Wer ist alles raus aus dem dschungelcamp 2015

Die bisher schwächste IBES-Staffel geht ins Finale, nachdem das Publikum ihre einzig interessante Figur vorzeitig aus dem Spiel nahm. Wer auch immer das Camp heute mit der Dschungelkrone verlässt – ein wirklich verdienter Sieg wird es nicht sein.

"Weckt ihr mich, wenn was abgeht?"
(Angelina Heger)

Zwei Dinge lassen sich abschließend über die zurückliegende neunte Staffel von Ich bin ein Star - Holt mich hier raus sagen: Es war nicht das beste Dschungelcamp; es wurde das Beste daraus gemacht. Kein aber, denn: kein Widerspruch. Gegen die Leistungsverweigerung ihrer Gurkentruppe konnte die Show nicht viel ausrichten, vor allem aber konnte sie nicht viel dafür. Andere vergleichbare Fernsehformate – die es natürlich gar nicht gibt, aber man kann sich das ja mal sinnlos vorstellen – wären versucht gewesen, so eine Verelendung des Niveaus mit schlecht verstelltem Humor zu kontern. Wenn überhaupt. Wahrscheinlicher ist schon, dass sie an der Manipulationsschraube hätten drehen und Chefetagen, Werbepartner, Publikum zufrieden stellen müssen. Die Frage, ob ein so kostspieliges Format es sich überhaupt erlauben kann, nicht Möglichkeiten zur diffizilen Rettungsmaßnahme auszuschöpfen, keine Werkzeuge für Intervention, Schadensbegrenzung, Quotenheil einzusetzen, liegt ja auf der Hand: Es ist nun gerade eine Spezialität der Privatsender, alles Unerwartete durch panische Manöver bändigen zu wollen. Sofern RTL dergleichen versucht haben sollte, um das Dschungelcamp 2015 aus dem Tal der Langweile zu holen, ist es entweder unbemerkt geblieben oder schlicht grandios gescheitert.

Blieb also nur die aufrichtige Verlegenheitsgeste. Und die hatte was für sich. Es begann mit einer Entschuldigung der Autoren nach etwa halber Dschungellaufzeit, als bereits klar schien, dass Staffel 9 nicht mehr zu gewinnen ist. Natürlich zählen die süffisanten Moderationskommentare seit jeher zu den Markenzeichen der Show, immer auch richteten sie sich nicht nur gegen die Kandidaten, sondern ebenso gegen das eigene Format. Aber es ist dann doch ein Unterschied, ob Sonja Zietlow und Daniel Hartwich mittels gelegentlich selbstreferentieller Spitzen eine Art Meta-Witz bemühen, der zur Show gehört wie Kakerlaken und Kotzfrucht. Oder ob sie ihre Sendung und insbesondere deren Mangel an Höhepunkten eine Woche lang konsequent zum ironischen Abschuss freigeben. Und zwar nicht allein in einem Manierismus bloßer Selbstvertrashung: Selten gelang dem Moderationsduo so geistreich eine Komplizenschaft mit dem Publikum, das schlussendlich gar geblitzdingst werden musste, um jedes Erinnerungsvermögen an diese unerwartet öde IBES-Staffel zu verlieren. Ein Gag, schon klar. Und dennoch: Unterhaltungsfernsehen, das sich derart selbst entlasten muss, hat alle Zuschauerliebe umso mehr verdient.

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Formal spielte das Dschungelcamp 2015 noch in der obersten Liga. Aus dem überwiegend unbrauchbaren Material, das die Kandidaten zur jeweiligen Präsentation des Vortages bereitstellten, haben die Verantwortlichen einiges herausgeholt. Über scharfsinnige reaction shots gewann der Schnitt dem Geschehen stets noch Formen von Komik und Unterhaltung ab, die die somnambulen IBES-Teilnehmer dem Publikum offenbar unbedingt vorenthalten wollten. Einen besonders schönen Effekt ergab die Strategie, den Augen verdrehenden, Fresse ziehenden Walter Freiwald gegen alles zu schneiden, was Dauerlangweiler Aurelio Savina so an weinerlichen Nichtigkeiten von sich gab. Das war kein Reality TV, das war Kino. Und einmal mehr wurde es von einer delikaten Musikauswahl unterstützt: Tool, Danzig, Aphex Twin, Tocotronic, The Handsome Family. Nicht einfach drunter- oder drübergeklatscht, sondern sich als Kommentar über die mal traurigen, mal wahnhaften Befindlichkeiten der Dschungelbewohner zueigen gemacht. Und der diesjährige Showsong von Charli XCX trug ausgerechnet den nun gar nicht programmatischen Titel "Break The Rules"! Eine erneute Nominierung für den Grimme-Preis ginge also doch irgendwie in Ordnung.

Dann aber kam das Publikum, um auch dem kläglichen Rest Dschungelvergnügen noch einen Strich durch die Rechnung zu machen. Drei Tage vor dem Finale wählte es den einzigen Kandidaten aus dem Camp, der dort bereit war, auch etwas für sein Geld zu tun. Walter Freiwald inszenierte sich als übergangene Showgröße von hohen Gnaden, als gescheiterten Medientausendsassa, der längst schon eine zweite Chance verdient habe. Das war manchmal rührig, manchmal daneben. Und immer so verrückt, wie es für dieses Format angemessen ist. Je weniger sich seine Dschungelkollegen aus ihrem Vakuum lustscheuer Bequemlichkeit herauswagten, desto mehr musste Walter Freiwald irgendwann die wichtigsten Facetten der Show aus eigener Kraft abdecken: Er musste Griesgram und Lustmolch sein, Possenreißer und Jammerlappen, gefallener Fernsehengel und Phönix aus der Asche. Und doch schienen sich anrufende Zuschauer von seinen Qualitäten als energischer Alleinunterhalter zwar bespaßen, aber offenbar nicht überzeugen lassen zu wollen. "Ich habe alle Spielregeln ausgenutzt und diese Sendung genau so geformt, wie es sich gehört", analysierte Freiwald seine Teilnahme gegenüber dem Focus  so gewissenhaft wie richtig. "Es ist ein Spiel, bei dem ich mitgespielt habe. Wenn andere nicht mitspielen, sind sie selbst schuld."

Mehr: Dschungelcamp 2015 – (K)ein Herz für Walter Freiwald

Schuld ist nun vor allem ein IBES-Publikum, das den wenig aufregenden Finaltag mit drei Kandidaten begehen muss, die wahrscheinlich selbst noch ihre harmlosen Sympathiepünktchen einem Walter Freiwald zu verdanken haben. Gegen die liebe Maren Gilzer oder den noch lieberen Jörn Schlönvoigt scheint jedenfalls kein Ankommen möglich. Deren konziliantes Arrangement mit der Zuschauergunst hat alle Erwartungen an gewinntaugliche Biederkeit erfüllt, nicht zuletzt in den traditionell Eindruck schindenden Essensprüfungen. Und dennoch: Eine halbwegs verdiente Dschungelkönigin dürfte es nach Walter Freiwalds Auszug nur mit Tanja Tischewitsch geben. Sie war es, die die Show zuletzt einigermaßen in Bewegung hielt, durch vielleicht nicht sonderlich memorable, zumindest aber heitere Momente. Und sie war es auch, die sinnfrei plappernd und zwecklos flirtend, zugleich jedoch fürsorglich aufzutreten wusste. Das ist, gemessen am diesjährigen Niveau, dschungelkronenwürdig. Nur eben hoffen sollte man darauf besser nicht, nachdem IBES 2015 vor allem eines lehrte: Wer die Zeit im RTL-Camp tatenlos zu überdauern weiß, kann am Ende trotzdem punkten. Im Zweifel für die Lethargie, mehrheitsfähig sind immer die anderen – dafür räumt Melanie Müller nur allzu gern den Thron.

Wer ist beim Dschungelcamp raus gegangen?

Janina Youssefian ist nach einer rassistischen Entgleisung rausgeflogen. Österreicherin Tara Tabitha war dann die erste Kandidatin, die nicht genug Zuschauer-Stimmen bekam. Abschiednehmen hieß es auch schon für Jasmin Herren und Tina Ruland. Jetzt trifft das Dschungelcamp-Aus Linda Nobat.

Wer war im Dschungel 2015?

Januar 2015 mit ins Camp einzogen, waren Patricia Blanco, die Tochter von Roberto Blanco, Benjamin Boyce, der Ex-Boygroup-Sänger von 'Caught In The Act', Moderator Walter Freiwald, Bachelor-Kandidatin Angelina Heger, Model Sara Kulka, Ex-Topmodel-Juror und Casting-Direktor Rolf Scheider, Model und Bachelorette-Kandidat ...

Wer kommt alles in den Dschungel 2016?

Aufteilung der Teilnehmer.

Wer war alles im Dschungelcamp 2017?

Team Base Camp: (blau): Alexander "Honey" Keen, Marc Terenzi, Gina-Lisa Lohfink, Markus Majowski, Nicole Mieth, Sarah Joelle Jahnel. Medienexperten warnen vor Dschungelcamp und Co. Medienpädagogen warnen vor Fernsehformaten wie "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" und " Deutschland sucht den Superstar".