Wie kann ich mein Geld in Sicherheit bringen?

Die Angst hat wieder die Oberhand gewonnen. Reicht das Rettungspaket für Griechenland, oder geht der Staat am Ende doch noch pleite? Kippen möglicherweise noch andere Länder? Und steht am Ende gar der Zusammenbruch des Euro bevor? An der Börse herrschte regelrecht Panik. Noch während die Parlamente der Euro-Länder Hilfskredite für die Regierung in Athen beschlossen, flohen die Anleger aus griechischen Staatsanleihen. Die Rendite einer zehnjährigen griechischen Anleihe steht jetzt bei 12,4 Prozent, der Deutsche Aktienindex Dax verlor innerhalb einer Woche fast sieben Prozent. Und als am Donnerstagabend an der Wall Street die Kurse für einen Moment um weitere fünf Prozentpunkte nach unten sackten, war das Erschrecken groß. Am Ende war auch der Euro von 1,33 Dollar auf 1,275 gesackt. Kein Wunder, dass viele Anleger sich fragen, wie sie ihr Geld in Sicherheit bringen sollen.

Wie kann ich mein Geld in Sicherheit bringen?

Patrick Bernau

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Wert“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Aber wohin? Es gibt mehrere mögliche Szenarien, und alle verlangen unterschiedliche Geldanlagen: Wenn die EU den Euro wie jetzt angekündigt um jeden Preis verteidigt, könnte ihn gerade das schwächen. Wenn jetzt die starken Länder systematisch die Schulden der schwachen übernehmen, könnte in einigen Jahren erst recht die Inflation kommen - so fürchten viele Sparer. Ohnehin rechnen Schwarzmaler wie der Chef-Anlagestratege der Quirin Bank, Claus Vogt, damit, dass Geld in acht Jahren nur noch die Hälfte wert ist. Auch der Wechselkurs des Euro hat noch Luft nach unten. Schließlich ist der Euro derzeit immer noch teurer als in seinen ersten sieben Jahren bis 2006. Und wenn Volkswirte vergleichen, was man für einen Euro in Europa und in Amerika kaufen kann, kommen sie auf einen angemessenen Kurs zwischen 1,10 und 1,30 Euro. In diesem Szenario müsste das Geld aus dem Euro raus und in den Dollar hinein.

Ein Hauskauf ist prinzipiell eine gute Idee

Bricht der Euro dagegen komplett auseinander, dann könnte das Geld in Deutschland am besten aufgehoben sein. Denn Deutschland gilt inzwischen als eines der solidesten Länder der Welt, solider noch als die Vereinigten Staaten, zumindest solange es nicht zu viele Schulden der anderen Länder übernimmt. Im Moment muss der Bund für seine Kredite rund 0,7 Prozentpunkte weniger zahlen als die Vereinigten Staaten. „Nach einem Bruch des Euro würde die neue deutsche Währung aufwerten“, glaubt beispielsweise Eberhard Weinberger, Vorstand der Vermögensverwaltung DJE. Es kann aber sogar passieren, dass die EU-Staaten Erfolg haben, die Krise bald endet und die europäische Wirtschaft wieder floriert. Dann könnte in einigen Monaten die Angst vor den amerikanischen Schulden überhandnehmen und der Euro gegenüber dem Dollar wieder stärker werden - so erwartet es der Gründer der Vermögensverwaltung PSM, Eckart Langen von der Goltz.

Da ist ein Depot gefragt, das auf all diese möglichen Szenarien vorbereitet ist und in keinem der drei möglichen Fälle übermäßig Geld verliert. Deshalb denken viele Anleger darüber nach, sich Immobilien zu kaufen. Grundsätzlich hält der Vermögensverwalter Stephan Albrech das für eine gute Idee. Angesichts der niedrigen Zinsen könnte man eine gut gelegene Wohnung oder ein Haus sogar auf Kredit kaufen. Wer nicht selbst darin wohnen will, könne ein Haus bis zum fünffachen Wert seines Geldes kaufen - den Rest des Kaufpreises könne man sich leihen. Nur den Leuten, die selbst in das Haus einziehen wollen, empfiehlt er einen höheren Eigenanteil, auch damit sichergestellt ist, dass sie das Haus in unruhigen Zeiten nicht wieder verkaufen müssen.

Neben Gold sollten es auch Silber und Platin sein

Doch was, wenn am Ende gar nichts passiert? Dann steht der Anleger mit einer großen Wohnung da. „Man ist dann erst mal immobil, und dann ist wichtig, dass nicht zu viel von meinem Vermögen darin steckt“, sagt Vermögensverwalter Albrech. Deshalb empfiehlt er, höchstens ein Drittel des Gesamtvermögens in Immobilien zu stecken. Für offene Immobilienfonds setzt er die Grenze noch niedriger an, nämlich bei zehn Prozent, weil denen demnächst eine Gesetzesänderung droht und Anleger danach ihr Geld möglicherweise jahrelang in den Fonds lassen müssen. Auch Gold gehört für Albrech ins Portfolio, ergänzt allerdings um andere Edelmetalle. „Man sollte auch Silber und Platin kaufen. Die stehen in engerer Beziehung zu ihrem eigenen Wert“, sagt Albrech. Insgesamt sieht er für die Edelmetalle 10 bis 20 Prozent des Vermögens vor, dazu kommen 10 Prozent an anderen Rohstoffen.

Zusätzliche Stabilität bringen „Absolute Return“-Fonds, also Hedge-Fonds oder ähnliche Fonds. Zwar haben Hedge-Fonds nach wie vor keinen guten Ruf, viele haben sie als Mitverursacher der Finanzkrise im Kopf. Tatsächlich hatte die Finanzkrise aber mit Hedge-Fonds wenig zu tun, sie haben sie nicht verursacht, sondern höchstens die Trends verstärkt. Und für ihre Anleger lieferten sie bessere Ergebnisse als die meisten anderen Fonds. Hedge-Fonds-Kenner sind sich einig: Wer investiert, tut das am besten über einen Dachfonds, um nicht den Schwankungen einzelner Fonds ausgeliefert zu sein.

Übrig bleibt rund ein Drittel des Geldes, das Albrech gleichmäßig zwischen Aktien und Anleihen aufteilen würde. Aktien gewinnen in Zeiten einer Inflation, Anleihen sind dagegen gut für Zeiten der Wirtschaftskrise. Für den Fall, dass der Euro schwächelt, sollten die Aktien und Anleihen allerdings zum Teil aus anderen Ländern stammen - dann profitieren Anleger auch von Kursschwankungen. Als solide gilt derzeit Norwegen, das viel Öl und wenig Schulden hat.

Wo bringe ich mein Geld in Sicherheit?

In ein vernünftig diversifiziertes Depot gehören: Aktien, Unternehmensanleihen, Staatsanleihen guter Schuldner wie Schweiz, Norwegen, Kanada, Australien Brasilien und Südkorea; Immobilien und Gold. Gold ist die ultimative Absicherung gegen ein wie auch immer geartetes Extrem-Krisenszenario.

Ist es ratsam sein Geld von der Bank zu holen?

Momentan gebe es keine Zinsen auf dem Konto, man sei also bei einer Nullzinsphase. Es spreche insofern alles dagegen, Geld auf dem Konto zu lassen. Deswegen empfiehlt der Honorarberater Friedrich, besser das Geld vom Konto runter zu nehmen. Da sei man auf jeden Fall auf der sicheren Seite.

Wohin mit dem Geld bei Inflation?

Aktienfonds. Breit gestreute, weltweit anlegende Aktienfonds sind wegen ihrer hohen Renditechancen eines der besten Mittel gegen Inflation. Zwar haben sie ein relativ hohes Risiko, doch bei einer Anlagedauer von mindestens zehn Jahren ist das überschaubar. Anders als Immobilien sind sie auch für kleines Geld zu haben.

Kann das Geld wertlos werden?

Der internationale Währungsfonds veröffentlichte im April 2022 eine Prognose für die Inflationsrate in Deutschland auf das Gesamtjahr 2022 gesehen. Laut dieser Prognose wird die Inflation in Deutschland im Jahr 2022 bei etwa 5,5 Prozent liegen. Eine Inflationsrate von null bis zwei Prozent pro Jahr gilt als normal.