„Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen“ – warum eine jahrtausendalte Stadt auch für uns heute noch ein Symbol der Hoffnung sein kann.- Werbung - Show Von Marcus Heckerle In den Himmel kommen – so lautet, platt gesprochen, das Ziel der Christen. Es ist die große Hoffnung auf die unmittelbare Gemeinschaft mit Gott. Das, was seit dem Sündenfall und der Ausweisung aus dem Paradies infrage steht, soll wiederhergestellt werden. Dann ist der Tod besiegt und alles Böse dieser Welt überwunden. Die Offenbarung des Johannes beschreibt dieses Ziel in den letzten beiden Kapiteln. Doch anders als vielleicht erwartet, ist dort nicht von Wölkchen und Harfenspiel die Rede. Stattdessen zeichnet Johannes in Kapitel 21 das Bild einer prächtigen Stadt: „Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen.“ Die Erfüllung unserer großen Hoffnung – wieso gerade eine Stadt? Und wieso gerade Jerusalem? Ort der Hoffnung und Sehnsucht- Werbung - Um diese Bilder zu verstehen, müssen wir beim Alten Testament beginnen. Dort spielt Jerusalem seit der Eroberung durch König David eine zentrale Rolle. Entscheidend ist, dass die Stadt mehr ist als nur Regierungssitz. Sie gilt als die „Stadt Gottes“. Nachdem David die Bundeslade dorthin überführt und Salomo den Tempel gebaut und eingerichtet hat, wird Jerusalem zum religiösen Zentrum Israels. Indem Gott sich mit der Stadt identifiziert und sie als Ort seiner besonderen Gegenwart erwählt (Psalm 132), geht ein Versprechen in Erfüllung, das Gott seinem Volk beim Auszug aus Ägypten gegeben hatte:
(2. Mose 25,8; 29,46 u.a.) Die Hoffnung und Sehnsucht des Menschen, zumindest ein Stück des Zustands vor dem Sündenfall im Paradies zurückzugewinnen – die enge, ungetrübte Gemeinschaft mit Gott –, scheint sich in Jerusalem zu erfüllen. Auch politisch und wirtschaftlich geht es dem Volk unter Salomo gut. Es ist eine Zeit des Friedens und des Wohlstandes, wie sie später nie wieder erlebt wird. Wie zerbrechlich dieser Heilszustand ist, deutet schon der Angriff des ägyptischen Königs Schischak auf Jerusalem an, bei dem nur wenige Jahrzehnte nach dem Tempelbau die Tempelschätze geraubt werden (1. Könige 14,25). Im Großen und Ganzen aber erweist sich Jerusalem als Ort des Schutzes. Ein Höhepunkt ist sicherlich die wundersame Bewahrung Jerusalems vor dem Angriff des Assyrers Sanherib im Jahr 701 v. Chr. (2. Könige 18-19). Die Hoffnung zerbrichtDoch dann geschieht das Unvorstellbare: Im Jahr 586 v. Chr. erobern die Babylonier Jerusalem, reißen den Tempel nieder und führen das Volk in die Gefangenschaft. Gott hatte die Stadt den Feinden preisgegeben und seine Gegenwart aus dem Tempel zurückgezogen
(vgl. Hesekiel 10,18-22). Den Grund nennt der Prophet Jeremia in der sogenannten Tempelrede in Jeremia 7. Ungerechtigkeit und Götzendienst führten zum Untergang. Die Sünde, die bereits die Paradiesgemeinschaft zerstörte, vernichtet auch die Hoffnung, die auf der Stadt lag. Klagegebete wie der
Psalm 79 betrauern nicht einfach den Verlust des Heimatlandes im Exil, sondern explizit den Jerusalems und damit der Gottesgemeinschaft. Noch nicht am Ziel- Werbung - Dieses „offene Ende“ des Alten Testaments wird auch durch die Anordnung der biblischen Bücher in der hebräischen Bibel (Tanach) unterstrichen. Nach der jüdischen Buchreihenfolge endet das Alte Testament mit den Büchern der Chronik. Dabei hat der persische König Kyrus das letzte Wort: „Der Herr, der Gott des Himmels, hat mir alle Reiche der Erde verliehen. Er selbst hat mir aufgetragen, ihm in Jerusalem in Juda ein Haus zu bauen. Jeder unter euch, der zu seinem Volk gehört – der Herr, sein
Gott, sei mit ihm –, der soll hinaufziehen“ (2. Chronik 36,23). Das ist deshalb verwunderlich, weil die anschließende Erfüllung dieses Auftrags zuvor ja schon in den Büchern Esra und Nehemia berichtet wurde. Hätte man die Ereignisse in der Bibel chronologisch wiedergeben wollen, müsste der Wiederaufbau Jerusalems, also Esra und Nehemia, am Schluss stehen.
Die Erfüllung steht noch aus. (Ein ähnlich offenes Ende kennt die Reihenfolge nach christlicher Tradition, wonach das Kommen eines zweiten Elia erwartet wird: Maleachi 3,23-24, vgl. Matthäus 11,14). RichtungswechselGenau an dieser Stelle setzt Matthäus mit seinem Evangelium an. Es endet nicht nur mit dem sogenannten Missionsbefehl in 28,18-20, der ganz ähnlich wie der Sendungsauftrag des Königs Kyrus gestaltet ist; auch der Anfang setzt ein deutliches Zeichen. Das dürfte seinen damaligen Lesern wie Schuppen von den Augen gefallen sein: „Matthäus nimmt den Stammbaum vom Anfang der Chronik auf und führt ihn weiter zu der neuen Zielperson, Jesus Christus. Damit wird das literarische Siegel, das die Chronik[bücher] dem AT gegeben ha[ben], von Matthäus aufgebrochen.“ (Hendrik J. Koorevaar)
Allerdings hat diese „Weiterführung“ auch eine bedeutsame Veränderung zur Folge: Der Auftrag des Auferstandenen führt nun – anders als bei König Kyrus – nicht nach Jerusalem, sondern sendet die Jünger in die ganze Welt aus. Am deutlichsten wird dies im lukanischen Doppelwerk.
Nun aber kommt das Heil von dort zu den Völkern. Ab Apostelgeschichte 19,21 wird Rom als Ziel ins Auge gefasst, was repräsentativ für die ganze Welt verstanden werden kann. So wie Jesus seine Bestimmung in Jerusalem sah, treibt es Paulus nun nach Rom. Darin erklärt sich auch der Sinn des Richtungswechsels: In der Apostelgeschichte ist Jerusalem, und mithin das Kreuzesgeschehen, nun nicht mehr das Ziel, sondern die Quelle des Heils Gottes für alle Völker. Die Sehnsucht und Hoffnung auf Gemeinschaft mit Gott wird nicht mehr dort, sondern von dort aus erfüllt. Auch diesen Aspekt kennt übrigens das Alte Testament schon. Erfüllt sich hier möglicherweise Hesekiels Vision von der Tempelquelle (Kapitel 47) oder das von Daniel geschaute Ausbreiten des Reiches Gottes auf der ganzen Erde (2,35)? Stadt des HeilsUm also auf die Frage vom Anfang zurückzukommen: Hält man sich die Rolle Jerusalems im Laufe der Geschichte vor Augen, ergibt es Sinn, dass Johannes nicht nur für die Christen damals, sondern auch noch für uns heute ein Bild der Hoffnung malt, wenn er in der Offenbarung von Jerusalem spricht. Nun aber ist es
nicht mehr das irdische, sondern das „himmlische Jerusalem“. Denn diese von göttlicher und nicht von menschlicher Hand errichtete Stadt kann nun all das repräsentieren und erfüllen, was die irdische nie geben konnte. Diese Verschiebung von der irdischen zur himmlischen Stadt wird auch in den Briefen gelehrt. Sowohl Paulus in Galater 4,25-26 als auch der Schreiber des Hebräerbriefes
in 12,22-24 machen deutlich, dass wir nun unsere Hoffnung auf das „himmlische Jerusalem“ setzen sollen.
Dort fällt auf, dass vorwiegend auf zwei alttestamentliche Texte Bezug genommen wird. Zum einen werden in Offenbarung 21,10-21 Bilder aus
Hesekiel 40–48 verwendet, um die Stadt und die Stadtmauer zu beschreiben. Die Herrlichkeit Gottes, die bei der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier den Tempel verließ (Hesekiel 10,18-22), ist wieder gegenwärtig
(Offenbarung 21,11-23), nur dass jetzt nicht einmal mehr ein Tempel benötigt wird, da Gott ganz unmittelbar mit uns Gemeinschaft haben wird. Das, worauf die Hesekiel-Vision abzielte, ist im neuen Jerusalem verwirklicht: „Der Name der Stadt soll von heute an sein: Der Herr ist hier“ (Hesekiel
48,35). Dieser Artikel ist zuerst in der Faszination Bibel erschienen, die wie jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört. Konnten wir dich inspirieren?Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen? Was steht in Jerusalem?- Die Grabeskirche - Heiligtum der Christen (4/8) Für Christen ist Jerusalem heilig, weil in der Bibel steht, dass Jesus hier gestorben sei. Dort wo sein Grab gewesen sein soll, wurde die Grabeskirche gebaut. Täglich besuchen viele Gläubige diesen Ort.
Was weiß man über Jerusalem?Für Moslems ist Jerusalem – gleich nach Mekka und Medina – die drittheiligste Stadt. Der Prophet Mohammed hat hier seine Himmelsreise angetreten. Für Juden ist insbesondere die Klagemauer als wichtigste Gebetsstätte von grosser Bedeutung, ebenso wie der Tempelberg, auf dem viele jüdische Tempel standen.
Welche Stadt wird als Stadt Gottes bezeichnet?1 Obwohl Jerusalem hier als „heilige Stadt" bezeichnet wird, findet die Stadt Jerusalem mit ihrer theologischen Bedeutung in der Auslegung des Buches Esra/Nehemia kaum Beachtung.
Wie ist Jerusalem entstanden?Laut der hebräischen Bibel, deren Historizität umstritten ist, einte König David etwa 1000 v. Chr. zwölf israelitische Stämme unter seiner Herrschaft, eroberte Jerusalem vom kanaanäischen Stamm der Jebusiter und machte die Stadt zum politischen Zentrum seines Reiches.
|