Ho-Ho-Ho! Fröhliche Weihnachten! Meine Mitarbeiter sortieren wie jedes Jahr um diese Uhrzeit die ganzen Wunschzettel der lieben Kinder. Doch dieses mal schrieb uns die kleine Jessica (5 Jahre alt) einen Brief, in der sie eine wichtige Frage stellte, die selbst unser geschultes Personal nicht beantworten konnte. Wie ihr lieben und klugen
GF-Mitglieder sicherlich wisst, stellen die traditionellen Spekulatiuskekse die Nikolausgeschichte dar. Doch warum wurden diese traditionellen Varianten durch zeitgenössischere Motive wie Windmühlen, Schiffe und dergleichen ersetzt? Gab es in der Knabberfakultät der Keksuniversität in Lebkuchen einen Aufstand? Oder wer kann mir bzw. der kleinen Jessica diese Kuriosität erklären? Ho-Ho-Ho! Fröhliche Weihnachten! 5 Antworten
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Es gibt durchaus Nikolausgeschichten mit Bezug auf Schifffahrt (Stillung des Seesturms, Rettung des ertrunkenen Sohnes) oder in Bezug auf Korn, das in Windmühlen gemahlen wird (Kornwunder). Siehe
http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Myra
Sie erzählen nichts mehr, da sie heute 0815 Symbole verwenden, die möglichst jeden ansprechen, um somit den Profit zu steigern - traurig.. Welch Materiell orientierte Welt, wo bleiben die Schlüssel zu der Tür, die die Sicht für die Blicke in Richtung innere Werte wieder aufschließt? Diese Schlüssel, sind mein einziger Weihnachtswunsch :) Wir
sehn uns in genau 20 Tagen mein Freund ;)
vielleicht einfach nur um mal was anderes zu machen. beim platzchenbacken f die kinder hat man ja auch dutzende formen und nicht nur 3^^
GFSantaClaus. Die Kuriosität ist schon längst geklärt. Es waren nämlich die Spielzeughersteller mit ihrem unzähligen Waffenarsenal von Kriegswaffen. Sie sind es, die eine traditionelle Institution zu einem lukrativen Hauptgeschäft erkoren haben. Bum-Bum und Ho-Ho-Ho! ...und grüss mir die Jessica - frohe Weihnachten!
Was möchtest Du wissen?Spätherbst. Wir befinden uns im Spätherbst. Nass und kalt, eklig fasst er uns an und lässt uns mit seiner gewaltigen Dunkelheit schaudern. Draußen modert das letzte Laub im Rinnstein, es riecht süßlich, vergoren und in der Nähe des Gewerbegebietes mit der Tabak- und der Keksfabrik zu dieser Zeit immer etwas nach Essig. Ein nasser Film kriecht von oben und von unten über die Fassaden der Werkshallen. Bei uns daheim kämpfen
wir mit Badewanne und Kerzenschein, mit Suppe und Tee gegen den Spätherbst an, zum Nachtisch gibt‘s diverse Süßigkeiten. Und nur, ganz ausschließlich nur zu dieser Jahreszeit gibt es ihn – den Keks aller Kekse, den unangefochtenen Weltmeister der Kategorien Nährwert, Optik, Würzigkeit, Knusprigkeit und, nicht zuletzt, Milchtunktauglichkeit: den Spekulatius! Es soll ja Leute geben, die den Spekulatius das ganze Jahr gut und gerne
haben können: winters wie sommers, zu den ersten Erdbeeren im Mai oder einem Fruchtcocktail im Strandkorb ebenso wie zu Stollen und gefüllter Gans. Aber nein, irgendeine geheime Macht (manche meinen, die unsichtbare Hand des Marktes) hat beschlossen, dass es den Spekulatius nur zu Weihnachten geben darf, wo doch eh alle Plätzchen backen. Es ist schon hart, wenn ich nach den Feiertagen – mit dem Bild eines Einkaufswagens voller Spekulatius-Großpackungen im Kopf – in die Kaufhalle husche und die
Restbestände schon aus dem Sortiment genommen wurden. Dankbar darf man geradezu sein, dass die unsichtbare Hand des Marktes für gut befunden hat, die Weihnachtsorgie bereits Ende September starten zu lassen. Wobei mich von den ganzen scheinheiligen Saisonnahrungsmitteln nur der Spekulatius interessiert. Und vielleicht noch Nougatbaumstämme. Und Dominosteine. Eine mir bekannte Person, die namentlich nicht genannt werden möchte, hat ausgerechnet, zwischen Ende September und dem Versiegen der
Vorräte Anfang Januar durchschnittlich 14 Kilogramm Spekulatius zu verzehren. Apropos
Sorten, ich sollte wohl klarstellen, wovon genau wir reden. Butterspekulatius, Mandelspekulatius, Rosenwasserspekulatius oder Spekulatiusschokolade – sie alle sind fahle Schatten, schnöde Surrogate des einzig wahren, des Gewürzspekulatius! Mit diesem sind sie so verwandt wie Viren mit Bakterien. Qualitätsunterschiede: Der linke Schwan ist kaum als Schwan zu erkennen. Und schon die Farbe verrät zu viel Butteranteile! / eigene Aufnahme Doch Obacht, nicht jeder Spekulatius
verdient die Liebhaberei! Windige Firmen, im Kerngeschäft auf Waschmittel spezialisiert, drittklassige Trittbrettfahrer in Produktionshallen von der Größe einer Kleinstadt panschen ungeniert Teige, Aromen und Geschmacksverstärker zusammen, so dass sich von Marke zu Marke doch große Unterschiede zeigen. Es hat natürlich schon Anhänger des Spekulatius gegeben, die sich durch die Sorten der Backbuden und Discounter getestet und sich derart an einen gewissen Grad von Kennerschaft heran gekostet
haben. Von diesen proklamiert und von mehreren Testpersonen bestätigt, erweist sich tatsächlich mein Favorit aus dem schon erwähnten hiesigen Supermarkt als bester Spekulatius. Bislang. Und zwar in allen Kategorien: Biss, Knirsch, Würze und Karamellaroma, Geschmack und Nachgeschmack, Buttergehalt und in der Haltbarkeit. Dieser Keks bleibt knusprig, selbst wenn man im Spätherbst die offene Packung auf dem Balkon vergessen hat. Die Motivauswahl … na gut, Design und Vielfalt ließen sich verbessern.
Doch für einen, sagen wir mal vorsichtig, ›Volksspekulatius‹ ist das Gesamterlebnis mehr als solide! Manche Genüsse besitzen ja die Arroganz, eine bestimmte Reife und Geschmackserfahrung von ihren Liebhabern einzufordern: Oliven, Zigarren, Anchovis, das Aftershave für den älteren Herrn oder modische Accessoires wie das Monokel oder der Gehstock. Der Spekulatius nicht! Entweder man mag ihn nicht oder man mag ihn sofort; eine ehrliche Sache. Schon als Kind war mir der Spekulatius sympathisch, ich musste nicht erst auf irgendeine geschmackliche Erleuchtung warten. Ich sehe schon, wenn er mir als Säugling eingeflößt worden wäre, hätte ich jetzt mindestens einen dunklen Teint und vielleicht sogar einen Eigengeruch, der an einen orientalischen Bazar erinnert. Die Leidenschaft für diesen Keks klingt ungewöhnlich? Mitnichten! Die geheime Bruderschaft des Spekulatius – jene Menschen, die den Keks auch außerhalb der Weihnachtszeit essen – besteht laut einer aktuellen Umfrage in allen Altersgruppen aus rund 30 % der
Bevölkerung!2 Es gibt also keinen, überhaupt keinen Grund für eine künstliche Verknappung auf die Jahresendsaison. Bei Schwarzbrot macht das ja auch keiner. Und das ist, aus globaler Perspektive, wirklich ein extrem ausgefallenes Nahrungsmittel. Früher, ja früher war sowieso alles und nichts anders. Früher, bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war der Spekulatius ein Luxusartikel, eine seltene Schlemmerei, ein Edelgebäck für die feinen Leute, die sich die teuren Gewürze leisten konnten. Und selbst die holte man nur zu besonderen Gelegenheiten wie eben Weihnachten raus. Okay, ich gebe zu, das ist reine Spekulation. Und das bleibt es, auch die Geschichts- und Wörterbücher stellen nur Vermutungen an. Dort heißt es, dass der Spekulatius das erste Mal im 18. Jahrhundert, irgendwann um den 11. Geburtstag meiner Uruurururururgroßmutter, in den Niederlanden oder Belgien auftauchte. ›Auftauchte‹ … Was soll das schon heißen? Andere behaupten, der Königskeks sei schon im Mittelalter bekannt und beliebt gewesen. Welchem Erfinder sollen wir nun ein Denkmal bauen? Sowohl Köln als auch die Niederlande und Belgien liegen am oder in der Nähe des Rheins, auf dem die Schiffe mit den Gewürzen aus dem Morgenland verkehrten. Was die Namensforschung angeht, wird es nun etwas komplexer. Schauen wir uns das mal an: Fassen wir zusammen, welche Erklärungsmodelle die Namensforschung zum Spekulatius uns unterbreitet hat: erstens die Spiegelformen für die dekorativen Motive auf dem Keks, zweitens der schön zu betrachtende, essbare Tischschmuck sowie drittens – der Nikolaus. Jawohl, es wird kein Zufall sein, fürchte ich. Felsengräber im antiken Myra (heute Demre) in der Südwesttürkei, Heimat des historischen Nikolaus | eigene AufnahmeZuerst die gute Nachricht: Der Nikolaus ist echt, es hat Santa Claus wirklich gegeben. Er lebte im 4. Jahrhundert in der heutigen Türkei und war von Beruf Bischof, also Hüter einer Gemeinde und damit auf Latein ein speculator. In den Niederlanden trug oder trägt der Nikolaus deshalb den Beinamen Speculaas. Der weltbeste Keks, so die Theorie, habe daher seinen
Namen3 und sei ursprünglich ausschließlich am Ehrentag des Heiligen, am 6. Dezember den Kindern geschenkt worden. Angeblich erzählen die Bilder auf
den Spekulatii die Lebensgeschichte des heiligen Nikolaus. Aber was wissen wir von der historischen Person? Als die Römer wieder einmal nicht gut auf die Christen zu sprechen waren, wurde er gefangen genommen und gefoltert. (Vielleicht daher die schiefe Nase auf dem Computerbild der Wissenschaftler?) Selbst war er wohl auch nicht zimperlich. Auf einem berühmten Treffen von Kirchenvertretern soll er einen Mann geohrfeigt haben, der nicht seiner Meinung war, und landete dafür im Arrest. Berühmt
geworden ist der echte Nikolaus aber schließlich, weil er seine geerbtes Vermögen an notleidende Mitmenschen verschenkt hat. Und was ist nun mit den Bildern auf den Spekulatii? Zur Nikolausgeschichte passt der Mann mit dem Sack, aber sonst? Schwan, Schaf, Hund und Windmühle? Das sind ländliche, rustikale Motive,
die zur hemdsärmeligen Charakterhälfte des Spekulatius passen. Doch ich frage mich wirklich, ob Windmühlen im Leben des Nikolaus (oder in der Legende) jemals eine Rolle gespielt haben. Das werden sich die Niederländer so ›gewunschdacht‹ haben, sind sie doch berühmt als das Land mit der höchsten Windmühlendichte pro Kopf und Backblech. Ob Nikolaus je einen Elefanten zu Gesicht bekam, ist ebenfalls unklar. In den Niederlanden zumindest gibt es kein natürliches Elefantenvorkommen, dafür aber in
Indonesien. Hier schließt sich der Kreis, denn von dort, aus der ehemaligen Kolonie Niederländisch-Indien kommen nicht nur die Gewürze für den Spekulatius. Es wird gar gemunkelt, der Keks sei dort eine ganzjährig beliebte und vor allem auch ganzjährig verkäufliche Nascherei! Da man dem Internet nicht trauen kann, weil fast alle fast immer voneinander abschreiben, werde ich demnächst wohl eine Reise nach Indonesien planen und die Sache vor Ort – als speculator – überprüfen. Eins noch: Der Name Nikolaus besteht aus den griechischen Wörtern
nike und laos. Das bedeutet »Sieg des Volkes«. Eben! Völlig klar! Wenn das Volk siegen soll, müssen wir nur noch eine Petition starten: Spekulatii als Grundnahrungsmittel! Und zwar das ganze Jahr, so wie in Indonesien! Und ich prophezeie der unsichtbaren Hand, dass der Spekulatius auch im Sommer kein Ladenhüter sein wird. Ihr dürft darauf spekulieren! Wort und Text: Mathias Anmerkungen
Welcher Heiliger ist auf dem Spekulatius?In den Niederlanden war „Speculaas“ ein gebräuchlicher Name für den Heiligen Nikolaus. Dort werden Spekulatius auch traditionell zum Nikolaustag gegessen. Viele Bildmotive haben verweisen heute noch auf diesen Heiligen.
Was steht auf Spekulatius?Der Verkaufsschlager ist Gewürzspekulatius. Seine Rezeptur wird mit einer lebkuchenartigen Gewürzmischung verfeinert: Typisch sind hier Zimt, Kardamom und Nelke. Spekulatius kommen traditionell aus Belgien und den Niederlanden.
Was für ein Bild ist auf dem Spekulatius?Was auf dem Spekulatius zu sehen ist
Traditionell erzählen die Bilder auf dem Gebäck die Geschichte des heiligen St. Nikolauses. Die typischen Spekulatius Motive sind jedoch heutzutage eher Schiffe, Bauernhäuser, Windmühlen oder Tiere.
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