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Zinserhöhungen: Was da mit Aktien passiertDie US-Notenbank hat zum ersten Mal seit über drei Jahren die Leitzinsen erhöht. Das hat Auswirkungen überall. Auch hier in Deutschland. Auch auf unsere Aktien. Mitte März war es so weit: Die erste Erhöhung der Leitzinsen durch die US-Notenbank FED stand an. Monatelang war darüber diskutiert worden und so war der Schritt keine Überraschung. Die Börsen reagierten moderat. Und so viel sei schon verraten: Auch in der Vergangenheit waren Zinserhöhungen meist kein Drama an den Börsen. Warum hat die FED die Leitzinsen erhöht?Die FED hat die Leitzinsen erhöht, sogar erhöhen müssen, weil die Inflation so hoch ist wie seit 40 Jahren nicht mehr: 7,9 Prozent – so stark sind die Preise zuletzt in den USA gestiegen. Und das in den Griff zu kriegen, die Preise zu stabilisieren, ist eine der Aufgaben der FED. Die FED in den USA hat da mehr Arbeit als die EZB in Europa: Die amerikanische Notenbank soll nämlich nicht nur wie die EZB für stabile Preise sorgen, sondern sie soll auch die maximale Beschäftigung der Menschen ermöglichen und langfristig moderate Zinsen. Das heißt: Eine Wirtschaft, in der die Menschen einen Arbeitsplatz haben oder relativ schnell einen finden und in der die Preise recht stabil sind, ist die Voraussetzung für moderate Zinssätze. Passt das nicht mehr, ist Handlungsbedarf. Und so schaut die Welt achtmal im Jahr, ob der so genannte Offenmarktausschuss der FED an der Zinsschraube dreht. Seit Dezember 2018, der letzten Zinserhöhung, war das häufig ein Non-Event. Weil die Inflation niedrig war, blieben die Zinsen im Keller. Zum Vergleich: Bei der letzten Zinserhöhung in den USA wuchs die Wirtschaft um gut zwei Prozent, die Inflation lag auch bei zwei Prozent. Die Arbeitslosenquote war bei 4,7 Prozent. 2021 wuchs die US-Wirtschaft hingegen mehr als doppelt so stark. Die Inflation lag allerdings in den USA auch doppelt so hoch wie 2018 und die Arbeitslosenquote bei ca. 5,4 Prozent. Aber was sind eigentlich die Leitzinsen?Leitzinsen sind die Zinsen, zu denen sich die Banken bei der obersten Bank, eben der Notenbank, Geld leihen und für höhere Zinsen als Kredite an ihre Kund:innen ausgeben. Doch mit den Leitzinsen beeinflusst eine Notenbank allgemein die Zinsen, weil Kreditzinsen, Tageszinsen und Zinsen auf Girokonten sich ebenfalls mitverändern. Doch was bewirken steigende Leitzinsen?25 Basispunkte, also 0,25 Prozent, das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, sagen Konjunkturexperten. Weitere Erhöhungen werden folgen müssen. Dabei muss der FED der Balanceakt gelingen, die Inflation in den Griff zu bekommen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Denn die steuert nach Meinung vieler Experten ohnehin schon auf eine Rezession zu. Das würde heißen, dass sie nicht mehr wächst und sogar schrumpft. Mit steigenden Zinsen werden Kredite teurer. Für Verbraucher:innen etwa beim Kauf von Immobilien. Und für Unternehmen: Investitionen werden dann meist zurückgestellt, müssen zurückgestellt werden. Das bedeutet wiederum, dass weniger Arbeitsplätze entstehen. Mit steigenden Ausgaben etwa für den Hauskredit können Verbraucher:innen weniger konsumieren. In US-Dollar verschuldete Staaten müssen höhere Zinsen für ihre Kredite zahlen. Es kann zu Zahlungsausfällen kommen. Höhere Zinsen machen den US-Dollar teurer, weil Kapital ja dorthin zieht, wo es am besten verzinst wird. Da auch Rohstoffe wie Öl in US-Dollar gehandelt werden, werden sie auch teurer. Das wiederum schlägt auf Unternehmen und Verbraucher durch, die höhere Kosten haben. Was hat eine Zinserhöhung in den USA mit Deutschland zu tun?Die EZB wird ebenfalls über kurz oder lang die Zinsen erhöhen müssen. Denn auch in der Eurozone steigt die Inflation. Nicht so stark wie in den USA, aber deutlich über die Zielmarke, die die europäischen Währungshüter ausgegeben haben: Zwei Prozent. Lange dachten die EZB-Expert:innen, das Inflationsphänomen sei nur vorübergehend. Doch dann räumte die EZB-Chefin ein: Wir haben die Inflation unterschätzt. ifo: 6 Milliarden Euro Kaufkraft wegNach Einschätzung des ifo-Instituts gingen allein im ersten Quartal durch den Anstieg der Preise in Deutschland eine Kaufkraft von sechs Milliarden Euro verloren. „Die russische Attacke dämpft die Konjunktur über deutlich gestiegene Rohstoffpreise, die Sanktionen, zunehmende Lieferengpässe bei Rohmaterialien und Vorprodukten sowie erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit“, begründete ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Das Institut rechnet nun für dieses Jahr in Deutschland mit 5,1 bis 6,1 Prozent Inflation statt mit 3,3 Prozent wie noch im Dezember. Was bedeuten steigende Zinsen für Aktien?Nun, in erster Linie sind Zinserhöhungen negativ für Aktien. Aus mehreren Gründen: Kredite werden teurer, Firmen können also schwerer investieren, schaffen womöglich weniger Arbeitsplätze bzw. müssen mehr Geld für Investitionskredite zahlen. Wir Verbraucher:innen sparen womöglich wieder mehr – weil es ja mehr Zinsen gibt. Und geben weniger aus. Die Firmen verdienen weniger. Das kann ihre Aktienkurse belasten. Zugleich sinkt aber die Geldmenge. Das heißt, es ist auch weniger Geld im Umlauf, das – anders als in den vergangenen Jahren – in Aktien fließt. Doch die jüngste Zinserhöhung der FED war lang und gut kommuniziert worden. Die Marktteilnehmer:innen waren vorbereitet. Es gab keine überbordenden Verluste. Schauen wir auf die Entwicklung des S&P in den letzten 30 Jahren bis 2018, in denen es 40 Zinserhöhungen gab, dann zeigt sich folgendes Bild: Unmittelbar nach der Zinserhöhung fielen die Kurse mehrheitlich, allerdings war diese Phase nicht von langer Dauer: Ab dem 18. Tag nach der Erhöhung stieg der Index wieder. Zumindest in den meisten Fällen: 77 Prozent. Darüber hinaus zeigt die Statistik: Zwischen dem 18.und 61. Tag nach einer Zinserhöhung steigt der Index um durchschnittlich 2,5 Prozent (Quelle: Seasonax). Es gibt keinen hundertprozentigen InflationsschutzAber selbst steigende Zinsen brauchen ihre Zeit, um an den Aktienmärkten anzukommen. Aktien sind also keineswegs per se die Verlierer bei steigenden Zinsen, auch wenn Inflations- und Zinssorgen auf die Börsenstimmung drücken. „Einen hundertprozentigen Inflationsschutz gibt es ohnehin nicht“, sagen Experten. Dennoch können bestimmte Aktien auch und gerade mit Blick auf die Geldentwertung sinnvoll sein, wenn sie Preissteigerungen weitergeben oder kompensieren können: Aktien von Firmen, die eine starke Preissetzungsmacht haben und ihre höheren Einkaufspreise, steigenden Lohn- und Personalkosten weitergeben können, ohne Marktanteile einzubüßen, bieten meistens einen Schutz vor Inflation. Ein Automatismus ist aber auch das nicht. Solche Unternehmen kommen häufig aus der Unterhaltungselektronik- oder Autoindustrie oder auch aus den Bereichen Hotels und Reiseveranstalter, die vom Nachholbedarf der Kund:innen aktuell profitieren könnten. Aktie ist nicht gleich Aktie. Zinserhöhungen wirken in den Branchen und Sektoren sehr unterschiedlich: Bankaktien steigen zum Beispiel im Umfeld steigender Zinsen. Weil Banken dann mehr verdienen. Steigende Zinsen – gut für BankaktienBesonders hart treffen Zinserhöhungen Unternehmen mit hohen Schulden. Je höher die Kreditzinsen, umso weniger Geld steht für Investitionen zur Verfügung. Außerdem steigen Kreditausfallrisiken. Die verarbeitende Industrie ist tendenziell recht hoch verschuldet, denn sie ist kapitalintensiv. Value-Aktien, also Aktien mit niedrigem Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Kurs-Buchwert-Verhältnis können profitieren. Defensive Aktien, Aktien, die weniger abhängig vom Konjunktur-Zyklus sind, gelten ebenfalls als Profiteure. Konsumgüterhersteller gehören zum Beispiel dazu. Noch mehr Infos für dichAlle ächzen unter der hohen Inflation. Damit sie nicht ganz aus dem Ruder läuft, heben die Notenbanken die Zinsen an. Die
geldpolitische Wende schlägt voll auf unsere Finanzen durch. Wir haben einen Blick auf die jährlichen Renditen in Zeiten steigender Zinsen geworfen. In diesem Jahr hatten allein die DAX-Unternehmen rund 50 Milliarden Euro an Dividenden ausgeschüttet. Womöglich wird die Gewinnbeteiligung im nächsten Jahr in vielen Branchen und Unternehmen geringer ausfallen, weil die wirtschaftliche Lage es nicht anders zulässt. Umso wichtiger ist es, die Unternehmen auszuwählen, die solide Dividendenzahler sind. Findet uns auch auf:Dir hat der Artikel gefallen? Jetzt teilen...Verpasse keine Story mehr!Mit unserem Newsletter versäumt ihr keine spannenden Interviews, ausführliche Reportagen und praktische Anlage- & Karrieretipps mehr. Was passiert mit Aktien Wenn der Leitzins erhöht wird?Höhere Zinsen schlagen sich bei der Bewertung von Aktien in einer höheren Diskontierungsrate nieder, womit sich der faire Wert einer Aktie bereits bei relativ gesehen geringen Änderungen der Zinssätze deutlich reduzieren kann.
Wo investieren Wenn Leitzins steigt?Denkbar ist, dass Anleger lieber in Anleihen investieren, wenn es höhere Zinsen gibt. Gegenüber Bitcoin, Währungsspekulation, Gold- oder Rohstoff-Investments haben Aktien allerdings einen entscheidenden Vorteil: Sie werfen regelmäßige Erträge ab, weil Anleger über Dividenden an den Unternehmensgewinnen beteiligt sind.
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