Das Mädchen mit dem Perlenohrring Wikipedia

Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge (niederländisch: Meisje met de parel) ist das populärste Gemälde Jan Vermeers. Die Bekanntheit des um 1665 entstandenen, 45 Zentimeter hohen und 40 Zentimeter breiten, mit Öl auf Leinwand gemalten Porträts beruht vor allem auf der modernen Rezeption und darauf, dass dieses Werk der Aufhänger einer erfolgreichen Vermeer-Ausstellung im Mauritshuis in Den Haag in den Jahren 1995 und 1996 war.
Das nicht datierte Bild ist signiert mit IVMeer und ist Bestandteil der Schausammlung des Mauritshuis.

Das Gemälde Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge zeigt ein Mädchen, ohne es mit Attributen in einen erzählerischen Kontext zu stellen. Wer die Abgebildete ist, ist nicht bekannt. Es könnte ein bezahltes Modell gewesen sein, ein Tronie, oder aber das Bild war eine Auftragsarbeit. Das Porträt ist als Schulterstück ausgeführt, sodass das Gesicht und die Schulteransätze zu sehen sind; das Bild endet also auf der Höhe der Achseln. Das Mädchen trägt eine beigefarbene Jacke, von der sich der weiße Kragen deutlich absetzt. Zudem bildet die Jacke einen Kontrast zum blauen Turban mit dem gelben herabfallenden Tuch. Er ist ein Zeichen für das in der damaligen Zeit vorhandene Interesse an der morgenländischen Kultur infolge der Türkenkriege. Im 17. Jahrhundert waren Turbane deshalb ein beliebtes und weit verbreitetes Accessoire in Europa. Besonders auffällig ist die Perle am Ohr des Mädchens, die aus der Schattenzone des Halses hervorsticht und im Licht funkelt. Das Mädchen interagiert mit dem Betrachter, indem es ihn direkt anblickt und den Mund leicht geöffnet hält, was in der niederländischen Malerei häufig die Andeutung einer Ansprache des Bildbetrachters darstellt.

Der Bildhintergrund ist neutral und sehr dunkel, aber aufgrund seiner Vielfarbigkeit nicht schwarz. Er verstärkt die Helligkeit des Mädchens, insbesondere die seiner Haut. Die Kleidung des Mädchens wurde von Vermeer mit annähernd reinen Farben gemalt.

Bei der Restaurierung des Gemäldes 1994 wurde der alte Firnis abgetragen und durch einen neuen ersetzt, so dass die Farben leuchtender wirken. Dabei kam auch ein kleiner Punkt weißer Farbe auf der rechten Seite der Unterlippe zutage. Zudem zeigte sich, dass auf der Perle eine Reflexion zu viel zu sehen war, die nicht von Vermeer stammte.

Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge wurde 1881 auf einer Auktion in Den Haag versteigert. Bei der Besichtigung fiel das Bild Victor de Stuers auf, einem mit Kunst befassten niederländischen Beamten, der es dem befreundeten Kunstsammler Arnoldus Andries des Tombe empfahl. Von dieser Begebenheit existieren zwei verschiedene Darstellungen. Die eine behauptet, Stuers hätte trotz des schlechten Zustandes das Bild als einen Vermeer erkannt, die andere legt nahe, dass die Urheberschaft Vermeers erst nach der Reinigung mit der Freilegung der Signatur ersichtlich wurde. Stuers beschloss, nicht gegen des Tombe zu bieten, der es für zwei Gulden und eine Prämie von 30 Cent ersteigerte.

Das Porträt war, wie die gesamte Sammlung des Tombes, in seinem Haus der Öffentlichkeit zugänglich, wo es 1885 Abraham Bredius das erste Mal als ein Werk Vermeers lobte. Nach dem Tod des Tombes 1902 ging das Bild, wie es in seinem geheimen Testament verfügt war, mit 15 weiteren Werken in den Besitz des Mauritshuis über.

In jüngster Zeit wurde das Bild Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge vermehrt rezipiert und gilt damit als das populärste Werk Jan Vermeers. Der 2001 erschienene Roman Das Mädchen mit dem Perlenohrring von Tracy Chevalier befasst sich mit der Frage, wer die Frau auf dem Bild ist, und entwickelt eine fiktive Geschichte um die Magd Griet, die für das Bild Modell sitzt. 2003 wurde das Buch von dem britischen Filmregisseur Peter Webber verfilmt. In den Hauptrollen spielt Scarlett Johansson als Magd Griet und Colin Firth verkörpert Jan Vermeer. Das Mädchen mit dem Perlenohrring erhielt mehrere Preise und wurde für drei Oscars nominiert. Im Legoset 60008 „Museumsraub“ ist ein ganz ähnliches „Bild“ enthalten.

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„Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ (auch „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“) ist eines der bekanntesten Werke des niederländischen Malers Jan Vermeer (1632-1675). Das etwa 1665 in Öl auf Leinwand geschaffene Gemälde zeigt eine junge Frau, die einen Turban mit herabfallender Schärpe und einen sehr großen Perlenohrring trägt. Das Werk gehört zur dauerhaften Schausammlung des Museums Mauritshuis in Den Haag.

Während seine frühen Werke zumeist in den Bereich der Historienbilder fallen, stellten Vermeer wie auch seine Zeitgenossen in erster Linie Szenen des Alltags, sogenannte Genreszenen, dar. Vermeer zeigte dabei häufig Frauen bei alltäglichen Beschäftigungen. Bemerkenswerte Beispiele dafür sind etwa das Bild „Briefleserin am offenen Fenster“ (ca. 1657) oder „Die Musikstunde“ (ca. 1665). Vermeer war ein überaus aufmerksamer, besonnener Maler – nur 37 Werke von ihm sind uns heute bekannt. Das ist sehr wenig im Vergleich zu seinen Zeitgenossen, die oft Hunderte Gemälde fertigstellten.

Details des Gemäldes

Vermeer signierte seine Gemälde nur gelegentlich, und auch eine genaue Datierung seiner Werke gab der Forschung einiges zu tun. Unzählige Fälschungen erschwerten die Arbeit. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Vermeer auch immer wieder Werke zugeschrieben, die sich dank moderner Forschungsmethoden später als Bilder anderer Maler herausstellten.

„Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ trägt zwar seine Signatur „IVMeer“, ist allerdings undatiert. Historiker nehmen an, dass Vermeer das Bild mit den Maßen 44,5 × 39 cm um das Jahr 1665 gemalt hat, während einer Periode, in der er mehrere Gemälde mit Perlenmotiv schuf.

Das Werk zeigt eine junge Frau vor einem dunklen, flachen Hintergrund, was die Aufmerksamkeit des Betrachters ausschließlich auf sie lenkt. Sie trägt einen blauen Turban mit herabfallender, hellgoldener Schärpe, den titelgebenden Perlenohrring und eine beige oder senffarbene Jacke mit sichtbarem weißem Kragen darunter. Das Porträt endet kurz unter der Schulterpartie und zeigt sie eingefroren in einem Zwischenmoment, in der Bewegung zwischen Zu- und Abwenden. Im Gegensatz zu vielen anderen Sujets von Vermeer ist sie nicht mit etwas Alltäglichem beschäftigt. Der Maler fing einen flüchtigen Moment ein: Das Mädchen dreht ihren Kopf über die Schulter und begegnet dem Blick des Betrachters mit großen Augen und geöffneten Lippen, als wolle sie gerade etwas sagen.

Mona Lisa des Nordens

Ihr rätselhafter Gesichtsausdruck, verbunden mit dem Mysterium um ihre Identität, führte zu Vergleichen mit der mehrdeutigen Thematik von Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ (ca. 1503–19). Vermeers Gemälde wird deswegen auch oft als die „Mona Lisa des Nordens“ bezeichnet. Im Gegensatz zu Leonardos Werk ist „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ jedoch kein klassisches Porträt, sondern eine Tronie: Dieser niederländische Ausdruck für Kopf, Gesicht oder Gesichtsausdruck bezeichnet eine eigene Bildgattung der gegenständlichen Malerei, eine porträtähnliche Charakterstudie, bei der oft anonyme Personen dargestellt werden. Es mag zwar eine junge Frau für Vermeer Modell gesessen haben, aber das Gemälde ist nicht dazu gedacht, sie oder eine bestimmte Person auf dieselbe Weise darzustellen, wie das Werk von Leonardo da Vinci eine reale Person zeigt (vermutlich Lisa Gherardini, die Frau eines Florentiner Kaufmanns). Vermeers Sujet verkörpert vielmehr einen Typ einer jungen Frau in fremdländischer Kleidung, es ist eine Studie des Gesichtsausdrucks und Kostüms.

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Die Arbeit zeigt sowohl die technischen Fertigkeiten Vermeers als auch sein Interesse an der Darstellung von Licht. Die weiche Modellierung des Gesichts des Mädchens bezeugt, wie vollendet er Licht anstelle von Linien zur Formgebung eingesetzt hat, während die Reflexion auf ihren Lippen und am Ohrring die Wirkung von Licht auf verschiedenen Oberflächen darstellt.

Bekannt durch Literatur und Film

Während Vermeer heute hochangesehen und bewundert wird, war er zu Lebzeiten und in den darauffolgenden Jahrzehnten außerhalb seiner Geburtsstadt Delft kaum bekannt. Historiker schreiben die Neubewertung seines Werks im 19. Jahrhundert und den daraus resultierenden hervorragenden Ruf des Malers dem französischen Kunstkritiker Étienne-Joseph-Théophile-Thoré (unter dem Pseudonym William Bürger) zu. Dennoch wurde „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ erst Ende des 20. Jahrhunderts zu einem der berühmtesten Gemälde Vermeers, zum einen durch die große Vermeer Werkausstellung 1995 in der National Gallery of Art in Washington, D.C., zum anderen durch die Veröffentlichung des Bestsellerromans „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Tracy Chevalier, der 2000 in der deutschen Übersetzung erschien. Im Buch ist das Sujet des Gemäldes ein Hausmädchen namens Griet, das in Vermeers Haus arbeitet und zu seiner Farbmischerin wird. Die Romanverfilmung von 2003 mit Scarlett Johansson als fiktiver Griet und Colin Firth als Vermeer wurde für mehrere Oscars nominiert, was zur weiteren Bekanntheit des Sujets von Vermeer führte.

Vermeers Gemälde wurde erstmals 1881 in Den Haag versteigert und ging aus der Hinterlassenschaft des Privatsammlers 1902 in den Besitz des Museums Mauritshuis über. Während Renovierungsarbeiten am Gebäude des Museums im Jahr 2012 reiste das Gemälde auf Wanderausstellungen nach Japan, Italien und in die USA. Es zog überall Massen an und untermauerte einmal mehr seinen Rang als Publikumsliebling. Als das Gemälde dann 2014 in die Niederlande zurückkehrte, kündigte das Museum Mauritshuis an, dass das Bild fortan nicht mehr ausgeliehen würde, und versicherte den Besuchern, dass „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ in seinem Heimatmuseum dauerhaft zu sehen sein wird.

Titelbild: Johannes Vermeer, Das Mädchen mit dem Perlenohrring. Alle Bilder: Wikicommons.

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Wo ist das Original Das Mädchen mit dem Perlenohrring?

Das Mauritshuis beherbergt die besten niederländischen Gemälde aus der Zeit von Rembrandt und Vermeer. Hier erwarten dich berühmte Gemälde wie Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring, Die Anatomiestunde von Rembrandt und Der Distelfink von Fabritius.

Wie viel kostet das Mädchen mit dem Perlenohrring wert?

Nice to know: „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ wurde 1881 noch für umgerechnet einen Euro versteigert. Wie viel es heute genau wert ist, kann kaum geschätzt werden.

Warum wurde das Mädchen mit dem Perlenohrring gemalt?

Er ist ein Zeichen für das in der damaligen Zeit vorhandene Interesse an der morgenländischen Kultur infolge der Türkenkriege. Im 17. Jahrhundert waren Turbane deshalb ein beliebtes und weit verbreitetes Accessoire in Europa.

Wer ist das Mädchen mit dem Perlenohrring?

Es ist bis heute unbekannt, wer das abgebildete Mädchen ist - vielleicht die Magd Griet, wie in Tracy Chevaliers gleichnamigem Roman beschrieben, der 2003 vom britischen Filmregisseur Peter Webber verfilmt und für drei Oscars nominiert wurde. Original: 1665, Öl auf Leinwand, 44,5 x 39 cm, Mauritshuis Museum Den Haag.