Inhalt Glukokortikoide sind lebensnotwendige Hormone, die der Körper in der Nebennierenrinde bildet. Dazu gehören neben Cortisol auch Cortison und Corticosteron. Der normale Cortisolspiegel im Körper weist einen zirkadianen Verlauf auf. Das Hormon wird nicht kontinuierlich, sondern in Schüben (pulsatil) ausgeschüttet. Während der Nacht sinkt die Konzentration stark ab. Am Morgen steigt der Cortisolspiegel wieder stark an. Dieser Tagesverlauf erklärt, warum eine punktuelle Cortisolmessung im Blut, zum Beispiel am Morgen, wenig aussagekräftig ist. Hinweise auf mögliche Störungen lassen sich an einem Tagesprofil besser erkennen. Wirkungen der Glukokortikoide im ÜberblickEffekte auf Insulin und den BlutzuckerspiegelDie Gruppe der Glukokortikoide wirkt antagonistisch zum Insulin und damit katabol, sprich substanzabbauend. Es gibt vielfältige Wirkungen auf den Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen; auf Organe und Gewebe wie Knochen, Leber, Haut, Fettgewebe und Muskulatur sowie auf das Immunsystem und das Entzündungsgeschehen. Letztere sind auch der Grund für deren breite Verwendung als Medikament. Cortisol wird zudem oft als Stresshormon bezeichnet, da es bei Stress und nervösen Reizen verstärkt gebildet wird. Effekte auf die Leber und FettgewebeGlukokortikoide führen in der Leber zur Bildung von Glukose aus Aminosäuren (Gluconeogenese), was zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels führt. Die Eiweißsynthese wird gehemmt und der Eiweißabbau stimuliert, unter anderem in der Muskulatur. Dadurch steigt die Konzentration an freien Aminosäuren im Blut. Gleichzeitig fällt mehr Harnstoff an (negative Stickstoffbilanz). Zudem wird der Abbau von Fett (Lipolyse) im Fettgewebe gesteigert. Das wiederum erhöht die Konzentration an freien Fettsäuren im Blut. Effekte auf das NervensystemDie genannten Effekte haben verschiedene Funktionen. Durch den Eiweißabbau in der Muskulatur und die Bildung von Glucose aus Aminosäuren in der Leber wird das zentrale Nervensystem mit Energie versorgt. Die steigende Konzentration an freien Fettsäuren im Blut indes versorgt andere Organe. In den Nebennieren wird verstärkt Adrenalin gebildet. Diese Reaktionen sind auch als Bestandteile der komplexen Stressreaktion (Aktivierung der Stressachse) bekannt und sorgen für eine ausreichende Versorgung mit Energie in Form von Glukose. Effekte auf das ImmunsystemDarüber hinaus ist Cortisol in immunologische Prozesse involviert. Es beeinflusst es die Bildung und Verteilung von der weißen (Leukozyten) und roten Blutzellen (Erythrozyten) sowie der Blutplättchen (Thrombozyten). Cortisol wirkt immunsuppressiv sowie entzündungshemmend und wird als Medikament vor allem zur Eindämmung von Entzündungsreaktionen im Körper verwendet. Es kommt auch nach Transplantationen zum Einsatz, um das Abstoßen des Transplantats zu verhindern. So hemmt es auch die Bildung der Antikörper (Eiweiße des Immunsystems) sowie die Fibroblastenbildung und die Kollagensynthese (Eiweiße des Bindegewebes, von Knochen und Gelenken). Und es beeinträchtigt die sogenannte Arachidonsäure-Kaskade, die eine zentrale Rolle im Entzündungsgeschehen innehat. Gleichzeitig wird die Synthese von Entzündungsbotenstoffen (Zytokinen) unterbunden. Effekte auf Hunger und SättigungGegen den Heißhunger lässt sich nur begrenzt vorgehen. Auch hier kann die eingeschränkte Kohlenhydrat- und Zuckerzufuhr schon hilfreich sein. Zudem sorgt eine feste Mahlzeitenplanung mit einem ausgewogenen Nährstoffmix (Eiweiß, Fett, Ballaststoffe) für eine optimale Sättigung. Diese wird auch durch ein großes Volumen durch nährstoffreiche und kalorienarme Komponenten (Gemüse, mageres Fleisch, magere Milchprodukte, Beerenobst) der Speisen gefördert. Auch achtsameres Essen (Essen in Ruhe, langsam essen, ordentlich kauen) können die Sättigung fördern und schnell wiederkehrenden Heißhunger eindämmen. Weitere Tipps
Pharmazeutische Wirkstoffgruppe der GlukokortikoideAnwendungsformenCortison, Glukokortikoide, Kortikosteroide, Glukokortikosteroide und Steroide sind verschiedene Namen für die gleiche Medikamentengruppe. Zu den bekanntesten Vertretern zählen Hydrocortison, Prednisolon, Prednison, Methylprednisolon, Betamethason oder auch Dexamethason. Die einzelnen Wirkstoffe unterscheiden sich in dabei in der Wirkstärke und den Nebenwirkungen. So hat Hydrocortison eine relative starke Wirkung auf den Salz-, Wasser- und Kaliumhaushalt. Eine Überdosierung kann leicht zu einem Bluthochdruck oder einem Kaliummangel führen. Weiterentwickelte Wirkstoffe haben einen geringeren Effekt auf den Elektrolythaushalt, wirken dafür aber stärker auf den Blutzuckerspiegel und das Entzündungsgeschehen. Je nach Wirkstärke und Risiken gibt es unterschiedliche Applikationsformen und sich daraus ableitende Indikationen.
Nebenwirkungen, betreffend Organe und OrgansystemeNeben den therapeutischen Wirkungen bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern gibt es auch eine ganze Reihe an Nebenwirkungen. In den ersten Jahren der Zulassung waren nur wenige Risiken bekannt. Es traten teils heftige Nebenwirkungen auf, da die Medikamente in hohen Dosen und über lange Zeiträume verabreicht wurden. Heute sind die meisten Risiken ausreichend bekannt. Glukokortikoide werden je nach Anwendungsfeld entweder nur noch schwach dosiert oder aber nur über einen kurzen Zeitraum verschrieben. Dennoch bleiben Restrisiken sowie Krankheiten, bei denen eine intensive Steroidtherapie über einen längeren Zeitraum vonnöten ist. Das Ausmaß der Komplikationen hängt auch von der Applikationsart ab und ist bei Tabletteneinnahme am stärksten ausgeprägt. Häufige Nebenwirkungen (bei hohen Dosen über einen längeren Zeitraum) betreffen
Nebenwirkungen betreffend MikronährstoffeGlukokortikoide können zudem den Stoffwechsel einiger Mikronährstoffe beeinflussen.
EinnahmeempfehlungenFür eine optimale Wirkung und möglichst geringe Nebenwirkungen oder Komplikationen gibt es daher Einnahmeempfehlungen für Steroidpräparate in Tablettenform.
Nährstoffe und NahrungsinhaltsstoffeWer Glukokortikoide einnehmen muss, kann mit einigen Ernährungstipps langfristige Risiken minimieren. Auch nimmt das vielen Betroffenen die Angst vor der konsequenten Einnahme, die trotz der deutlich besseren Therapieschemata immer noch weit verbreitet ist. Proteine und AminosäurenDie Mobilisierung der Eiweißreserven führt langfristig zum Abbau der Muskulatur (Muskelschwund). Deshalb sollte der Eiweißbedarf über die Nahrung ausreichend sein. Beispiel für Umsetzung in der Praxis
Kalzium und Vitamin DDie Mobilisierung der Kalziumreserven und die Anti-Vitamin D-Wirkung führt zum Verlust von Knochensubstanz. Langfristig kann es zum Krankheitsbild der Osteoporose kommen. Ausreichend Kalzium und Vitamin D verlangsamen oder stoppen den Knochenabbau. Während Kalzium über die Ernährung gut gedeckt werden kann, ist die Versorgung mit Vitamin D vor allem in den Wintermonaten schwieriger. Eine mögliche Supplementation sollte mit dem Arzt besprochen werden. Im Sommer empfiehlt sich der regelmäßige Aufenthalt im Freien sowie eine ausreichende Sonnenexposition. Beispiel für Umsetzung in der Praxis
Vitamin K und Vitamin C, ZinkZudem gibt es Hinweise darauf, dass die ausreichende Einnahme von Vitamin K, Zink und Vitamin C den Knochenstoffwechsel positiv beeinflussen können. KohlenhydrateMit dem medikamentös bedingten Blutzuckeranstieg ist häufig eine Gewichtszunahme verbunden. Durch Beschränkung der Kohlenhydrat- und insbesondere der Zuckerzufuhr steigt der Blutzuckerspiegel nicht zu stark und nicht zu schnell an. Süßes sollte weitgehend gemieden oder zumindest mit Eiweiß kombiniert werden, sodass der Anstieg des Blutzuckerspiegels nicht zu hoch ausfällt und eine schnellere Sättigung bzw. Befriedigung eintritt. Auch auf zuckerhaltige Getränke ist möglichst zu verzichten und mit kalziumreichen Mineralwasser oder ungesüßten Tees zu ersetzen. Beispiel für Umsetzung in der Praxis
BallaststoffeZudem verzögern Ballaststoffe den Blutzuckeranstieg. Ballaststoffreiche Quellen sind Gemüse, Pilze, Nüsse und Samen. Für einen genaueren Überblick empfehlen wir, den Index von Kohlenhydraten zu Ballaststoffen zu beachten. Natrium und Kalium
Glukokortikoide können zu Wasseransammlungen im Körper führen. Dies wird durch einen hohen Natrium- bzw. Salzkonsum verstärkt. Klassische Salzquellen wie Kochsalz/Speisesalz (Natriumchlorid) und Brühen sollten sparsam verwendet werden. Auch enthalten viele Fertig- und Knabberprodukte wie Chips, Salzstangen oder gesalzene Nüsse viel Salz. Ebenso sind Brot und Brötchen sehr salzreich! Kalium ist der natürliche Gegenspieler zu Natrium. Die ausreichende Zufuhr von Kalium wirkt möglicherweise ebenfalls der Ödembildung entgegen. Beispiel für Umsetzung in der Praxis
Fette (gesamt)Eine Gewichtszunahme wird häufig als besonders belastend beschrieben und verstärkt das ohnehin schon größere Risiko für depressive Verstimmungen. Die Einschränkung der Kohlenhydratzufuhr mit wenig Zucker und einem hohen Ballaststoffverzehr minimiert auch das Risiko für eine Gewichtszunahme. Daher muss nicht auch noch eine fettarme Ernährung eingehalten werden. Dennoch empfiehlt es sich, auf die Fettqualität in Verbindung mit einer adäquaten Kalorienzufuhr zu achten und bestimmte Fettquellen zu bevorzugen (Omega-3-Fettsäuren, ungesättigte Fettsäuren, Milchfett) bzw. einzuschränken (Trans-Fettsäuren, Arachidonsäure). Das wirkt sich gleichzeitig günstig auf das Entzündungsgeschehen aus. Beispiel für Umsetzung in der Praxis
Omega-3-Fettsäuren und SelenVereinzelt gibt es aus der Praxis Beobachtungen, dass eine erhöhte Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren (entzündungshemmende Wirkung) und Selen (antioxidative Wirkung) den medikamentösen Bedarf an Glukokortikoiden vermindern können. Hierzu fehlt es allerdings bislang an aussagekräftigen Studien. Beratungsmaterialien/ Downloads
In welchen Abständen darf man Kortison Spritzen?Um Nebenwirkungen möglichst zu vermeiden, wird empfohlen, zwischen einzelnen Spritzen vier bis zwölf Wochen Abstand zu halten. Eine allgemein akzeptierte Höchstgrenze für die Zahl an Kortisonspritzen gibt es nicht. Dies hängt auch von der behandelten Krankheit ab.
Wie oft darf man Cortison in Schulter Spritzen?Im Allgemeinen ist eine einzelne Injektionen ausreichend. Gelegentlich wird jedoch eine weitere Spritze nach 2-3 Wochen benötigt. Es sollten aber auf keinen Fall mehr als drei Spritzen pro Gelenk/Bereich pro Jahr erfolgen.
Wie lange wirkt cortisonspritze im Gelenk?Nutzen der Kortisonspritzen begrenzt
Kortisonspritzen haben langfristig keinen Nutzen bei Gelenkschmerzen, wie Experten sagen. Sie lindern die Beschwerden höchstens für ein paar Wochen - und das auch nur, wenn tatsächlich eine Entzündung im Gelenk vorliegt.
Wie oft kann man Cortison ins Kniegelenk Spritzen?Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie empfiehlt Kortisonspritzen zur kurzzeitigen Behandlung von akuten starken Knieschmerzen, wenn andere wirksame Behandlungen nicht ausreichen. Manche Fachleute empfehlen, zwischen einzelnen Spritzen einen Abstand von mindestens zwölf Wochen einzuhalten.
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