Dieser Klassiker, das Koch-und Kellner-Interview von Schröder und Fischer war 15 Jahre später die Vorlage für das Cicero-Gipfeltreffen von SPD-Chef Sigmar Gabriel und Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin, den beiden Schlüsselfiguren eines etwaigen Rot-Grün II im Bund nach der Bundestagswahl im Herbst 2013. Und hatte nicht auch Gabriel vor einiger Zeit über die Latte-Macchiatio-Grünen geätzt und Trittin sich dessen Einmischungen in grüne Angelegenheit verbeten? Aber nichts davon. Er sei wohl der „bessere Koch“, meinte Trittin jovial auf die Koch-und Kellner-Frage, und Gabriel fügte hinzu: „Und ich der besser Esser.“ Im übrigen aber begegne man sich „auf Augenhöhe“ und Vergleiche wie jene von Koch und Kellner würden nicht weiterhelfen. Eine klare Distanzierung Gabriels von Schröders Konfrontationskurs gegenüber den Grünen. „Jürgen“ und „Sigmar“, wie die beiden sich wiederholt ansprachen, machten während des rot-grünen Cicero-Gipfels in der Sache klar, dass sie bereit dafür sind, gemeinsam durch dick und dünn zu gehen – mit einer ungewöhnlichen Wahlkampfstrategie. Weil die Leute „ganz genau wissen, dass es so nicht weitergeht“, (Trittin) werde Rot-Grün für eine höhere Staatsquote und mehr Steuern für Reiche an den Start gehen. Eine riskante Strategie, die bisher noch nie funktioniert hat. Als Angela Merkel 2005 mit Hängen und Würgen Bundeskanzlerin einer Großen Koalition wurde, da hatte sie mit der Wahlkampfankündigung einer höheren Mehrwertsteuer keine gute Erfahrung gemacht. Möglicherweise haben sich die Zeiten geändert. Gabriel jedenfalls macht in dem Gespräch deutlich: „Wir habe ein klares politisches Gegenmodell. Damit werden wir Merkel stellen.“ Und Trittin sieht die Chance auf einen Wahlsieg nach einer Reihe von Wahlniederlagen der Union als gestiegen an. Merkels „Demobilisierungsstrategie“ sei „gerade krachend gescheitert. Norbert Röttgen ist das jüngste Opfer“. Das ganze Interview lesen Sie in der Juni-Ausgabe des Cicero: Das Geheimnis der Glucke Ab sofort am Kiosk oder gleich bestellen im Online-Shop Herr Gabriel, was schätzen Sie an Ihrem Kollegen Jürgen Trittin? Und umgekehrt, Herr Trittin? Warum haben Sie sich dann in der Vergangenheit so böse Sätze um die
Ohren gehauen? Herr Gabriel, Sie haben Trittins Grüne als Bionade- oder Latte-macchiato-Partei verspottet. Und Sie, Herr Trittin, haben sich Belehrungen durch Sigmar Gabriel verbeten. Sie wollen gemeinsam im nächsten Jahr die schwarz-gelbe Regierung
unter Angela Merkel ablösen. Können Sie, Herr Trittin, sich vorstellen, Vizekanzler unter Sigmar Gabriel zu sein? [gallery:Die SPD sucht einen Kanzlerkandidaten – das Casting in Bildern] Die Frage war aber, ob Sie beide auch menschlich miteinander klarkämen – als Koch und Kellner nämlich, wie Gerhard Schröder seinerzeit die Rollenteilung von Rot-Grün festlegte. Aber gerade in der SPD halten viele Genossen die Grünen doch für klassische Juniorpartner. Haben Sie eigentlich eine Präferenz in Sachen Kanzlerkandidat der SPD, Herr Trittin? Seite 2: Was Rot-Grün zur Bewältigung der Eurokrise vorschlägt… Und Sie, Herr Gabriel, akzeptieren das Spitzenpersonal der Grünen auch so, wie es eben kommt? Dann reden wir doch jetzt über Inhalte. Was würde Rot-Grün zum Beispiel zur Bewältigung der Eurokrise anders machen als Schwarz-Gelb? Sie haben doch bisher immer brav mitgestimmt. Worin sehen Sie denn die eigentliche Ursache der Krise? [video:Schlacht gewonnen, Thema verloren - Die Grünen ohne Atomenergie] Sie stellen die Systemfrage. Höhere Staatsquote, ist das auch Ihr Ziel, Herr Gabriel? Seite 3: Rot-Grün will Steuern anheben und die Staatsquote ausweiten… Ist das schon das erste Projekt für eine etwaige rot-grüne Regierung 2013? Also die Vermögensteuer wieder einführen? Rot-Grün hebt Steuern an und weitet die Staatsquote aus – viel Spaß im Wahlkampf! [gallery:Die SPD sucht einen Kanzlerkandidaten – das Casting in Bildern] Steuern hoch oder runter, das wird also die Frage 2013
sein? Seite 4: Über die rot-grüne Agenda 2020… Was ist also die rot-grüne Agenda 2020? Auch über mehr Steuern der Wohlhabenden? Diesen Gedanken hat sich die Kanzlerin ja inzwischen auch zu eigen gemacht. 1998 hatte Deutschland 16 Jahre Kohl hinter sich und das Gefühl: Was Neues muss her. Würden Sie sagen, 2013 ist eine ähnliche Lage da, eine Wechselstimmung? [video:Über dem Zenit - Verwelken die Grünen?] Doch. Mit Ihnen und der SPD. Oder mit den Grünen. Schwören Sie sich hier beide unverbrüchlich die Treue für 2013? Denn nur dann
stimmt Ihr Satz. Herr Trittin, Herr Gabriel war gerade erfrischend klar: Sie suchen Ausflüchte. Aber zu zweit wird es für Rot-Grün realistischerweise nicht reichen. Das Saarland lassen Sie weg, und in Schleswig-Holstein brauchen Sie die Dänen. Aber werte Herren, wollen Sie jetzt ernsthaft bestreiten, dass Sie, zumal bei Berücksichtigung der Piraten, einen Dritten im Bunde brauchen werden? Das können wir Ihnen sagen. Wegen dieser Kanzlerin… Das Gespräch führten Christoph Schwennicke und Alexander Marguier. |