Kann ich vom Verkauf eines Autos zurücktreten?

Wer nach dem käuflichen Erwerb eines Fahrzeugs Mängel entdeckt, kann nicht geradewegs vom Autokauf zurücktreten. Wir erklären Ihnen, worauf es zu achten gilt und welche Rechte Sie als Käufer haben.

Kann ich vom Verkauf eines Autos zurücktreten?

von Sascha Nendza, Redakteur*in bei PKW.de 06.08.2020

  1. Wann kann man vom Kaufvertrag zurücktreten?
  2. Wie sieht es bei dem privaten Autokauf aus?

Wann kann man vom Kaufvertrag zurücktreten?

Den Vertrag eines Autokaufs ohne triftigen Grund zu wandeln, macht in der Regel wenig Sinn. Wer seinen Rücktritt vom Kaufvertrag erklärt und das Auto zurückgibt, der muss damit rechnen, dass der Händler die Rückerstattung um bis zu 10 Prozent mindert. Denn er hat Anspruch auf Schadenersatz, da ihm infolge der Vertragswandlung Kosten sowie zahlreiche Unannehmlichkeiten entstehen. Darüber hinaus kann er eine Wertminderung des Autos geltend machen.

Auch wenn das Fahrzeug nach dem Kauf Mängel aufweist, kann man nicht so ohne Weiteres den Kaufvertrag rückgängig machen. Der Autohändler kann auf seinem Recht der Nacherfüllung bestehen. Bei einem Mangel muss der Käufer dem Händler damit die Möglichkeit einräumen, das Auto zu reparieren. Erst nach der zweiten erfolglosen Reparatur kann er vom Autokaufvertrag zurücktreten oder eine Kaufpreisminderung einfordern.

Oft entscheidet aber der Einzelfall. Bei gravierenden Mängeln, die etwa die Fahrsicherheit des Fahrzeugs einschränken, kann der Käufer vom Autokauf zurücktreten. In einem Fall, der vor dem Bundesgerichtshof verhandelt wurde, war der Motor eines Gebrauchtwagens bereits am nächsten Tag defekt und die Bremsleitungen verrostet. Das Fahrzeug war damit nicht verkehrstauglich. Das Auto wurde aber mit neuer TÜV-Plakette verkauft. Der Händler beruhte auf seinem Recht der Nacherfüllung, er wollte den Wagen reparieren. Das Gericht urteilte jedoch zugunsten des Käufers. Der Händler hätte den erheblichen Mangel des Wagens erkennen müssen. Dieser Fall zeigt, dass der Rücktritt vom Kaufvertrag wegen Mängeln am Auto ohne weiteres möglich ist. Allerdings muss man nachweisen können, dass die Mängel für den Fachmann hätten offensichtlich sein müssen. Gleiches gilt, wenn der Verkäufer den Käufer arglistig getäuscht hat, dann kann man den Vertrag anfechten und vom Autokauf zurücktreten. Oft ist es aber schwer zu beweisen, dass der Verkäufer Mängel am Fahrzeug absichtlich verschwiegen hat.

Finden Sie jetzt Ihr Traumauto auf PKW.de!

Wie sieht es bei dem privaten Autokauf aus?

Auch beim privaten Autokauf gibt es generell die Möglichkeit, vom Kaufvertrag zurückzutreten. Der Rücktritt vom Autokauf sollte aber nur angestrebt werden, wenn ein wesentlicher Mangel am Fahrzeug vorliegt. Denn der private Autoverkäufer kann im Kaufvertrag seine Haftung ausschließen, die übliche Klausel hierfür lautet “gekauft wie gesehen”. Das heißt, man kauft das Auto so, wie man es besichtigt und auch Probe gefahren hat. Und ein gesetzlicher Gewährleistungsanspruch besteht für den Käufer beim Privatkauf nicht. Kann man dem Verkäufer jedoch nachweisen, dass er mit bestimmten Eigenschaften des Gebrauchtwagens geworben hat, die das Kfz im Nachhinein nicht erfüllt – dies gilt insbesondere beim Verschweigen eines Unfallschadens oder fehlender Ausstattung, also bei erheblichen Mängeln - besteht für den Käufer ein Rücktrittsrecht beim Autokauf. Am besten ist es, wenn man Angaben wie unfallfrei und die entsprechenden Ausstattungsextras im Kaufvertrag schriftlich festhalten lässt. Dies erleichtert die Beweisführung im Nachhinein. Denn mündliche Vereinbarungen sind oftmals schwer nachweisbar.

Übrigens: Der Rücktritt vom Kaufvertrag für ein Auto muss in jedem Fall in schriftlicher Form dem Verkäufer mitgeteilt werden. Lassen Sie sich den Rücktritt auch bestätigen.

Wenn Sie sicher gehen wollen, müssen Sie sich bestimmte Eigenschaften zusichern lassen. Inwieweit sich der Verkäufer aber darauf einlässt, ist Verhandlungssache. Im Zweifel ist ein privater Autoverkauf zu unterlassen. Die Rechtsprechung hat die Problematik des Gebrauchtwagenkaufs in vielen Einzelfällen immer wieder konkretisiert, so dass es eine Vielzahl von Einzelfallentscheidungen gibt.

In Deutschland gibt es kein allgemeines Rücktrittsrecht beim Autokauf. In bestimmten Fällen kannst du trotzdem von einem solchen Recht Gebrauch machen: Bei einem erheblichen Mangel kannst du dies einfordern. Folgendes gilt es dabei zu beachten:

  • Der Mangel lag bereits zum Zeitpunkt des Kaufabschlusses vor.
  • Der Mangel muss dem Verkäufer unverzüglich – innerhalb von 14 Tagen nach Kenntnisnahme – mitgeteilt werden.
  • Die sogenannte Bagatellgrenze muss überschritten sein, damit ein “unerheblicher” Sachmangel vorliegt, d.h., dass die Mängelbeseitigungskosten mehr als fünf Prozent des Kaufpreises betragen.

Sachmängel sind zum Beispiel:

  • nicht funktionierendes Radio ab einer Geschwindigkeit von 30 km/h
  • Unsachgemäße Montage wie ein schleifender Auspuff
  • Falschlieferung, z.B. wenn das gelieferte Auto nicht die vereinbarten Eigenschaften aufzeigt (anderes Modell, falsche Farbe etc.)

Allerdings ist ein Sachmangel nicht Grund genug, um das Auto gleich zurückzugeben. Zuerst hat der Verkäufer die Gelegenheit, den Schaden auszubessern. Falls aber der zweite Versuch der Schadensbehebung nicht erfolgreich ist oder der Händler sich nicht bereit erklärt, die Reperatur zu übernehmen, ist ein Rücktritt vom Auto-Kaufvertrag möglich.

Beweispflicht beachten

Sollte der Händler seine Gewährleistungspflicht zurückweisen und behaupten, dass der Mangel nach dem Kaufzeitpunkt eingetreten ist, solltest du dich nicht allzu schnell einschüchtern lassen. Denn: Innerhalb der ersten sechs Monate nach Kaufabschluss trägt der Verkäufer die Beweislast. Das bedeutet, dass der Verkäufer nachweisen muss, dass der Schaden beim Verkaufsabschluss noch nicht vorlag. Nach 6 Monaten kehrt sich die Beweispflicht allerdings um. Dann muss der Käufer belegen, dass die Mängel beim Erwerb des Autos vorlagen.

Kann ich als Verkäufer von einem Verkauf zurücktreten?

Verkäufer sind also – wie Käufer – grundsätzlich an einen Kaufvertrag gebunden. Auch wenn ein Verkäufer nach dem Abschluss eines Kaufvertrags also beispielsweise ein besseres Angebot für seine Ware von einem Dritten erhält, darf der Verkäufer nicht grundlos vom Kaufvertrag zurücktreten.

Wie lange kann man bei einem Auto Kaufvertrag zurücktreten?

Egal, ob Neuwagen oder Gebrauchtwagen – es besteht kein generelles Rückgaberecht beim Autokauf. Lediglich bei Käufen nach dem Fernabsatzgesetz, zum Beispiel via Internet, ist ein Rücktritt vom Autokaufvertrag binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen möglich.

Wann kann ich vom Verkauf zurücktreten?

§ 323 BGB sieht einen Rücktrittsgrund in der nicht oder nicht vertragsgemäß erbrachten Leistung. Zahlt Ihr Käufer den Kaufpreis nicht oder nicht rechtzeitig, können Sie nach erfolglosem Ablauf einer von Ihnen gesetzten angemessenen Zahlungsfrist (z.B. 7 Tage) vom Vertrag zurücktreten.

Was kostet Rücktritt vom Kaufvertrag?

Ist der Käufer vom Vertrag zurückgetreten, müssen die empfangenen Leistungen zurückgewährt werden (§ 346 BGB@). Zu den Kosten der Rückabwicklung des Kaufvertrags (z.B. Kosten für Rücktransport) gibt es keine kaufvertragliche Regelung.