2 Jahre nach Geburt keine Lust

Ich habe ja mittlerweile eine ganze Reihe von Freundinnen und Bekannten mit Kindern. Junge Mütter, soweit das Auge reicht. Und es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich sie sind und wie unterschiedlich sie ihr Leben organisieren. Die eine bekommt gleich mehrere Kinder hintereinander und bleibt drei Jahre am Stück Zuhause. Die andere geht schon nach sechs Monaten wieder voll arbeiten und wuppt irgendwie nebenbei noch Treffen mit Freunden und ihre Beziehung. Und das Kind natürlich. Manche werden sehr häuslich und ruhebedürftig, andere würden am liebsten trotzdem jedes Wochenende ausgehen. Aber eines höre ich von allen in den ersten ein, zwei Jahren nach der Geburt: Sie haben wenig bis keine Lust auf Sex. Darauf, dass das anscheinend so klar ist, war ich nicht vorbereitet. Aber was weiß ich auch schon, ich habe schließlich keine Kinder. Grund genug also, da mal genauer nachzufragen.

Das Kind kam, die Lust auf Sex ging

Meine Freundin Pia etwa hatte immer gerne viel Sex, ob als Single oder in Beziehungen, das gehörte immer dazu, ohne Wenn und Aber. Schon während der Schwangerschaft berichtete sie mir: „Es fühlt sich einfach nicht mehr gut an, teilweise tut es sogar weh.“ Schmerzen beim Sex können ja, soviel weiß ich immerhin, die unterschiedlichsten Ursachen haben. Und auch Frauen betreffen, die nicht schwanger sind. Aber da überlasse ich die Diagnose natürlich den Fachleuten. Zweifelsfrei zu diagnostizieren war aber Pias Frustration über diese Situation. Nach der Schwangerschaft waren weniger Schmerzen das Problem, sondern schlicht die mangelnde Lust. Ihr Körper, sagt sie heute, fühle sich einfach nicht mehr so an wie vorher, angefasst werden sei viel weniger lustvoll als früher und überhaupt, alles sei anders. Umso stärker ist bei dir das Bedürfnis, im Arm gehalten, gekuschelt, gestreichelt zu werden. Trotzdem schwingt immer auch die Angst mit, nicht mehr begehrenswert zu sein. Vor allem dann, wenn der Freund, der lange arbeitet und als junger Vater ein extremes Schlafbedürfnis entwickelt hat, abends nur noch ins Bett plumpst statt Pia das Gefühl zu geben, nach wie vor die heißeste Frau des Planeten zu sein. „Bleibt das jetzt so?“, fragt sich Pia.

Viele junge Mütter sagen: Statt Sex lieber schlafen

Das hat sich auch Esther manchmal gefragt, eine ebenfalls schöne, junge Mutter, die ich immer als extrem lustvoll, experimentierfreudig und schlicht körperlich wahrgenommen habe. Mit ihrem Freund probierte sie alles aus, worauf sie Lust hatten. Und beide hatten ganz einfach oft Lust. Dann kam das Kind – und die Lust ging. Zumindest in den ersten Monaten. Doch was heißt das eigentlich, keine Lust mehr. Keine Lust auf den Partner, keine Erregung, keine Lust, überhaupt angefasst zu werden? Esther kann das auch nur schwer erklären. „Das hatte nichts mit meinem Freund zu tun. Ich habe mich einfach selbst nicht als lustvoll empfunden, hatte kein Bedürfnis nach intimen Berührungen und schon gar nicht nach wildem Sex. Kuscheln und vor allem schlafen war mir viel wichtiger. Der Gedanke an Sex war anstrengend. Auch, als mein Körper nach der Geburt theoretisch wieder bereit gewesen wäre.“ Mittlerweile ist das Kind drei Jahre alt. Esther hat längst abgestillt, ihr Körper ist fit, sie hat wieder ihre alte Figur und fühlt sich wohl. Die Lust kommt nach wie vor aber nur gelegentlich zu Besuch. Ausruhen, gemütlich auf der Couch sitzen, wenn das Kind schläft, und nach wie vor: Schlafen, wann immer es geht. Das steht auf der Rangliste ganz weit vor Sex. Genau das gleiche erzählt eine ehemalige Arbeitskollegin. Die hat es sogar mal mit Tabletten probiert, die ihr die Frauenärztin verschwörerisch empfohlen hat. Die sollen die Libido wieder wachrütteln. Bisher halte sich die Wirkung in Grenzen, sagt sie.

Sex und Muttersein: Das passt nicht immer zusammen

Puh. Das klingt ja… ganz schön ernüchternd. Gerade, wenn man es von Müttern hört, die ansonsten allen Klischees widerstehen. Sie hängen eben nicht nur auf Spielplätzen rum, sie reden über ganz viele andere Dinge als nur ihre Kinder, sie tragen nicht nur Schlabberklamotten und sie sind einfach heiße, tolle Frauen. Geburt hin oder her. Aber das Thema mangelnde Lust auf Sex – das scheint oft eben kein Klischee zu sein, sondern bittere Realität. Aber ist das jetzt ein Grund, Trübsal zu blasen? Pia hadert noch mit sich. Esther, deren Kind anderthalb Jahre älter ist, ist schon einen Schritt weiter. Sie sagt nämlich: „Erstens weiß ich mittlerweile, dass es fast allen Frauen so geht. Zweitens hat meine Beziehung eine ganz andere Qualität bekommen. Sex muss nicht mehr sein, um Bestätigung vom Partner zu bekommen. Aktuell sind eben andere Dinge wichtiger.“ Und eines hat mir, die das Ganze ja nur staunend von den Zuschauerrängen beobachten kann, richtig gut gefallen. Denn Esther sagt auch: „Die Lust kommt mehr und mehr zurück. Manchmal verabreden wir uns zum Sex. Das klingt albern, kann aber super sein. Denn wir zelebrieren die Stunde, die wir vielleicht Zeit und Ruhe dafür haben, ganz anders als früher.“ Und manchmal, sagt Esther, ist es eben auch nur ein Quickie. Weil einfach Zeit und Kraft für mehr fehlt. In meiner Vorstellung geben sich die erschöpften Eltern danach ein „High Five“ und jubeln ein bisschen. Geschafft! Sowieso, sagt Esther, muss man das Ganze auch mal mit Humor nehmen. Auch wenn es manchmal nervt.

Und manchmal kommt die Lust auf Sex einfach zurück

Und vielleicht hilft auch der Blick in eine mögliche Zukunft: Ich habe nämlich auch ein paar Freundinnen und Bekannte, deren Kinder bereits zur Schule gehen, also sechs Jahre und älter sind. Und diese Mütter können sich über mangelnde Libido nicht beklagen, im Gegenteil: Da sprudelt die Lust, als seien sie nie schwanger gewesen. Okay, als kleine Einschränkung: Die Lust beschränkt sich nicht unbedingt auf einen Partner bzw. gibt es den einen Partner auch nicht bei allen. Aber: Libido ist da. Punkt. Das sage ich jetzt auch immer meiner Freundin Pia. Nichts muss immer so bleiben wie es aktuell ist. Auch wenn ich ja eigentlich keine Ahnung hab. Aber dafür kann man ja Fragen stellen an die, die Ahnung haben. Und natürlich muss man auch mal sagen, sogar als Sexkolumnistin: Sex, liebe Leute, ist auch nicht alles. Genauso, wie man vielleicht nicht sein Leben lang auf den einen Partner Lust hat, hat man manchmal eben auch gar keine Lust. Und dafür einen Haufen zuckersüßer Kinder. Und vielleicht trotzdem nen tollen Typen, mit dem man zusammen müde und sexlos auf der Couch abhängen kann. So what? Hauptsache, man spricht miteinander. Und mit mir. Damit ich allen erzählen kann: Du, liebe junge Mutter, bist nicht allein mit diesem Thema. Und das ist doch auch ne gute Sache.

Warum hat Frau nach Geburt keine Lust mehr?

Stress und Schlafmangel Stress und Schlafmangel sind in den ersten Monaten mit Baby völlig normal. Ein Kind krempelt eben das komplette Leben um. Gleichzeitig können Zeitmangel, Stress und Müdigkeit auch dafür sorgen, dass keine Lust auf Sex aufkommt.

Was tun gegen sexuelle Unlust nach Geburt?

Wie können Paare mit Kind ihr Liebesleben wieder anregen?.
Miteinander sprechen hilft, wie in vielen Situationen, auch bei sexueller Unlust nach der Geburt. ... .
Setz' Dich nicht unter Druck. ... .
Es klingt zwar unromantisch, aber Du solltest Dir mit Deinem Partner feste Zeiten ganz für Euch allein nehmen..

Was kann man gegen sexuelle Unlust bei Frauen tun?

Was tun bei Libidoverlust? Liegt dem Libidoverlust keine organische Ursache zugrunde, kann eine unspezifische Therapie helfen. Bereits ein Gespräch oder Entspannungsübungen können dazu führen, dass sich negative Denkmuster und Stress auflösen. Manchen Frauen hilft es auch, sexuellen Tagträumen Raum zu geben.

Welches Hormon fehlt bei sexueller Unlust?

Das darin enthaltende Östrogen bildet in der Leber SHBG (Sexual Hormon Binding Globuline), das Testosteron bindet und dadurch die Libido dämpft. Am häufigsten sind jedoch Frauen in den Wechseljahren von einem Mangel an Androgenen betroffen.