Können geimpfte andere trotzdem mit covid-19 anstecken

Die in Deutschland zugelassenen Covid-19-Impfstoffe schützen effektiv gegen eine Infektion und einen schweren Verlauf der Krankheit. Die Wirksamkeit liegt aber nie bei hundert Prozent und sinkt mit der Zeit ab.

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Keine sterile Immunität durch Impfstoffe

Die Impfstoffe erzeugen also keine sogenannte sterile Immunität. Auch Geimpfte können sich anstecken und das Virus weitergeben, allerdings deutlich seltener als Ungeimpfte. "Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person trotz vollständiger Impfung PCR-positiv wird, ist signifikant vermindert. Darüber hinaus ist die Virusausscheidung bei Personen, die trotz Impfung eine SARS-CoV-2-Infektion haben, kürzer als bei ungeimpften Personen mit SARS-CoV-2-Infektion", fasst das Robert Koch-Institut den aktuellen Wissensstand zusammen. Wie stark die Impfung die Übertragung des Virus reduziert, lässt sich derzeit nicht genau in Zahlen messen.

Wissenschaftler haben in Großbritannien untersucht, welchen Einfluss der Impfstatus auf das Übertragungsrisiko und den Verlauf der Viruslast hat. Dafür untersuchten sie 602 Kontaktpersonen von 471 Covid-19-Patienten und sammelten bis zu 20 Tage lang Proben aus deren oberen Atemwegen.

Impfungen reduzieren Infektionsrisiko bei Delta offenbar

Unter Geimpften, die mit einem Covid-19-Erkrankten in einem Haushalt lebten, steckte sich rund ein Viertel an: Die Ansteckungsrate lag bei 25 Prozent. Bei den Ungeimpften steckte sich mehr als ein Drittel, nämlich 38 Prozent. Kaum eine Bedeutung hatte hingegen, ob die Erkrankten selbst geimpft waren oder nicht: Sie gaben das Virus etwa gleich häufig an mindestens eine andere Person aus ihrem Haushalt weiter. Auch ihre Spitzenviruslast unterschied sich weder nach Impfstatus noch nach Virenvariante. Bei Geimpften, die mit der Delta-Variante infizierten waren, ging die Viruslast aber schneller zurück als bei ungeimpften Personen, die sich mit sich dem sogenannten Wildtyp von Sars-CoV-2 infiziert hatten oder mit dessen Alpha- oder Delta-Variante.

Die Forscher ziehen daraus den Schluss, dass die Impfungen das Infektionsrisiko mit der Delta-Variante reduzieren. Vollständig geimpfte Menschen, die sich trotzdem infizieren, können aber eine ähnliche Spitzenviruslast wie Ungeimpfte haben. Auch Geimpfte können also andere Mitglieder ihres Haushalts infizieren, auch wenn diese ebenfalls vollständig geimpft sind. Entscheidend sei der Beginn der Infektion: Dann ist die Viruslast hoch und sorgt für die meisten Infektionen.

Virus greift die Atemwege an

Die hohe Viruslast auch bei Geimpften lässt sich damit erklären, dass das Coronavirus die oberen Atemwege befällt. Dort kann es sich vermehren und andere Menschen anstecken. Das Immunsystem bekämpft den Erreger und verhindert in vielen Fällen, dass sich der Erreger weiter im Körper ausbreitet.

Geimpfte sind hier im Vorteil. Ihr Immunsystem kennt den Erreger schon und kann deshalb schneller auf ihn reagieren. Es bildet in den Atemwegen rasch die passenden Antikörper gegen das Virus. Daher sind Geimpfte, wenn sie sich doch infizieren, deutlich kürzer ansteckend als Ungeimpfte. Eine Studie in den Niederlanden ergab, dass Geimpfte etwa drei Tage eine hohe Viruslast hatten. Bei Ungeimpften waren es sieben Tage.

Trügerische Sicherheit durch Antigen-Tests

Antigen-Tests, entweder an einer Teststelle oder als Selbsttests daheim, können daher auch für Geimpfte eine sinnvolle Kontrolle sein, ob sie infiziert sind oder nicht. Das gilt besonders, wenn sie Krankheitssymptome haben. Allerdings haben diese Tests eine hohe Fehlerquote. "Insbesondere in der Frühphase der Infektion, wenn Menschen besonders ansteckend sind, oftmals noch gar keine Beschwerden haben, kann dieser Test falsch-negativ sein", erklärt Oliver Keppler, Leiter der Virologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. So ein falsch-negativer Test kann dann dazu führen, sich in falscher Sicherheit zu wiegen.

Ein negatives Ergebnis bei einem Antigen-Test ist aber kein Beleg dafür, dass die oder der Betreffende mit Sicherheit nicht infektiös ist. Deshalb sollte auch wer geimpft und getestet ist, die bekannten AHA-Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um dem Virus keine Chance zur Weiterverbreitung zu geben. Das gilt besonders beim Kontakt mit Menschen, die zu einer der Risikogruppen gehören.

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Menschen können andere bereits mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 anstecken, schon bevor sie Krankheitszeichen entwickeln. Ein erheblicher Anteil der Infektionen erfolgt unbemerkt bereits ein bis zwei Tage, bevor eine infizierte Person Krankheitszeichen aufweist. Auch infizierte Personen, die überhaupt nicht erkranken, können andere anstecken.

Das Ansteckungsrisiko ist in der Zeit kurz vor und nach Symptombeginn am größten und wird im Laufe der Erkrankung geringer. Bei milder bis moderater Erkrankung geht die Ansteckungsfähigkeit zehn Tage nach Beginn der Krankheitszeichen deutlich zurück. Bei schweren Erkrankungen und bei Vorliegen einer Immunschwäche können die Betroffenen auch noch wesentlich länger ansteckend sein.

Warum stecken sich manche mit Corona an und andere nicht?

Vor allem zwei Bestandteile des Immunsystems sind für die Abwehr gegen das Coronavirus verantwortlich: Die Antikörper gegen SARS-CoV-2 und die sogenannten T-Zellen. Zusätzlich spielt auch die sogenannte unspezifische Immunabwehr, an der unter anderem Botenstoffe namens Interferone beteiligt sind, eine Rolle.

Wann hat man die höchste Viruslast?

Am verlässlichsten ist das Ergebnis allerdings morgens direkt nach dem Aufstehen. Denn morgens ist die Viruslast am höchsten und kann am besten nachgewiesen werden. Verzichten Sie deshalb vor dem Test darauf, den Mund auszuspülen, die Zähne zu putzen, etwas zu trinken oder zu essen.

Wie lange dauert eine Omikron Infektion?

Untersuchungen zu den derzeit in Deutschland vorherrschenden Omikron-Virusvarianten weisen auf eine kürzere Inkubationszeit hin (Median drei Tage).

Welche Symptome bei Omikron?

Bei Infektionen mit der Variante Omikron entwickeln Kinder und Jugendliche ersten Daten zufolge vor allem Symptome der oberen Atemwege, wie beispielsweise Schnupfen. Halsschmerzen treten vermehrt auf, während Geruchsverlust seltener ist als bei anderen Varianten.