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| 04. Juli 2020, 06:43 Uhr Für ein Zittern des Körpers kann es verschiedene Gründe geben. Aber was genau steckt dahinter? Und in welchem Fall sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen? Ob bei Kälte, Aufregung oder weil jemand sehr erregt ist – mitunter beginnt der ganze Körper zu zittern. Kontrollieren kann der Mensch das nicht. Soll er auch gar nicht. Denn das unwillkürliche Zittern macht der Körper nicht einfach so. Wozu Zittern gut istIst es sehr kalt, funkt das Gehirn gleich mehrere Regionen im Körper an: Die Blutgefäße ziehen sich zusammen, damit die Wärme im Körper bleibt. Unzählige Muskeln im Körper werden blitzschnell angespannt und wieder entspannt. „Der Körper investiert sehr viel Energie, damit die Körpertemperatur steigt“, erklärt Prof. Martin Scherer, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Allgemeinmedizin am Hamburger Uniklinikum Eppendorf. Und was hat das Ganze nun mit Auf- oder Erregung zu tun? „Das Phänomen ist eigentlich das Gleiche“, erklärt Scherer: Die Muskeln ziehen sich in hoher Frequenz zusammen und entspannen wieder. Der Auslöser ist allerdings ein anderer. Hat der Mensch Stress oder ist erregt, schüttet der Körper Adrenalin aus. Dieses Hormon gibt dem Nervensystem Sympathikus Bescheid, das den Körper auf Kampf oder Flucht einstellt. Dafür wird Muskelkraft gebraucht – weswegen gleich eine ganze Menge Muskeln im Körper aktiviert werden. Was also tun, wenn der Körper zittert?Handlungsbedarf besteht nur, wenn das Zittern nicht mehr verschwindet. Dafür kann es verschiedene Ursachen geben, sagt Scherer: Der Konsum von zu viel Koffein, Drogen oder auch Medikamenten verursacht mitunter Zittern. Auch wenn der Blutzuckerspiegel zu niedrig ist, zittert man. Es gibt einige Erkrankungen – wie Parkinson – die damit einhergehen. Bei älteren Menschen kommt auch der idiopathische Tremor vor: einzelne Körperteile zittern, ohne dass es eine krankhafte Ursache gibt. Wer bemerkt, dass er über längere Zeit zittert, sollte zum Arzt gehen. Gemeinsam suchen Arzt und Patient dann nach der Ursache. FITBOOK erfüllt die afgis-Transparenzkriterien. FITBOOK erfüllt die afgis-Transparenzkriterien. Kurzübersicht
Was ist Tremor?Muskelzittern (medizinisch: Tremor) ist eine normale Reaktion des Körpers. Dabei zieht sich die Muskulatur unwillkürlich und meist rhythmisch zusammen. Wir zittern unbemerkt eigentlich immer. Wer seine Hand ausgestreckt vor sich hält, stellt fest, dass die Finger nie ganz stillstehen. Dieser leichte Tremor der Muskulatur, medizinisch auch physiologischer Tremor genannt, ist ganz normal, abhängig vom Zustand der Erregung und wird normalerweise nicht bemerkt. Anders ist es, wenn das Zittern stärker ist und bestimmte Handlungsabläufe erschwert. Dann nimmt der Tremor für die Betroffenen an Bedeutung zu. Das ist womöglich bereits der Fall, wenn wir vor Kälte bibbern, uns vor Aufregung "die Knie schlottern" oder vor Erschöpfung die Muskeln zittern. Man zittert aber gegebenenfalls auch aufgrund einer (ernsthaften) Erkrankung. Tremor äußert sich durch unwillkürliches und rhythmisches Zittern des Kopfes, der Extremitäten oder des gesamten Körpers. Manche Menschen leiden so stark unter einem Tremor, dass er für sie eine erhebliche Beeinträchtigung bei alltäglichen Verrichtungen wie Essen oder Schreiben bedeutet. Bei anderen ist der Tremor so leicht, dass er keinen Krankheitswert hat. Arten von TremorMediziner unterscheiden zwischen einem Ruhetremor, der dann auftritt, wenn die entsprechende Körperpartie entspannt ist, und einem sogenannten Aktionstremor. Letzterer lässt sich wiederum in drei Kategorien einteilen:
Ein Tremor tritt also möglicherweise in bestimmten Situationen auf, beim Ausführen einer spezifischen Tätigkeit wie dem Schreiben (aufgabenspezifischer Tremor) oder wenn man eine bestimmte Haltung einnimmt (positionsspezifischer Tremor). Außerdem teilt man das Zittern je nach Frequenz und Intensität in verschiedene Formen ein:
Auch lässt sich der Tremor nach der Lokalisation unterteilen: Kopf-, Hand- oder Beintremor. Zu den verschiedenen Arten von Tremor zählen unter anderem essentieller Tremor, dystoner Tremor, orthostatischer Tremor und psychogener Tremor. Die Art des Tremors liefert dem Arzt Hinweise auf die Ursache des Muskelzitterns. Wie verläuft ein essentieller Tremor?Der essentielle (teils auch "essenzielle") Tremor ist die häufigste Tremorform und tritt in jedem Alter auf. Patienten mit essentiellem Tremor sind gegebenenfalls darauf angewiesen, aufgrund des Tremors ihren Beruf zu wechseln oder sind unter Umständen arbeitsunfähig, sodass sie sich berenten lassen. Er macht sich bei Bewegungen bemerkbar und tritt für gewöhnlich in den Armen und Händen auf. Betroffen sind aber unter Umständen auch andere Körperregionen wie zum Beispiel Kopf, Rumpf und Beine. Er äußert sich vor allem durch Symptome wie Händezittern und Kopfzittern. Auch die Stimmbänder sind möglicherweise von einem essentiellen Tremor betroffen. Je nach Form ist es jedoch möglich, dass sich ein Tremor auf unterschiedliche Weise äußert. Beispiele dafür sind:
Was sind mögliche Ursachen?Muskelzittern ist ein natürliches Phänomen. Bei Kälte erzeugt der Körper so Bewegungswärme. Auch bei einer übermäßigen körperlichen Belastung (Überanstrengung) ist Muskelzittern eine normale Reaktion. Ebenso lösen Angst, Stress oder Schock das Muskelzucken möglicherweise aus. Ein Sonderfall ist der sogenannte psychogene Tremor, der als Folge massiver seelischer Belastungen auftritt. Beispielsweise sind traumatisierte Soldaten gegebenenfalls davon betroffen – sie hat man früher auch als "Kriegszitterer" bezeichnet. Ein Intentionstremor hat oft seine Ursache im Kleinhirn, weshalb er auch zerebellärer Tremor heißt. Körperliche Ursachen von TremorIn manchen Fällen steckt als Ursache eine körperliche Erkrankung hinter dem Muskelzittern. Beispiele sind:
Wann zum Arzt?Nicht immer bedarf Zittern einer ärztlichen Therapie. Gehen Sie aber zum Arzt, wenn das Muskelzittern längere Zeit anhält und es keine offensichtliche Erklärung dafür gibt, beispielsweise Fieber, Schock oder Kälte. Möglicherweise ist der Tremor dann ein Anzeichen für eine (schwerwiegende) Erkrankung, die es entsprechend ärztlich zu behandeln gilt. Tremor: BehandlungWie Mediziner einen Tremor im Einzelfall behandeln, hängt von seiner Ursache ab. Im Rahmen der Therapie kommen zum Beispiel Medikamente oder ein Hirnschrittmacher, aber auch Ergotherapie, zum Einsatz. Medikamentöse TherapieIn vielen Fällen lässt sich ein Tremor (zum Beispiel essentieller Tremor) mit Medikamenten behandeln, auch wenn eine Heilung nicht immer möglich ist. Zum Einsatz kommen beispielsweise:
HirnschrittmacherIn schweren Fällen von Parkinson oder essentiellem Tremor lässt sich das Zittern durch einen Hirnschrittmacher behandeln. Dieser wird direkt ins Hirn gepflanzt und unterbricht dort Störsignale, die für den Tremor verantwortlich sind. ErgotherapieIm Rahmen einer Ergotherapie lernen Patienten, besser mit dem Tremor umzugehen. Wenn das Zittern etwa das Schreiben erheblich stört, ist es möglicherweise hilfreich, beim Schreiben immer wieder Pausen zu machen, nur in Druckschrift zu schreiben oder die Ablagefläche der Hand zu vergrößern. Mit dem Zittern beim Essen kommt man besser zurecht, wenn man die Ellenbogen während der ganzen Nahrungsaufnahme auf die Tischplatte aufstützt. Tremor: Das können Sie selbst tunAuch wenn das Muskelzittern organisch bedingt ist, nimmt es bei psychischer Anspannung häufig zu. Mit Entspannungsübungen wie Autogenem Training, Progressiver Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga oder Meditation lässt es sich daher günstig beeinflussen. Das Erlernen einer Entspannungsmethode ist daher für Menschen mit Tremor sehr sinnvoll. Tremor-Diagnose: Was macht der Arzt?Hinter einem Tremor stecken ganz unterschiedliche mögliche Erkrankungen. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, sind daher meist eine ganze Reihe von Untersuchungen notwendig. Zuerst erhebt der Arzt im Gespräch mit dem Patienten dessen Krankheitsgeschichte (Anamnese). Mögliche Fragen dabei sind:
UntersuchungenAn das Anamnesegespräch schließen sich bei Bedarf verschiedene Untersuchungen an – mit dem Ziel, bestimmte Krankheiten als Ursache des Tremors zu identifizieren. Dazu zählen:
Was tun bei Zittern am ganzen Körper?Essenziellen Tremor mit Medikamenten behandeln
Verschiedene Medikamente können das Zittern aber vermindern oder unterdrücken, damit Betroffenen im Alltag weniger beeinträchtigt sind. Besonders häufig werden die Betablocker Propranolol und Primidon oder auch Antiepileptika.
Wie kann ich aufhören zu Zittern?Psychische Ursachen werden mit einer Kombination aus Psychotherapie, Entspannungsübungen und manchmal Medikamenten behandelt. Gegen das psychisch ausgelöste Zittern der Hände helfen manchmal auch schon Hausmittel wie Baldrian oder Johanniskraut zur Beruhigung.
Welcher Mangel löst Zittern aus?Symptome eines Vitamin-D-Mangels
Kreislaufprobleme, Muskelschwäche und -zittern sowie Gelenkschmerzen können ebenfalls auftreten. Auch ein schwaches Immunsystem kann auf einen Vitamin-D-Mangel hinweisen.
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