Warum gähnen wenn müde

Wer regelmäßig müde ist, sollte in jedem Fall an den Auslösern arbeiten. An Schlafproblemen sind häufig psychische Belastungen schuld, womöglich liegt aber auch eine schlafbezogene Krankheit vor (z.B. Schlafapnoe). Entsprechende Untersuchungen können hierbei Klarheit verschaffen und sind dringend zu empfehlen. Gibt es keinen körperlichen Auslöser, hilft womöglich ein Psychotherapeut oder ein Psychiater dabei, die Probleme in den Griff zu bekommen. Medikamente sind als Ursache ebenso nicht gänzlich auszuschließen.

Doch auch wenn sich Gähnen durch die aktuelle Situation erklären lässt und tiefliegende Ursachen ausgeschlossen werden können: Manchmal ist es einfach unpassend. Wissenschaftlich fundierte Sofortmaßnahmen gibt es leider keine, doch immerhin hat sich die Menschheit ein paar kuriose Tricks angeeignet. Folgendes soll angeblich funktionieren:

  • Sobald man den Drang bemerkt, mit dem Finger kurz auf die Zungenspitze tippen
  • Bewusst durch die Nase atmen, damit der Mund (hoffentlich) zu bleibt
  • Zähne fest zusammenbeißen – allerdings keine geeignete Dauermaßnahme, da ungesund für das Kiefer

Am Ende des Tages ist Gähnen aber vor allem eines: menschlich. Sollte es also doch einmal passieren, dass uns mitten in einem wichtigen Meeting oder bei einem vermeintlich spannenden Vortrag die Müdigkeit überwältigt, geht die Welt (vermutlich) auch nicht unter.

Ursachen des Gähnens

Es gibt keinen bestimmten Auslöser, warum man gähnt. Regelmäßiges Gähnen ist ein körpereigener Reflex, der unwillkürlich abläuft, d. h. man tut es, ohne darüber nachzudenken. Es gibt jedoch viele Dinge, die nach Ansicht von Forschern Gähnen auslösen.

Veränderung der Höhe. Wenn man sich in einem Flugzeug oder beim Autofahren in unterschiedlichen Höhenlagen befindet, gähnt man vielleicht absichtlich oder als automatische Reaktion des Körpers. Damit gleicht der Körper den Druck in den Ohren aus.

Empathie. Eine weitere Ursache des Gähnens ist soziales Mitgefühl. Wenn man jemandem beim Gähnen zusieht oder sogar darüber liest, bekommt man vielleicht den Drang zu gähnen. Psychologen sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass man gähnt, wenn man jemand anderen gähnen sieht, größer ist, wenn man einfühlsamer ist. Je näher du jemandem stehst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du gähnst, wenn er es tut.

Langeweile oder Müdigkeit. Studien haben gezeigt, dass Gähnen nicht ein Zeichen von Müdigkeit oder Langeweile ist. Vielmehr ist es ein Reflex des Gehirns, durch den man aufwacht oder sich wacher fühlt. Gähnen ist die Art und Weise, wie der Körper versucht, uns aufzuwecken.

Das Gehirn kühlen. Eine weitere unbewiesene Theorie besagt, dass der Körper mit dem Gähnen versucht, das warme Gehirn zu kühlen. Die Theorie besagt, dass man eher in Situationen gähnt, in denen man überhitzt ist. Es hat sich gezeigt, dass tiefe Atemzüge und ein offener Mund das Gehirn ein wenig abkühlen. Es gibt jedoch nicht genügend Beweise für diese Theorie.

Dehnt die Lunge und das Lungengewebe. Wenn man gähnt, kommt es manchmal zu einer größeren Ausdehnung. Durch das Gähnen kann der Körper die Muskeln anspannen und die Gelenke dehnen. Möglicherweise ist auch die Herzfrequenz erhöht. Durch die Dehnung der Lunge und die Erhöhung der Herzfrequenz fühlt man sich auch wacher.

Jetzt, da du die möglichen Gründe für das Gähnen kennst, kannst du besser darauf achten, wann du gähnst. Normalerweise wird das Gähnen nicht besonders bewusst wahrgenommen, es sei denn, es tritt häufiger auf als sonst.

Gähnen Ihre Kollegen im Büro mal wieder ausgiebig? Nun, das muss nicht bedeuten, dass sie zu wenig Schlaf bekommen haben. Forscher haben damit begonnen, das Geheimnis des Gähnens endlich zu lüften. Ein Ergebnis: Es ist viel komplizierter als bisher gedacht. Auch wenn der Akt des Gähnens bei allen Menschen ähnlich aussieht, sind die Ursachen dafür ebenso vielfältig wie die Funktionen.

Das Gähnen ist offenbar ein Mittel, um unser Gehirn in anstrengenden Situationen wach zu halten. Die ansteckende Wirkung des Vorgangs lässt sich bei vielen Tierarten beobachten. Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass alle aus ihrer Gruppe wachsam bleiben. Das Gähnen, das meist rund sechs Sekunden dauert und oft mehrmals hintereinander geschieht, wird durch Veränderungen der Gehirnchemie ausgelöst.

„Das zeigt uns, dass es ein sehr kompliziertes System ist und das Gähnen wahrscheinlich viele verschiedene Funktionen hat“, sagt Gregory Collins, Forscher der University of Texas, der einige der chemischen Prozesse ausgemacht hat, die im Gehirn passieren.

Im Sommer wird mehr gegähnt

Warum wir jetzt ständig gähnen müssen

Die Frühjahrsmüdigkeit schafft uns fast alle. Die Nächte werden kürzer, Temperaturen steigen, Blutdruck im Keller, verdammte Zeitumstellung - und dann diese Hormone.

Quelle: N24

Im Zusammenhang mit dem Gähnen sind viele Irrtümer im Umlauf. Lange glaubte man, dass es eine Reaktion auf Sauerstoffmangel sei. Und dass Gähnen ansteckend ist, wurde fälschlicherweise vor allem als Ausdruck von Empathie erklärt. Um das Geheimnis des Gähnens zu lüften, haben Wissenschaftler eine Reihe von Beobachtungen genutzt.

Die Menschen gähnen für gewöhnlich mehr im Sommer. Die meisten gähnen, wenn sie sehen, wie es andere in ihrer Umgebung tun, doch Babys und Menschen, die unter Autismus oder Schizophrenie leiden, lassen sich nicht so leicht anstecken.

Und manche Menschen gähnen zu ungewöhnlichen Zeitpunkten: Fallschirmspringer etwa, die kurz vor dem Sprung aus dem Flugzeug sind, oder Olympia-Teilnehmer vor ihrem Wettkampf. „Es gab bestimmt auch einige gähnende Fußballspieler in Brasilien“, sagt Robert R. Provine, Neurowissenschaftler an der Universität von Maryland.

Um den Ursprung des Gähnens herauszufinden, haben Wissenschaftler dutzende Experimente mit Menschen und Tieren durchgeführt, darunter Paviane und Sittiche. Im Tierreich ist das Gähnen weit verbreitet. Fast jedes Tier, das eine Wirbelsäule hat, scheint zu gähnen.

Angst und Stress erhitzen das Gehirn

Eine führende Hypothese ist, dass das Gähnen wichtig ist, um die Arbeitstemperatur des Gehirns aufrechtzuerhalten. Das Gehirn könne leicht überhitzen, sagt Andrew Gallup, Psychologe an der State University im US-Bundesstaat New York. Die Reaktionszeit verlangsamt sich und die Gedächtnisleistung lässt nach, wenn die Temperatur des Gehirns auch nur um 0,1 Grad Celsius von der Idealtemperatur von 37 Grad abweicht.

Gallup hat die Auswirkungen des Gähnens auf die Temperatur des Gehirns untersucht, indem er Sensoren in die Gehirne von Ratten eingesetzt hat. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern belegte er 2010 in einer Studie, dass das Gähnen ausgelöst wurde, nachdem sich das Gehirn der Tiere schnell um etwa 0,1 Grad erwärmt hatte. Nachdem sie gegähnt hatten, sank die Temperatur wieder.

Gallup geht davon aus, dass das menschliche Gehirn ähnlich empfindlich ist. Das tiefe Einatmen kühlerer Luft senkt die Gehirntemperatur, indem das Blut abgekühlt wird, das zum Gehirn fließt.

Unterstützung bekommt diese Theorie durch eine Studie mit 120 Menschen in Wien. Das Ergebnis der Untersuchung, die im April in der Zeitschrift Physiology & Behavior veröffentlicht wurde: Im Sommer gähnten die Teilnehmer mehr als im Winter.

Auch Angst und Stress sorgen dafür, dass unsere Gehirne heißer werden. Gähnen helfe ihnen, so effizient wie möglich zu funktionieren, sagt Gallup. Das könnte eine Erklärung dafür sein, warum Menschen in Situationen gähnen, in denen man es nicht erwartet – wie der Fallschirmspringer kurz vor dem Absprung.

Gähnen ist nicht nur unter Sittichen ansteckend

Was Gähnen über andere Menschen verrät

Wenn jemand plötzlich gähnt, fühlen sich viele Menschen animiert und gähnen mit. Laut einer Studie der Universität Baylor sagt dieses Verhalten eine ganze Menge über die jeweilige Person aus.

Quelle: Die Welt/Now This

Bei der Frage, warum das Gähnen so ansteckend ist, hat die Genetikerin Liz Cirulli gemeinsam mit anderen Forschern von der Duke University einige populäre Hypothesen ausgeschlossen, darunter die, dass es sich dabei um einen Ausdruck von Mitgefühl handelt.

Die Wissenschaftler spielten 328 Teilnehmern der Studie ein kurzes Video vor, in dem gähnende Menschen zu sehen waren. Etwa zwei Drittel der Teilnehmer gähnten daraufhin. Gewöhnliche Erklärungen wie Müdigkeit oder Empathie konnten die ansteckende Wirkung nicht vollständig erklären. Der wichtigste Faktor war noch das Alter der Teilnehmer, doch auch das spielte nur eine geringe Rolle.

„Ich hoffe, das bedeutet, dass es etwas Genetisches ist“, sagt Cirulli. Sie untersucht, ob eine genetische Abweichung die Ursache für die ansteckende Wirkung des Gähnens sein könnte.

Es könnte auch eine soziale Funktion haben, sagt Gallup. Indem jedes Mitglied einer Gruppe gähne, sei sichergestellt, dass jeder wachsam sei. In einer Studie aus dem Jahr 2012 verglich Gallup gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern das Gähnverhalten von Gruppen mit vier Sittichen, von denen einige durch laute Geräusche aufgeschreckt wurden. In diesen Gruppen wirkte das Gähnen besonders ansteckend.

Es könne eine Methode sein, um die Wachsamkeit gegenüber potenziellen Angreifern oder anderen Gefahren zu stärken, glaubt Gallup. Andere Untersuchungen mit Schimpansen und Pavianen hätten ergeben, dass Gähnen unter Familienmitgliedern und Freunden ansteckender sei als unter Fremden.

Die Klimaanlage hilft

Forscher haben einige der chemischen Veränderungen im Gehirn ausfindig gemacht, die das Gähnen mit auslösen. In einer Studie aus dem Jahr 2005 beschreiben Gregory Collins von der University of Texas und weitere Wissenschaftler zwei Gehirnrezeptoren, die das Gähnen auslösen und beenden. Die Rezeptoren, die bei der Übermittlung von Informationen eine Rolle spielen, arbeiten mit Dopamin. Morgens ist das Dopamin-Level am höchsten. „Das könnte eine Erklärung dafür sein, warum Menschen oft nach dem Aufwachen gähnen“, sagt Collins.

In mehreren Studien seien andere Rezeptoren als Auslöser für das Gähnen ausgemacht worden, sagt Collins – darunter solche, die auf Opioide reagieren. Für Collins ist das eine mögliche Erklärung, warum Heroin-Abhängige so viel gähnen, wenn sie versuchen, von der Droge loszukommen.

Studien belegen zwar, dass wir mehr gähnen, wenn wir müde sind. Es ist aber noch nicht klar, warum das so ist. Gallup verweist auch auf die Gehirntemperatur, die nachts am höchsten ist. Das Gähnen könne den Übergang in eine neue Phase einleiten, zum Beispiel von der Schlaf- in die Wachphase, sagt Provine.

Das Wissen über die kühlende Wirkung des Gähnens lässt sich auch praktisch anwenden. Wer im Büro ständig gähnen müsse, sollte die Klimaanlage anstellen, sagt Gallup. „Wenn es im Raum sehr kalt ist, wird nicht mehr so viel gegähnt.“

Dieser Artikel erschien zuerst beim „Wall Street Journal Deutschland“ unter der Überschrift „Warum wir wirklich gähnen“

Was ist Gähnen für ein Zeichen?

Gähnen ist in erster Linie ein Ausdruck von Müdigkeit. Indirekt kann es dadurch aber auch auf eine tieferliegende Krankheit hinweisen.

Ist Gähnen ein Zeichen von Entspannung?

Wer bewusst gähnt, entspannt automatisch den Gaumen und die Nackenmuskulatur. Gleichzeitig kurbelt es verstärkt die Durchblutung und Sauerstoffaufnahme im Gehirn an. Auch trockene, müde Augen profitieren vom Gähnen, was sofort zum Wohlbefinden beiträgt.

Warum fühlt sich Gähnen gut an?

Wenn wir morgens gähnen, dehnen wir uns gleichzeitig - bringen unseren Kreislauf in Schwung, bauen Anspannung auf! Durch das tiefe Einatmen wird die Durchblutung des Gehirns angeregt. Es ist wahrscheinlich ein Reflex, der mit Veränderungen der Hirnaktivität einhergeht.