Wer legt fest wie viel man verdient?

Wer legt fest wie viel man verdient?

Die Frage nach dem Gehalt ist in Deutschland nach wie vor tabu. Das Portal Stepstone sorgt jetzt mit dem aktuellen Gehaltsreport 2022 für Transparenz und deckt auf, in welcher Branche am meisten verdient wird. Foto: Engin_Akyurt/pixabay.com (Symbolbild)

  • Gehaltsreport 2022: Wer verdient am meisten in Deutschland?
  • Online-Portal Stepstone sorgt mit Analyse für Transparenz bei Gehältern
  • Großer Gehalts-Check in Deutschland: Mehr als 600.000 Gehaltsdaten wurden ausgewertet
  • Ergebnis: Führungsverantwortung zahlt sich aus - und auch ein Studium ist nicht umsonst

Es sind Fragen, die alle Berufstätigen umtreiben: In welcher Branche verdient man am meisten Geld? Spielen Unternehmensgröße und Region eine Rolle? Und lohnt es sich überhaupt, zu studieren? Eine Analyse des Online-Portals Stepstone zusammen mit Gehalt.de, die mehr als 600.000 Gehaltsdaten ausgewertet hat, schlüsselt jetzt die Löhne detailliert nach Branche, Beruf und Region auf.  

Tabu-Thema Gehalt: 30 Prozent der Deutschen wissen nicht, wie viel ihr Ehepartner verdient

Es ist nach wie vor ein echtes Tabu-Thema: Die Frage nach dem Gehalt stellt in Deutschland niemand gerne - offensichtlich nicht einmal innerhalb einer Beziehung. So wissen laut Gehaltsreport zirka 30 Prozent der Deutschen nicht, was ihr*e Ehepartner*in verdient. Rund acht von zehn Befragten haben keine Ahnung, welche Summe auf dem Gehaltszettel der Kolleg*innen steht. Und das, obwohl das Gehalt auf der Kriterien-Liste für einen neuen Job bei den allermeisten Menschen ganz weit oben steht.

Um Interessierten eine Orientierung über Verdienstmöglichkeiten zu geben, veröffentlichen StepStone und Gehalt.de erstmals gemeinsam den größten Gehaltsreport Deutschlands. Dieser basiert auf 600.000 aktuellen Gehaltsdaten.

Aus der Analyse geht eindeutig hervor: Wer es auf ein hohes Einkommen abgesehen hat, flexibel und nicht auf eine Region festgelegt ist, sollte sich genau überlegen, wo er sein Geld verdienen möchte. Denn der Standort deines Arbeitgebers spielt eine ziemlich große Rolle. 

Gehalt von Standort und Unternehmensgröße abhängig: In diesen Bundesländern verdient man am meisten 

Im regionalen Vergleich verdienen Arbeitnehmer*innen in Hessen am meisten. Hier liegt das Mediangehalt bei 47.840 Euro. Danach folgen Unternehmen aus Baden-Württemberg (47.806 Euro), Hamburg und Bayern (je 46.800 Euro). Diese Verteilung spiegelt sich auch genau so in den Top 3 Großstädten wider: Frankfurt am Main (54.080 Euro) liegt auf Platz eins, vor München (53.886 Euro) und Stuttgart (53.592 Euro). Selbst unter angrenzenden Kreisen machen die Gehälter große Sprünge. Zwei fränkische Landkreise liegen nur knapp unter dem Bundesmedian: Nürnberg ist dem bundesweiten Median zusammen mit Würzburg mit 44.074 Euro am nächsten.

Der Median in Gesamt-Deutschland liegt bei 44.100 Euro. Wer es nicht weiß: Der sogenannte Median ist der Wert, der genau in der Mitte aller erhobenen Werte liegt. Das heißt, es gibt exakt gleich viele Gehälter, die niedriger und die höher sind als das Mediangehalt. Deshalb bietet der Median meist eine wesentlich realistischere Angabe als der Durchschnittswert.

Ein Ergebnis überrascht eher wenig: Große Unternehmen bezahlen ihre Mitarbeiter laut Gehaltsreport am besten. Arbeitnehmer*innen in Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeiter*innen sind die Top-Verdiener im Vergleich mit kleineren Betrieben. 

Das sind die Top-Verdiener: In diesen Berufen ist das Gehalt am höchsten

Mehr Erfahrung und eine höhere Ausbildung bringen mehr Gehalt: Akademiker beziehen mit 59.700 Euro Bruttomediangehalt 48 Prozent mehr als Kollegen ohne Studienabschluss. Und während Berufseinsteiger im Median nur 33.800 Euro verdienen, kommen Arbeitnehmer mit mehr als 11 Jahren Erfahrung auf 52.000 Euro. 

Amazon-Buchtipp: Geheime Tipps für deine Gehaltsverhandlung

Das sind die Top-Verdiener in Deutschland:

  • Platz 1: Ärzt*innen mit einem Brutto-Median von 78.300 Euro
  • Platz 2: Ingenieur*innen mit 59.300 Euro
  • Platz 3: IT-Berufe mit 57.000 Euro
  • Platz 4: Unternehmensberater*innen mit 56.400 Euro

In vielen Berufsgruppen ist der Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern noch enorm – besonders bei Ärzt*innen. Hier verdienen Frauen ein Drittel weniger als Männer. In IT-Berufen und im Handwerk ist die Gender-Pay-Gap aber verschwindend gering - aber immer noch vorhanden.

Großer Gehalts-Check: In diesen Branchen bekommst du am meisten Gehalt

Die Bezahlung ist neben der Ausbildung und dem Bundesland auch von der Branche abhängig, für die du dich entscheidest. Die Unterschiede sind hier teilweise enorm. In diesen Branchen verdienst du am besten:

  • Platz 1: Halbleiterindustrie mit 63.000 Euro Brutto-Median
  • Platz 2: Biotechnologie mit 61.500 Euro
  • Platz 3: Pharmabranche mit 56.200 Euro
  • Platz 4: Banken mit 58.300 Euro
  • Platz 5: Luftfahrt mit 57.400 Euro
  • Platz 6: Automobilbranche mit 55.900 Euro

Außerdem stellt die Analyse fest: Arbeitnehmer mit Führungsverantwortung werden mit einem deutlich höheren Brutto-Mediangehalt in Höhe von rund 86.300 Euro belohnt. Das ist fast doppelt so viel, wie Beschäftigte ohne Führungs- oder Personalverantwortung verdienen.

Das sind die Verlierer: In diesen Branchen verdienen Arbeitnehmer*innen am wenigsten

Einige Branchen liegen in Deutschland deutlich unter dem Mediangehalt. In diesen Bereichen verdienst du als Arbeitnehmer*in am wenigsten:

  • Platz 1: Einzelhandel/Technik mit rund 35.300 Euro Brutto-Mediangehalt
  • Platz 2: Einzelhandel/Bekleidung mit rund 34.300 Euro 
  • Platz 3: Einzelhandel/Bau und Einrichtung mit rund 34.100 Euro
  • Platz 4: Einzelhandel/Sonstiges mit rund 33.000 Euro
  • Platz 5: Einzelhandel Lebensmittel mit rund 32.400 Euro
  • Platz 6: Hotel und Gaststätten mit rund 31.200 Euro
  • Platz 7: Callcenter mit rund 29.000 Euro

Hier wird noch einmal besonders deutlich, dass Ausbildungsberufe deutlich schlechter bezahlt werden, als Akademiker*innen-Berufe

Prognose der Experten: Gehalt wird deutlich steigen

Stepstone gibt im Gehaltsreport eine positive Prognose für die Zukunft ab. In den zehn Jahren vor Corona (2010 bis 2019) sind laut Stepstone-Experten die Gehälter in Deutschland um durchschnittlich 2,4 Prozent gestiegen. Der aktuelle Job-Boom ermögliche künftig stark ansteigende Löhne. In diesem Jahr wird nicht nur der Mindestlohn voraussichtlich um insgesamt rund 9 Prozent angehoben und auch die zunehmende Arbeiterlosigkeit treibe  die Gehälter aller Voraussicht nach weiter in die Höhe.

Amazon-Buchtipp: Nebenberuflich reich - Intelligentes Geldverdienen durch passives Einkommen

Zudem werde Gehalt als Faktor für Arbeitnehmer*innen immer wichtiger. Deshalb ist StepStone-Gehaltsexperte Korbinian Nagel sicher: "Wir gehen davon aus, dass die Gehälter in diesem Jahr um 3 bis 4,7 Prozent steigen werden."

Das könnte dich auch interessieren: Gehalts-Check: Wie viel verdienen Beamte eigentlich - und welche Vorteile haben sie noch?

Artikel enthält Affiliate Links

Wie wird das Gehalt berechnet?

Will man also den Monatslohn umrechnen in den Stundenlohn, dann geschieht dies über diese Formel: Stundenlohn = 3 × Monatslohn ÷ 13 ÷ (wöchentliche Arbeitsstunden). Zur Berechnung des Monatsgehalts aus dem Stundenlohn nimmt man dieses Modell vor: Monatslohn = Stundenlohn × (wöchentliche Arbeitsstunden) × 13 ÷ 3.

Ist 3000 € netto viel?

Vergütung: 1700 Euro netto sind Mittelmaß, 3000 Euro gut, 7500 Euro sehr gut.

Wann ist man ein Gutverdiener?

In Deutschland wollten zuletzt die Grünen den Spitzensteuersatz auf 48 Prozent erhöhen. Aktuell zahlen Gutverdiener 42 Prozent. Der Satz greift aktuell ab einem Jahresbruttoeinkommen von 57.919 Euro, also monatlich rund 4900 Euro. Der Schwellenwert wird kommendes Jahr auf 58.597 Euro angehoben.

Wo kann man sich über Löhne informieren?

Wer sich nicht traut, den Betriebsrat zu fragen, der kann sich über Gehaltsportale informieren. Zu den größten Anbietern gehören die Stellensuchmaschine Stepstone und das Portal Gehalt.de. Nutzer erhalten kostenlos einen Verdienstvergleich per Mail – zum Beispiel eine Gehaltsspanne, die für den eigenen Job üblich ist.