Mit 9 euro ticket nach hamburg

Hamburg Nahverkehr

Hamburg setzt auf Fortsetzung des 9-Euro-Tickets

Veröffentlicht am 02.08.2022 | Lesedauer: 4 Minuten

Ein Schild mit der Aufschrift "Dein Weg zum 9-Euro-Ticket" steht im Hauptbahnhof. Ein Schild mit der Aufschrift "Dein Weg zum 9-Euro-Ticket" steht im Hauptbahnhof.

Ein Schild mit der Aufschrift "Dein Weg zum 9-Euro-Ticket" steht im Hamburger Hauptbahnhof.

Quelle: Daniel Bockwoldt/dpa/Archivbild

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Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks drängt auf bundesweit gültige Fahrkarten als Nachfolge für das 9-Euro-Ticket. Die wären teurer, würden den Einstieg in Bus und Bahn aber dennoch attraktiver machen, glaubt der Grünenpolitiker. Solange lockt Hamburg mit vereinzelten Günstigpreisen.

Seit dem Start des 9-Euro-Tickets hat der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) 1,8 Millionen der günstigen Monatsfahrkarten verkauft. Die Zahl der Fahrgäste in den Bussen und Bahnen in und rund um die Hansestadt stieg damit erstmals wieder auf das Niveau der Vor-Corona-Zeit, übertraf die Fahrgastzahlen von 2019 sogar um etwa fünf Prozent. Jetzt ist der letzte Monat für das Günstig-Ticket angebrochen, Zeit für eine Zwischenbilanz und den Ausblick wie es ab September weitergehen soll, befand Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und stellte am Dienstag erste Pläne vor.

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„Das 9-Euro-Ticket ist ein großer Erfolg“, sagte Tjarks am Dienstag. Die Erfahrungen der vergangenen beiden Monate hätten gezeigt, dass der ÖPNV nicht nur gebraucht würde, sondern wie viele Menschen ihn auch wirklich nutzen wollten. Das 9-Euro-Ticket sei Beleg dafür, „dass wir mit einem attraktiven und leicht zugänglichen Angebot viele Menschen zum Wechsel motivieren können.“ Man müsse nämlich mit dem Ticket nicht lange überlegen, welche Fahrkarte die günstigste sei, und ob man zwei oder drei Fahrten am Tag machen könne, sondern man steige einfach ein – egal ob in Hamburg, München oder Nürnberg.

HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt sagte, die mit der Einführung des Tickets verbundenen Erwartungen seien sogar noch übertroffen worden. Sie zitierte dazu aus begleitenden Umfragen des HVV. Demnach gaben rund 19 Prozent der 9-Euro-Ticket-Nutzer an, dass sie ohne das Ticket bei ihrer aktuellen Fahrt ein anderes Verkehrsmittel genutzt hätten.

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Zwölf Prozent gaben an, ohne das günstige Nahverkehrsticket wären sie mit dem Auto gefahren. Das entspreche vier bis fünf Millionen Autofahrten weniger, so die HVV-Chefin und sei eine „Riesenchance für die Mobilitätswende.“ Die Zahl der sogenannten Fahrt-Verlagerungen liege bei der Einführung neuer Angebote im Nahverkehr normalerweise bei weniger als zwei Prozent, sagte Korbutt. Die 19 Prozent durch das 9-Euro-Ticket seien daher eine sehr hohe Zahl. Diesen positiven Schwung gelte es nun mit in die Monate nach Auslaufen des Tickets mitzunehmen.

Zumindest für 999 Bus- und Bahnfahrer wird das 9-Euro-Ticket aber ein Jahr lang weiterlaufen. Auf der Webseite des HVV gibt es 999 Jahresabonnements zu neun Euro im Monat zu gewinnen. Neu-Abonnenten beim Profiticket dürfen sich zumindest über vier vergünstigte Monate zu 36 Euro freuen (neun Euro je Woche).

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Für alle weiteren HVV-Nutzer wird es wohl nach August wieder deutlich teurer ein HVV-Monatsticket zu besitzen. Tjarks wollte über Zahlen nicht spekulieren. Aber ein bundesweites Nahverkehrsticket als Nachfolger des 9-Euro-Tickets sei zu derart günstigen Preisen wohl nicht zu haben. Deutschland könnte es sich theoretisch zwar leisten, die notwendigen Zuschüsse an die Verkehrsunternehmen aus dem Bundeshaushalt zu zahlen. Das wären jährlich acht bis zehn Milliarden Euro. Aber dafür gebe es auf Bundesebene aktuell keine politischen Mehrheiten, so der Grünen-Politiker.

Realistisch hielte er am ehesten Hochrechnungen des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, so Tjarks. Der Verband könnte sich Monatstickets für einen Preis von 69 Euro für vollzahlende Erwachsene vorstellen. Andere Verbände und Parteien fordern ein 365 Euro Ticket für ein Jahr.

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Sollte ein bundesweit gültiges Monatsticket kommen, „und dafür werden wir uns als Senat mit aller Kraft einsetzen“, dann müsse es für Kinder und Sozialleistungsbezieher, aber noch eine zweite sehr viel günstigere Preiskategorie geben, so der Verkehrssenator. Als Verzögerer der bundesweiten Lösung sieht er vor allem die FDP mit Verkehrsminister Volker Wissing und Finanzminister Christian Lindner. Vielleicht sollte man den Liberalen sagen, mit welchem Gewinn an persönlicher Freiheit eine bundesweite Flatrate für den Nahverkehr einhergehe, sagte Tjarks spitzfindig, der für eine schnelle Entscheidung plädierte.

Denn zum einen bräuchten die Verkehrsverbünde Vorlauf, um möglicherweise geänderte Tarifstrukturen umzusetzen, betonte auch Korbutt. Zum anderen hätte das 9-Euro-Ticket gezeigt, dass mehr Geld in den Ausbau von Bussen und Bahnen investiert werden müsse. Derartige Aufbaupläne bräuchten Zeit. „Wenn wir das jetzt nicht machen, dann wird das in den nächsten Jahren nichts“, sagte Tjarks.

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Aus der Hamburger Politik gab es umgehend Kritik. CDU, FDP und Linke beispielsweise warfen dem Senat vor, die eigenen finanziellen Spielräume zum Absenken der Preise im HVV nicht zu nutzen. Tickets im HVV gehören zu den teuersten in ganz Deutschland.

Kann man mit 9

Das 9-Euro-Ticket ermöglicht Reisen mit Bus und Bahn für 9 Euro monatlich. Auch beliebte Routen wie Hamburg – Berlin und Köln – München sind so möglich.

Was kann ich mit dem 9

Mit dem 9-Euro-Ticket können die Regionalzüge, U-Bahnen und viele Busse in ganz Deutschland genutzt werden. Nicht gültig ist die Monatskarte im Fernverkehr, also in den IC-, EC- und ICE-Zügen.

Was kommt nach 9

Als verbandseigenen Nachfolger für das ehemalige bundesweit gültige 9-Euro-Ticket, hat der HVV unter anderem eine neue 5er-Tageskarte oder das Profiticket zum Preis von 9 Euro in der Woche (36 Euro im Monat) auf den Weg gebracht.

Kann ich mit dem 9 € Ticket durch ganz Deutschland Fähren?

Das 9-Euro-Ticket gilt nur in Deutschland und dort auch nur im Nah- und Regonialverkehr. Das bedeutet: ICE, IC und EC sind davon ausgeschlossen. Allerdings können Sie Linienbusse, Straßen-, U- und S-Bahnen sowie Regional(express)züge nutzen. Und: In Hamburg und Berlin sogar Fähren.