Es war die Nachtigall und nicht die Lerche Shakespeare

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Randbemerkung: „Es war die Nachtigall und nicht die Lerche ...“

(14.04.2022) „Es war die Nachtigall und nicht die Lerche, die eben jetzt Dein banges Ohr durchdrang.“ Mit diesem Satz wollte Julia ihren Romeo nach der Liebesnacht am Fortgehen hindern. Wer kennt die traurigste Liebesgeschichte der Welt nicht?! Und auch Theodor Storms Gedicht ist im Ohr:

Es war die Nachtigall und nicht die Lerche Shakespeare

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Das macht, es hat die Nachtigall
die ganze Nacht gesungen.
Da sind von ihrem süßen Schall,
da sind in Hall und Widerhall
die Rosen aufgesprungen.

Denn die Nachtigallen sind zurück aus Afrika. Wer die Plätze kennt, kann jetzt im April wieder des nachts die Nachtigallen-Männchen schlagen, trillern, schluchzen und flöten hören, weil sie ein Weibchen suchen. Der Gesang ist wunderschön und lässt von jeher die Menschen träumen. Hans Christian Andersen erzählt in seinem Märchen „Des Kaisers Nachtigall“ davon, wie eine Nachtigall durch ihren Gesang den todkranken Kaiser gesunden lässt. Und man sagt, wer in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai eine Nachtigall singen hört, der hat Glück in der Liebe.

Nachtigall, auch Dich schon hör ich
Wie Du flötest, seligtrübe
Schluchzend lang gezogene Töne,
und Dein Lied ist lauter Liebe.
Heinrich Heine

Die kleinen Sänger - Zugvögel - sind unscheinbar, nur 16 bis 17 cm groß mit rötlichbraunem bis fahlem graubraunem Gefieder. Ihre Brutzeit ist im Mai/Juni, und wenn sich ein Paar gefunden hat, dann gibt es keinen nächtlichen Gesang mehr. Nur noch tagsüber zwitschern die Männchen, um ihr Revier zu verteidigen. Aber die verschmähten und alleingebliebenen schluchzen und flöten von spätabends bis frühmorgens unverdrossen weiter, in der Hoffnung, doch noch von einer Nachtigallendame erhört zu werden.

Das Lied der Nachtigall kennt 20 bis 30 Variationen, ist stets anders, überraschend und sehr lautstark. Es heißt auch: „Die Nachtigall vergisst ihr Lied!“ weil sie in immer neuen Abwandlungen singt.

Ich wünsche meinen Lesern und Leserinnen, dass sie an Flussufern und Waldrändern nachts das Glück haben, die Nachtigall singen zu hören. Der Gesang verzaubert im diesen schlimmen Zeiten!

...) Julia Willst du schon gehen? Es ist noch lange bis zum Tag: Es war die Nachtigall und nicht die Lerche, die dich vorhin erschreckte - - sie pflegt alle Nacht auf jenem Granatbaum zu singen; glaube mir, mein Herz, es war die Nachtigall.

Romeo Es war die Lerche, die Heroldin des Morgens, nicht die Nachtigall. Siehst du, meine Liebe, die neidischen Streifen, die dort im Osten die sich scheidenden Wolken umwinden: Die Kerzen der Nacht sind abgebrannt, und der fröhliche Tag blickt auf den Zehen stehend über die Spitzen der nebligen Berge. Ich muss gehen und leben, oder bleiben und sterben.

Julia Jenes Licht ist nicht Tag-Licht, glaube mir´s, es ist irgend ein Meteor, das die Sonne ausdünstet, um in dieser Nacht deine Reise nach Mantua zu beleuchten; bleibe noch ein wenig, du sollst nicht so früh gehen.

Romeo Lass mich ergriffen, laß mich zum Tod verurteilt werden; ich bin zufrieden, wenn du es haben willst. Ich will sagen, jenes Grau sei nicht des Morgens Auge, sondern nur der blasse Gegenschein von Cynthia´s Stirne; und es sei nicht die Lerche, deren Noten so hoch über unserm Haupte zu den himmlischen Gewölben hinauftönen. Nichts als die Sorge um unsre Sicherheit kan mich aus deinen Armen reissen; aber Julia will´s, und der Tod soll mir willkommen sein. Wie ists, meine Seele? Lass uns schwatzen, es ist noch nicht Tag.

Julia Es ist, es ist; verlass mich, fliehe, mein Geliebter; es ist die Lerche, die so tonlos singt, ihr misslautendes, unangenehm-scharfes Gurgeln ruft dich weg - - O gehe, gehe, es wird immer heller und heller. (....)

William Shakespeare
Romeo und Juliette.
William Shakespeare

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Siebende Scene.

Juliettens Zimmer, von der Garten-Seite.

Romeo und Juliette, oben an einem Fenster; woran eine Strik-Leiter befestigt ist.

Juliette. Willt du schon gehen? Es ist noch lange bis zum Tag: Es war die Nachtigall und nicht die Lerche, die dich vorhin erschrekte – – sie pflegt alle Nacht auf jenem Granatbaum zu singen; glaube mir, mein Herz, es war die Nachtigall.

Romeo. Es war die Lerche, die Heroldin des Morgens, nicht die Nachtigall. Siehst du, meine Liebe, die neidischen Streiffen, die dort im Osten die sich scheidenden Wolken umwinden: Die Kerzen der Nacht sind abgebrannt, und der fröliche Tag gukt auf den Zehen stehend über die Spizen der neblichten Berge. Ich muß gehen und leben, oder bleiben und sterben.

Juliette. Jenes Licht ist nicht Tag-Licht, glaube mir's, es ist irgend ein Meteor, das die Sonne ausdünstet, um in dieser Nacht deine Reise nach Mantua zu beleuchten; bleibe noch ein wenig, du sollst nicht so früh gehen.

Romeo. Laß mich ergriffen, laß mich zum Tod verurtheilt werden; ich bin zufrieden, wenn du es haben willst. Ich will sagen, jenes Grau sey nicht des Morgens Auge, sondern nur der blasse Gegenschein von Cynthia's Stirne; und es sey nicht die Lerche, deren Noten so hoch über unserm Haupte zu den himmlischen Gewölben hinauftönen. Nichts als die Sorge um unsre Sicherheit kan mich aus deinen Armen reissen; aber Juliette will's, und der Tod soll mir willkommen seyn. Wie ists, meine Seele? Laß uns schwazen, es ist noch nicht Tag.

Juliette. Es ist, es ist; verlaß mich, fliehe, mein Geliebter; es ist die Lerche, die so tonloß singt, ihr mißlautendes, unangenehm-scharfes Gurgeln ruft dich weg – – O gehe, gehe, es wird immer heller und heller.

Romeo. Sage, immer finstrer und finstrer, da ich in wenigen Augenbliken dich nicht mehr sehen werde.

Die Amme kommt herein.

Amme. Gnädige Frau – –

Juliette. Amme?

Amme. Euer Gnaden Frau Mutter ist im Begriff heraufzukommen: Der Tag bricht an, nehmt euch in Acht, seht euch vor – –

(ab.)

Juliette. So muß ich dann von meinem Leben scheiden? – –

Romeo. Lebe wohl, lebe wohl; noch einen Kuß, und ich will gehen.

(Romeo steigt aus dem Fenster herab.)

Juliette. Und gehst du dann so? O mein Liebster, mein Herr, mein Gemahl, mein Freund! Ich muß alle Tage Nachricht von dir haben, alle Stunden, denn in einer Minute ohne dich sind viele Tage. Ach! nach dieser Rechnung werd' ich alt seyn, eh ich meinen Romeo wieder sehe.

Romeo. Lebe wohl, meine Liebe: ich will keine Gelegenheit versäumen, wodurch ich dir meinen Gruß übermachen kan.

Juliette. Ach, denkst du, wir werden uns jemals wieder sehen?

Romeo. Zweifle nicht; es wird eine Zeit kommen, wo alle diese Wiederwärtigkeiten uns zum Stoff angenehmer Gespräche dienen werden.

Juliette. O Gott! ich hab' eine Unglük-weissagende Seele – – Mich dünkt, ich seh dich, da ich so auf dich hinunter schaue, wie einen, der todt in seinem Grabe ligt. Entweder werden meine Augen düster, oder du siehst bleich – –

Romeo. Glaube mir, Liebe, du kommst mir eben so vor; der Kummer trinkt das Blut in unsern Wangen auf – – Lebe wohl, lebe wohl! – –

(Romeo geht ab.)


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Wer sagt es war die Nachtigall und nicht die Lerche?

Hans Christian Andersen erzählt in seinem Märchen „Des Kaisers Nachtigall“ davon, wie eine Nachtigall durch ihren Gesang den todkranken Kaiser gesunden lässt. Und man sagt, wer in der Nacht vom 30. April auf den 1.

Welcher Vogel in Romeo und Julia?

Luscinia megarhynchos. Die Nachtigall ist wegen ihres schönen Gesangs häufig Gegenstand der Literatur, wie zum Beispiel in William Shakespeares „Romeo und Julia“. Nachts singt das balzende Männchen, der Gesang am Tag dient hauptsächlich der Revierverteidigung.

Wie viele Tote bei Romeo und Julia?

Als Julia von ihren Eltern zur Heirat mit einem anderen gezwungen werden soll, nimmt sie ein Mittel ein, das sie tot erscheinen lässt – Romeo jedoch glaubt, sie sei wirklich gestorben, und greift seinerseits zum Gift. Julia folgt Romeo in den Tod.

In welcher Stadt spielt Romeo und Julia?

Ein Engländer machte die italienische Stadt Verona unsterblich: Als William Shakespeare zwischen 1594 und 1596 seine Tragödie „Romeo und Julia“ verfasste, siedelte er die Geschichte der todgeweihten Liebenden genau hier an.