Frau Haase, Sie sind erst 23, arbeiten aber schon seit Jahren als Schauspielerin: Könnten Sie sich überhaupt noch einen anderen Beruf für sich vorstellen? Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Seit wann zieht es Sie vor die
Kamera? Das war ein ganz erstaunliches Debüt: Ein Teenager, also Ihre Filmfigur, lädt 13 Jungs zu sich ein, um mit ihnen Sex zu haben. Wo haben Sie als 15-Jährige den Mut zu einem Film hergenommen? Haben Sie sich später an einer Schauspielschule beworben? Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Zudem haben Sie ja bestimmt längst für die nächsten Filme unterschrieben, zum Beispiel für "Fack ju Göhte 3". Wie läuft denn Ihr Studium an der FU Berlin? Also nie mehr Vorlesungen in Geschichte? Vermissen Sie die Uni schon? Teilen Sie Ihr Leben in die Zeit vor und nach "Fack ju Göhte" ein? Haben Sie das Gefühl, dass Sie durch Ihre Rollen erwachsen geworden sind? Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Ach so. Empfinden Sie die Rolle der Chantal als Segen oder als Fluch, weil Sie so stark damit identifiziert
werden? Marisa (Alina Levshin, r) und Sandro (Gerdy Zint) weisen Svenja (Jella Haase) in einer Szene des Kinofilms "Kriegerin" in ihre Schranken. © Quelle: ZDF / dpa Versuchen Sie, sich mit Ihrer Rollenwahl von Chantal abzusetzen? ... oder eine Zwergspitzdame namens Gidget wie im Animationsfilm "Pets", der gerade in den Kinos läuft. Wie spricht man eigentlich einen
Zwergspitz? Ende August startet der Film "Looping" über drei Frauen, die Halt suchen und beieinander Trost finden. Demonstrativ ziehen Sie in einer Szene Ihr T-Shirt hoch und zeigen ihre nackten Brüste: Müssen Sie da schlucken oder
gehört das zum Job? Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Und die lesbischen Szenen? Sind die selbstverständlich? Würden Sie sich für eine Rolle, die das verlangt, zehn Kilo anfuttern oder auch abhungern? Sind Sie politisch? Engagieren Sie sich noch für Flüchtlinge? Also helfen Sie Flüchtlingen noch? Gehen Sie auf die Straße, um für oder gegen etwas zu protestieren? Verstehen Sie es, wenn viele Ihrer Generation vorwerfen, unpolitisch zu sein? Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Fühlen Sie sich durch den nicht abreißenden Bombenterror verunsichert in Ihrem
Alltag? Werden Sie sich künftig im Menschengewimmel auf dem roten Teppich verstohlen umschauen, ob von irgendwo Gefahr droht? Jella Haase als liebenswerte Prollgöre Chantal mit Elyas M’Barek und Gizem Emre auf Klassenfahrt in "Fack ju Göhte 2". © Quelle: Constantin Grellbunte Leggings, Basecap, blauer Lidschatten: So sieht die Prollgöre aus den "Fack ju Göhte"-Filmen aus, die die Herzen der Kinozuschauer in nun schon zwei Kinofilmen erobert hat. Keinesfalls aber sollte man den Fehler begehen, die Tussi Chantal mit der Berliner Schauspielerin Jella Haase zu verwechseln. Das liebenswerte Dummchen ist nur eine Rolle in der bereits erstaunlich langen Filmografie der 23-Jährigen – allerdings diejenige, mit der sie endgültig zu einer der gefragtesten Nachwuchsdarstellerinnen dieser Republik wurde. Die Schulklassenkomödie, besetzt mit Prominenz von Elyas M'Barek über Karoline Herfurth bis zu Katja Riemann war vor drei Jahren der große Abräumer an den Kinokassen, dem naturgemäß mittlerweile ein zweiter Teil gefolgt ist. Weitere Fortsetzungen? Keinesfalls ausgeschlossen. Vor der Kamera stand Haase schon viel früher und riskierte dabei einiges. Besonders der Kurzfilm "Der letzte Rest" über eine Gangbang-Party sorgte 2009 bei ihren Eltern für gehöriges Stirnrunzeln. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Einen ersten großen Auftritt hatte Haase in der Fernsehkomödie "Mama kommt" als Filmtochter von Senta Berger. Auch aus einigen "Tatort"-Folgen kennt man sie. Zuletzt starb Haase als Dresdner Polizeianwärterin einen brutalen Tod in der Volksmusikszene, ermordet in einem Einkaufszentrum. Teenager in GrenzsituationenAuf der großen Leinwand wagt sich Haase immer wieder an Rollen von Teenagern in Grenzsituationen: In "Lollipop Monster" (2011) verliert sie die Wirklichkeit aus den Augen und flüchtet in eine gefährliche Traumwelt. In "Kriegerin" (ebenfalls 2011) driftet sie als Schülerin aus bürgerlichem Hause in die ostdeutsche Neonazi-Szene ab, in "4 Könige" (2015) verbringt sie Weihnachten mit drei Schicksalsgenossen in der Jugendpsychiatrie. Auch in der jüngsten und viel gelobten "Heidi"-Verfilmung (2016) war sie dabei. Gerade leiht Haase in dem Animationsfilm "Pets" der Zwergspitzdame Gidget ihre Stimme, Ende August sucht sie als Rummelplatz-Mädchen Leila in "Looping" einen Platz im Leben. Momentan ist sie mit dem Fernsehfilm "Das Leben danach" beschäftigt, in dem sie eine von der Loveparade-Katastrophe in Duisburg traumatisierte Frau spielt. Vielbeschäftigt und vielfach ausgezeichnet: Jella Haase hat ihr Studium – zumindest vorerst – für die Schauspielerei auf Eis gelegt. © Quelle: dpa Schwer zu glauben, dass die Tochter einer Zahnärztin bei all diesen Verpflichtungen noch Zeit für anderes findet. Haase lebt in einer Berliner Wohngemeinschaft ("meine zweite eigene Wohnung") und hat früher regelmäßig Vereinsfußball gespielt. Ein paar Semester studierte sie an der Freien Universität Berlin die Fächer Geschichte, Philosophie und Literaturwissenschaften. Wenn sie es dann tatsächlich mal zur Vorlesung schaffte, setzte sie sich am liebsten in die letzte Reihe, um nicht weiter aufzufallen. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Früher hing in Haases Zimmer ein Starfoto von Johnny Depp. Das war der Held ihrer Jugend. "Wenn ich den heute träfe, würde mir das Herz vermutlich immer noch bis zum Hals schlagen", sagt sie. Umgekehrt aber erlebt sie es, dass ihre ganz jungen Fans zittern, wenn sie ihr begegnen. "Das finde ich richtig süß", sagt Jella Haase. Von Stefan Stosch |