Wer hat das gesungen Es gibt kein Bier auf Hawaii?

Hawaii, USA and 1 others

1923–2017

Schlager vermitteln oft Binsenweisheiten, die von Generation zu Generation weitergereicht werden. Keine hat sich allerdings im Laufe der Jahre als so haltlos erwiesen wie “Es gibt kein Bier auf Hawaii”. Diese Behauptung, die jahrelang Männer von einem Urlaub auf der Südseeinsel abhielt, brachte der Pianist und Sänger Paul Kuhn 1963 in Umlauf. Wolfgang Neukirchner hatte sich den Text zur Schunkelmusik von Jean Joseph Kluger ausgedacht. Und zwar unter dem Pseudonym Josua Roeckelein. Übrigens: Bier gibt es schon seit 1889 auf Hawaii (siehe Titelfoto).

Wolfgang Neukirchner, geboren am 20. Dezember 1923 in Essen, liebte die Musik, vor allem Jazz und Blues. Er spielte drei Jahre lang bei einem Studentenkabarett, entschied sich aber dann doch für eine juristische Laufbahn. Auf den letzten Drücker beendete er sein Studium und wurde Richter in Gelsenkirchen. Unter dem Motto „Morgens richten, abends dichten“ gestaltete er sein produktives Doppelleben. “Ich bin eben ein halber Bohemien und ein halber Spießbürger”, meinte er.

Über Ralf Bendix, Schulfreund aus Essener Tagen, der eigentlich Karl-Heinz Schwab hieß und hauptberuflich Filialleiter einer Fluggesellschaft in Düsseldorf war, kam er ins Schlagergeschäft. Als Bendix einen Schallplattenvertrag erhielt, verfasste Neukirchner für ihn Texte. Mit “Schaffe, schaffe, Häusle baue!” gelang ihm nicht nur im Schwabenländle ein durchschlagender Erfolg. Beim Texten verschanzte sich der korrekte Jurist hinter den Pseudonymen Sigi Mahr und Josua Röckelein, mit dem Komponisten und Arrangeur Erich Becht hinter dem Pseudonym Adolf von Kleebsattel. An die 200 Lieder sind entstanden u. a. für Udo Jürgens ("Peppino"), Bobbejaan ("Ich steh an der Bar und ich habe kein Geld"), Gitte, Rex Gildo, Cliff Richard, Ralf Bendix ("Mein Freund Meier, mein Freund Lehmann und auch ich") und Paul Kuhn, der im Grund seines Herzens ein großer Jazzer war und eher unfreiwillig und aus kommerziellen Gründen den Biermangel auf Hawaii besang.

Ein Glücksfall war 1965 die Begegnung von Neukirchner und Bendix mit Heinz-Georg Kramm. Dieser tingelte unter dem Namen Heino mit Seemannsliedern durch die Lande. Die beiden witterten Star-Potential und rieten Heino zu einem Imagewechsel. Was dabei herauskam, ist bekannt: ein markiger Sänger von Liedern wie "Jenseits den Tales", “Karamba, karacho, ein Whisky” und “Schwarzbraun ist die Haselnuss”. Kaum zu glauben: Vielen Schlagerfans gefiel's. “Blau blüht der Enzian” wurde 1972 zu einem von Heinos größten Erfolgen. 15 Wochen lang konnte sich das Lied in den Top Ten behaupten. Es war so populär, dass es ein Jahr später Titelsong eines der letzten Schlagerfilme wurde.

Die Zusammenarbeit mit Heino endete 1988. Nach seiner Pensionierung als Gerichtspräsident zog sich Neukirchner auch aus dem Musikgeschäft zurück und starb am 16. Oktober 2017 kurz vor Vollendung des 94. Lebensjahres in seiner Heimatstadt Essen.

© Claudia Karner 2021-07-14

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