Bei welchen krankheiten ist der calprotectin-wert erhöht

Die quantitative Bestimmung von fäkalem Calprotectin gilt als ein Standardverfahren in der Diagnostik chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen. Aus der Konzentration des Proteins im Stuhl lassen sich zudem Rückschlüsse auf den voraussichtlichen Verlauf der Erkrankung ziehen.

Fäkales Calprotectin (CP) ist ein etablierter Biomarker zur Bewertung von Entzündungsprozessen im Kolon. Es dient dem Nachweis von neutrophilen Granulozyten in inflammatorischem Gewebe und erlaubt eine Differenzierung zwischen entzündlichen und nicht-entzündlichen Erkrankungen des unteren Intestinaltrakts. Aufgrund der hohen Sensitivität gibt die Analyse des fäkalen CP einen sicheren Aufschluss über die Intensität der inflammatorischen Läsion und spiegelt die endoskopisch feststellbare Krankheitsaktivität angemessen wider.

Auch wenn stark erhöhte Werte oft mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) in Verbindung stehen, beruht die klinische Entscheidungsfindung auf Wahrscheinlichkeiten, schreiben Almina Jukic­ von der Abteilung für Innere Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck und Kollegen. Denn es existierten bislang keine einheitlichen Cut-off-Werte für die Diagnose einer CED. In ihrem Review geben die Wissenschaftler eine Empfehlung für die Interpretation des fäkalen CP und erläutern, wann eine Endoskopie notwendig wird.

Verdacht auf CED

Ein Wert < 40 µg/g bei einer hochsensitiven Quantifizierung des fäkalen CP schließt eine Inflammation fast sicher aus. Bei einem Ergebnis zwischen 40 und 150 µg/g wird angeraten, zunächst andere Ursachen zu eliminieren*. Eine erneute Evaluierung innerhalb von zwei bis vier Wochen ist empfehlenswert. Beträgt der Wert beim Follow-up weiterhin < 150 µg/g oder bestehen oberhalb dieser Grenze keine Symptome, ist eine CED unwahrscheinlich. In diesem Fall sollten nicht-inflam­matorische Erkrankungen (z.B. ein Reizdarmsyndrom) in Betracht gezogen werden. Dahingegen macht ein Wert > 150 µg/g bei Erstuntersuchung und in Kombination mit persistenten Symptomen beim Follow-up eine Koloskopie notwendig, ggf. mit zusätzlicher Querschnittsbildgebung. Vorher sollte man andere Ursachen für den Anstieg des fäkalen CP ausschließen. Auch wenn Alarmsymptome wie Gewichtsverlust, Schweißausbrüche, blutiger Durchfall und/oder Erbrechen auftreten, empfehlen die Autoren die Endoskopie.

Bestehende CED

Ein fäkales CP von < 150 µg/g bei Erstuntersuchung lässt auf eine Remission schließen. Ein Wert bis zu 250 µg/g signalisiert ein geringes Risiko für eine Exazerbation. Wenn alternative Gründe für den Anstieg ausgeschlossen werden können, empfiehlt es sich, innerhalb von ein bis drei Monaten erneut zu kontrollieren. Betragen die Werte erneut bis zu 250 µg/g und der Patient ist beschwerdefrei, befindet er sich vermutlich in Remission. Die Autoren raten in diesem Fall zur Überwachung. Gibt es keine Hinweise auf anderweitige Ursachen, sind bei Werten > 250 µg/g bei Erstuntersuchung oder beim Follow-up in Kombination mit Beschwerden eine Therapieanpassung und/oder Endoskopie indiziert.

Dieses Bewertungsschema basiert auf der Literatur und klinischen Erfahrungswerten, erklären Jukic und ihre Kollegen. Durch ein besseres Verständnis der biologischen Funktion von Calprotectin und insbesondere der Wirkungsweisen der Einzelbestandteile S100A8 und S100A9 könne man die Aussagekraft des Biomarkers in Diagnostik und Therapie zukünftig noch erhöhen.

* Ein Anstieg des CP-Werts kann auch durch bakterielle oder virale Infektionen, Diverti­kulitis, bestimmte Medikamente und intestinale Malignome bedingt sein.

Quelle: Jukic A et al. Gut 2021; DOI: 10.1136/gutjnl-2021-324855

Nur selten kann allein anhand der vielfältigen Symptome von chronischen Magen-Darm-Beschwerden geklärt werden, ob diese organischen oder funktionellen Ursprungs sind. Ein genauerer Aufschluss über die Ursache ist jedoch für die Auswahl weiterer diagnostischer Schritte und geeigneter Therapieansätze wichtig. Hierzu hat sich der Labormarker Calprotectin als zuverlässiges, nicht-invasives und preisgünstiges diagnostisches Hilfsmittel erwiesen. Es dient als Hinweis auf entzündliche Prozesse und anderer organisch bedingter Erkrankungen des Verdauungstraktes.

Funktion von Calprotectin

Calprotectin ist ein Protein, das von bestimmten Immunzellen – vorrangig neutrophilen Granulozyten – produziert und im Zellinneren gespeichert wird. Entzündungen aktivieren die Neutrophilen und führen zur Freisetzung des Calprotectins. Die ausgeschiedenen Calprotectin-Mengen korrelieren mit der Intensität der Entzündung und sind zumeist über längere Zeiträume konstant. Calprotectin erfüllt bei entzündlichen Vorgängen sehr unterschiedliche Rollen: Lösliches Calprotectin in der Mucosa und im Darmlumen vermag durch seine stark Zink-bindende Eigenschaft die Vermehrung von pathogenen Bakterien zu hemmen. In Gefäßwänden und Geweben steigert es die Beweglichkeit von Immunzellen und induziert pro-inflammatorische Signale.

Im Fall von entzündlichen Darmerkrankungenwie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa wandern Neutrophile in großer Zahl in die Mucosa ein, wodurch deutlich erhöhte Calprotectin-Konzentrationen im Stuhl nachweisbar werden. Dieser Zusammenhang bedingt die sehr hohe Sensitivität des Calprotectin-Testes für entzündliche Darmerkrankungen.
Insbesondere lassen sich mittels der Bestimmung von Calprotectin Rezidive entzündlicher Darmerkrankungen vorhersagen. Bei normalen, d.h. sehr geringen Calprotectin-Mengen im Stuhl kann hingegen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass bestehende gastrointestinale Beschwerden auf einem Reizdarmsyndromoder anderen Auslösern ohne entzündliche Komponente beruhen.

Der Analyt ist in Stuhlproben mehrere Tage lang stabil.

Wann könnte ein Calprotectin-Test sinnvoll sein?

Entzündungen können viele Symptome hervorrufen. Um ein entzündliches Geschehen festzustellen oder weitgehend auszuschließen eignet sich der Calprotectin-Test.

  • Unklare Magen-Darm-Beschwerden (Diarrhoe, Obstipation, Flatulenz, Blähungen)
  • Enterocolitiden
  • Vorhersage von Rezidiven
  • Als Ergänzung bei Verdacht auf erhöhte Darmpermeabilität (Leaky Gut Syndrom)
  • Resorptionsstörungen mit Folge von Nährstoff-Mangel
  • Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Calprotectin-Test in Ihrer Praxis

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Wie hoch ist der Calprotectin

Erhöh- te Calprotectin Werte (> 50μg/g) wurden in 85% der Patienten mit Darmkrebs und 81% der Patienten mit entzündlichen Erkrankun- gen, aber auch bei 37% der Patienten mit normalen oder trivia- len endoskopischen Befunden festgestellt.

Was beeinflusst Calprotectin?

Ist der Calprotectin-Wert erhöht, deutet das auf eine Ansammlung von weißen Blutkörperchen im Darm und damit auf eine Entzündung im Magen-Darm-Trakt hin. Der Blutwert C-reaktive Protein (CRP) ist ein weiterer Biomarker, der bei CED gemessen wird und einen allgemeinen Hinweis auf eine Entzündung irgendwo im Körper gibt.

Welcher Calprotectin

Normwerte (altersabhängig).

Ist Calprotectin bei Darmkrebs immer erhöht?

Wie stehen Sie zu dem Calprotectin-Wert als Tumormarker? Kucharzik: Calprotectin ist kein Tumormarker, sondern ein Entzündungsmarker, der in Ihrem Fall auch nur leicht erhöht ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass in dem von Ihnen beschriebenen Fall Darmkrebs vorliegt, ist sehr gering.