädel-Hirn-Traumata
  • Demenz
  • Amyothrophe Lateralsklerose (ALS)
  • Multipler Sklerose (MS)
  • Lungenfibrose

Weitere Informationen zur Palliativbehandlung

Sowohl Bundesärztekammer als auch das Bundesgesundheitsministerium bieten auf ihren Seiten Ratgeber und Infobroschüren rund um das Thema „Palliativ behandeln“. Dort finden Sie auch entsprechende Anlaufpunkte und Angebote in Ihrer Nähe.

Was andere Leser noch gelesen haben

  • Palliativmedizin: Linderung für den letzten Lebensweg
  • Sterbebegleitung: Tipps für eine schwere Zeit
  • Sterbehilfe: Was ist erlaubt?
  • Vorsorge-Checkliste: Das Lebensende vorbereiten
  • Angst vor dem Tod: Fünf Gründe dagegen

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

[Bildnachweis: Chinnapong by Shutterstock.com]

Bewertung: 4,98/5 - 6620 Bewertungen.

Wie lange lebt man noch palliativ?

Eine palliative Versorgung kann sehr früh beginnen und sich über viele Monate, manchmal auch Jahre hinziehen. "Palliativ" heißt also nicht, dass es nur noch um Tage und Wochen geht. Die letzte Lebenszeit von unheilbar Erkrankten kann in verschiedene Phasen unterteilt werden.

Was bedeutet nur noch palliativ behandelbar?

Palliativmedizin ist die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer fortschreitenden Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung. Die Erkrankung kann nicht mehr geheilt werden.

Wie lange dauert die Terminalphase?

Die Terminalphase erstreckt sich über wenige Tage oder Wochen. Sie geht mit Bettlägerigkeit und beeinträchtigter Handlungsfähigkeit einher. Die Symptome können rasch wechseln, die Sterbenden ziehen sich innerlich zurück – oder verfallen in Ruhelosigkeit.

Warum gibt man Sterbenden Morphium?

In richtiger Dosis angewandt und während der Behandlung kontrolliert zögern Opioide das Sterben weder hinaus, noch beschleunigen sie den Eintritt des Todes. Auch wenn Morphium in den Augen vieler mit den letzten Tagen im Leben verknüpft ist, hat es als Schmerzmittel vielen Patienten über Jahre das Leben erleichtert.