Was ist die häufigste Sucht in Deutschland?

Zahlen und Fakten Sucht

Sucht ist eine Krankheit und charakterisiert ein zwanghaftes Verhalten, das auch dann weiterbesteht, wenn schwerwiegende gesundheitliche und soziale Folgen für die betroffenen Personen und ihr Umfeld eintreten.

Sucht hat viele Gesichter. Neben dem Konsum psychoaktiver Substanzen wie Tabak, Alkohol, Drogen oder Medikamente fällt auch exzessives Verhalten wie Geld- und Glücksspiel sowie Videospiel unter den Suchtbegriff1. Sucht und risikoreiches Verhalten verursachen frühzeitige Todesfälle2,3 und hohe volkswirtschaftliche Kosten4.

Mehr Informationen zu Sucht in der Bevölkerung sind auf MonAM abrufbar.

Was ist Sucht?

Sucht ist ein bio-psycho-soziales Phänomen. Sie hat Auswirkungen auf die Physis und die Psyche der Menschen, ihr soziales Umfeld und ihre soziale Integration. Sie entsteht aus individuellen Veranlagungen, aber auch durch gesellschaftliche Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel, das persönliche Umfeld, die berufliche und finanzielle Situation, oder durch den kulturellen Umgang mit Substanzen. Die Nationale Strategie Sucht unterscheidet die Konsum- oder Verhaltensweisen der Menschen nach ihrer Intensität und den damit verbundenen Risiken für das Individuum und die Gesellschaft:

  • Risikoarmes Verhalten umschreibt den Umgang mit psychoaktiven Substanzen sowie Verhaltensweisen, welche für die betroffene Person und ihr Umfeld nicht schädlich und oft Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens sind.
  • Risikoverhalten beinhaltet den Konsum oder ein Verhalten, das zu Schäden für die einzelne Person und ihr Umfeld führen kann. Es werden drei Verhaltensmuster mit unterschiedlichem Schadenspotential unterschieden: Exzessives Verhalten, Chronisches Verhalten und Situationsunangepasstes Verhalten.
  • Sucht ist die stärkste und schädlichste Form des Konsums. Medizinisch gesehen handelt es sich um eine Krankheit. Die Fachwelt spricht in der Regel von Missbrauch oder Abhängigkeit. Typische Symptome für eine Abhängigkeit sind zum Beispiel ein zwanghafter Drang zum Konsum (Craving), eine verminderte Kontrollfähigkeit des Konsums, Entzugssymptome, Toleranzbildung oder die Vernachlässigung unterschiedlicher Lebensaspekte aufgrund des Konsums.

Wie viele Menschen sind betroffen?

  • Der Konsum psychoaktiver Substanzen ist in der Schweiz weit verbreitet. Acht von zehn Personen trinken Alkohol, jede vierte raucht, und mehr als 200'000 Personen im Erwerbsalter haben im vergangenen Monat mindestens einmal Cannabis konsumiert. Doppelt so viele Personen geben an, bereits einmal im Leben eine illegale Substanz (ohne Cannabis) konsumiert zu haben.6
  • Etwa 2 % der Bevölkerung (ca. 170'000 Personen) nehmen fast täglich Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmittel ein.7 Deren Einnahme kann je nach Einnahmedauer und Verwendung die Entwicklung einer Abhängigkeit begünstigen.
  • Zu substanzungebundenen Verhaltenssüchten wie Geld- und Glücksspiel (Gambling) sowie Videospiel (Gaming) existieren bisher nur wenige belastbare Zahlen. So liegen für Verhaltenssüchte bevölkerungsrepräsentative Zahlen bis anhin lediglich für Gambling vor. Im Jahr 2017 sind knapp 3 % der Bevölkerung von suchtartigem Gambling betroffen.6
  • Schätzungen gehen davon aus, dass rund 250‘000 Menschen in der Schweiz alkoholabhängig sind.8 Schätzungsweise knapp 40'000 Personen in der Schweiz nehmen Beratung oder Behandlung wegen einer Suchtproblematik in Anspruch.9 Genauere Angaben dazu, wie viele Personen unter einer Sucht leiden, gibt es nicht, weil viele Menschen keine Hilfe suchen.
  • Bei rund einem Fünftel aller Menschen, die 2020 in einer psychiatrischen Klinik behandelt wurden, war problematischer Substanzkonsum das Hauptproblem.10 Jede sechste psychiatrische Diagnose eines Hausarztes steht im Zusammenhang mit Alkohol.

Welche Folgen hat Sucht?

  • Abhängigkeit kann für die Betroffenen markante soziale Folgen haben, wie Arbeitslosigkeit, Fürsorgeabhängigkeit, Verschuldung oder instabile Wohnsituationen.
  • Abhängigkeit oder Missbrauch kann zu einem frühzeitigen Tod führen. 14 % aller Todesfälle in der Schweiz – rund 9'000 jährlich – haben mit dem Rauchen zu tun2, 1’600 Menschen sterben an den Folgen des Alkoholmissbrauchs3, dazu kommen jährlich rund 140 Drogentote5, die an einer Überdosierung sterben.
  • Die gesellschaftlichen Kosten im Zusammenhang mit Abhängigkeit und Risikoverhalten sind bedeutend. Im Jahr 2017 beliefen sich die Kosten von Sucht auf 7,9 Mrd. Franken. Ausgaben im Gesundheitswesen, Kosten aufgrund von Produktivitätsverlusten und Kriminalität (Strafverfolgung) sind für die volkswirtschaftlichen Kosten von Sucht hauptverantwortlich.4

Was tut das BAG?

  • Im Rahmen der Agenda Gesundheit2020 hat das Bundesamt für Gesundheit zusammen mit seinen Partnern die Nationale Strategie Sucht erarbeitet. Diese wurde Mitte November 2015 vom Bundesrat verabschiedet und wird aktuell umgesetzt.
  • Die nationale Strategie Sucht basiert auf den vier Säulen Prävention, Therapie, Schadensminderung und Regulierung.

Referenzen

  1. World Health Organization (2022): International Classification of Diseases for Mortality and Morbidity Statistics. Eleventh Revision. LINK.
  2. Mattli, R. et al. (2019): Die Krankheitslast des Tabakkonsums in der Schweiz: Schätzung für 2015 und Prognose bis 2050. Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Winterthur: LINK.
  3. Gmel, G (2020): Alkoholbedingte Sterblichkeit in der Schweiz im Jahr 2017 (2020). Sucht Schweiz, Lausanne: LINK.
  4. Fischer, B. et al. (2020): Volkswirtschaftliche Kosten von Sucht. Polynomics, Olten. LINK.
  5. Bundesamt für Statistik BFS (2022): Statistik der Todesursachen. LINK.
  6. Bundesamt für Statistik BFS (2022): Schweizerische Gesundheitsbefragung. LINK.
  7. Bundesamt für Gesundheit (BAG), Bundesamt für Statistik (BFS): Erhebung Gesundheit und Lifestyle 2018. LINK.
  8. Kuendig, Hervé (2010): Estimation du nombre de personnes alcoolo-dépendantes dans la population helvétique. Lausanne: Addiction Suisse. LINK.
  9. Bundesamt für Gesundheit BAG (2021): act-info Jahresbericht 2020. Suchtberatung und Suchtbehandlung in der Schweiz. Ergebnisse des Monitoringsystems. LINK.
  10. Bundesamt für Statistik BFS (2022): Medizinische Statistik der Krankenhäuser. LINK.

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Forschungsberichte Sucht

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Suchtpolitik ist ein dynamisches Feld, das sich ständig neuen Herausforderungen stellen muss, etwa veränderten Verhaltensmustern und Konsumtrends.

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Tabak und Nikotin Rauchen ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in Deutschland.

Welche Sucht ist in Deutschland am meisten verbreitet?

Von den illegalen Drogen wird Cannabis am meisten konsumiert – sowohl von Erwachsenen als auch von Jugendlichen. Nach Hochrechnungen des Epidemiologischen Suchtsurveys aus dem Jahr 2018 sind 309.000 Personen in Deutschland abhängig von Cannabis.

Was ist das häufigste Suchtmittel?

Nikotin und Alkohol häufigste Suchtmittel.

Was ist die größte Sucht der Menschen?

Alkoholsucht großes Problem in Deutschland Immerhin handelt es sich dabei um rund eine Badewanne voller Alkoholika. Und: Etwa 74.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland aufgrund ihres Alkoholkonsums – oder durch den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak.