Phenprogamma 3 das gleiche wie marcumar

Phenprogamma 3 das gleiche wie marcumar
Bremen (rd_de) – Neue Antikoagulantien wie Xarelto, Pradaxa oder Eliquis bilden seit einiger Zeit eine Alternative zu Marcumar. Was aber gilt es zu beachten bei solch einem “Blutverdünner”? Medikamente dieser Art erhöhen vor allem die Blutungsneigung. Daran ändert auch der Marcumar-Ersatz nichts.

Neue Antikoagulantien: Durch deren zunehmende Verordnung ist die Situation für den Notarzt und Rettungsdienst unübersichtlich geworden. Die Namen und Besonderheiten für den Marcumar-Ersatz sind keinesfalls schon jedem geläufig.

Welche Unterschiede gibt es bei den verschiedenen Antikoagulantien?

Zu unterscheiden sind beim Thema (Neue) Antikoagulantien die drei Gruppen der “Blutverdünner”-Medikamente:

  • Thrombozytenaggregationshemmer wie zum Beispiel ASS (Aspirin), die die Zusammenlagerung der Thrombozyten erschweren,
  • Marcumar, das die Wirkung der Blutgerinnungsfaktoren herabsetzt, und
  • Marcumar-Ersatz wie Xarelto, Pradaxa oder Eliquis.
Phenprogamma 3 das gleiche wie marcumar
Marcumar-Ausweis. Foto: Herbert Mannel

Neue Antikoagulantien wie Xarelto (Rivaroxaban) oder Eliquis (Apixaban) hemmen den Blutgerinnungsfaktor X und führen so zu einem sicheren Thromboseschutz. Der Effekt im Blut lässt sich allerdings nicht wie bei Marcumar mittels Quick- bzw. INR-Wert messen. Auch die Gabe von Konakion als extern zugeführter Blutgerinnungsfaktor ist in diesem Fall wirkungslos. Bei akuter Blutung müssen insofern auch bei Marcumar-Ersatz-Medikamenten Blutgerinnungsfaktoren gegeben werden. Dasselbe gilt für Pradaxa (Dabigatran), das den Blutgerinnungsfaktor II hemmt.

Hintergründe und Hinweise zu den Aspekten Blutgerinnung, Thromboseschutz, neue Antikoagulantien und Therapie bei akuter Blutung finden Sie in unserem eDossier „Neue Antikoagulantien: der Marcumar-Ersatz“, das Sie hier herunterladen können!

(Text: Dr. Gerald Bandemer, Anästhesist und Notarzt, Ärztlicher Leiter DRF-Luftrettungszentrum in Bremen; Symbolfoto: fotolia/Patryk Kosmider; zuletzt aktualisiert: 27.11.2018) [1200]

Phenprogamma 3 das gleiche wie marcumar
eDossier „Neue Antikoagulantien: der Marcumar-Ersatz“
Umfang: 6 Seiten
Dateigröße: ca. 1,2 MB/PDF-Format
Ein Beitrag aus Rettungs-Magazin 5/2014

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Um nicht ständig die Gerinnung kontrollieren zu müssen, wollen mittlerweile viele Menschen auf einen der neuen Gerinnungshemmer umsteigen. Ob ein solcher Wechsel grundsätzlich in Frage kommt, hängt dabei nicht zuletzt von der Erkrankung ab, wegen der die Gerinnung gehemmt werden muss. Hinweis: Ist ein Umstieg nicht zu empfehlen, gibt es gute Möglichkeiten, die regelmäßigen Kontrollen beim Arzt deutlich zu reduzieren, wie Sie dieser Sprechstunden-Antwort entnehmen können.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Im Jahre 2007 wurde ich am Herzen operiert. Ich erhielt einen Bypass sowie einen biologischen Aortenklappenersatz. Seither sind immer wieder Episoden von Vorhofflimmern aufgetreten. Deswegen wurde mir, um Schlaganfällen vorzubeugen, Marcumar verordnet. Weil ich meine krebskranke Frau zu Hause pflege, kann ich nicht so oft zur Blutkontrolle fahren. Deshalb erhielt ich vom Kardiologen die Empfehlung, auf einen der neuen Gerinnungshemmer Pradaxa, Xarelto oder Eliquis umzusteigen. Welcher der neuen Gerinnungshemmer ist in meinem Fall angeraten? (Alexander H., Flensburg)

Experten-Antwort:

Bei diesem Thema ist es wichtig zu wissen, dass keiner der neuen Gerinnungshemmer bisher bei Patienten mit biologischen oder mechanischen Herzklappen zugelassen ist.

Hinsichtlich der Studienlage sei erwähnt, dass bei Patienten mit mechanischen Herzklappen eine Untersuchung existiert, die vorzeitig wegen der großen Zahl der Komplikationen abgebrochen werden musste. Bei Patienten mit biologischen Herzklappen gibt es dagegen noch keine entsprechenden Studien.

Fazit:Aufgrund der Studienlage kann bei Menschen wie Ihnen mit biologischer Herzklappe keine Empfehlung für einen der neuen Gerinnungshemmer ausgesprochen werden. In Ihrem Fall ist der Wirkstoff Phenprocoumon, der in Deutschland z. B. unter dem Namen Marcumar, Phenprogamma oder Falithrom vertrieben wird, als das sicherste Medikament anzusehen.

Um Ihrer schwierigen Situation Rechnung zu tragen, dass Sie aufgrund der Pflege Ihrer krebskranken Frau nicht regelmäßig zur INR-Kontrolle zu Ihrem Arzt fahren können, ist Ihnen dringend zu raten, die Selbsttestung der Gerinnung im Rahmen eines Schulungskurses zu erlernen, denn dann können Sie den INR-Wert regelmäßig selbst zu Hause kontrollieren.

Mit Selbsttestung besserer Schutz vor Schlaganfällen

Es hat sich gezeigt, dass Patienten, die die Selbsttestung nach einem Schulungskurs durchführen, sehr gut eingestellte INR-Werte haben und damit auch einen größeren Schutz vor Schlaganfällen. Dies sollten Sie mit Ihrem Hausarzt besprechen, denn Sie benötigen dafür das Einverständnis des Hausarztes, auch zur Vorlage bei der Krankenkasse wegen der Kostenübernahme. Hier finden Sie Schulungseinrichtungen in Ihrer Nähe. Bitte beachten Sie, aus rechtlichen Gründen dürfen wir keine Empfehlungen aussprechen. Es liegen uns auch keine Informationen zur Qualität dieser Kurse vor.

Ist Phenprogamma Marcumar?

Aufgrund einer Erkrankung des Herz-Gefäßsystems ist bei Ihnen eine Therapie mit dem Medikament Marcumar®, Phenprogamma® oder Falithrom® erforderlich. Hierbei handelt es sich um die am häufigsten verwendeten Markennamen, der Wirkstoff ist Phenprocoumon. Sie sind durch Gerinnselbildung im Herzen bzw.

Wie heißt Marcumar noch?

Weltweit sind drei verschiedene Wirkstoffe zur Antikoagulation gebräuchlich: In Deutschland wird häufig Phenprocoumon (Marcumar , Falithrom ), verwendet, seltener wird Warfarin eingesetzt (Coumadin ). Im Ausland ist in einigen Ländern Acenocoumarol (Sintrom ) erhältlich.

Für was ist Phenprogamma?

- Behandlung und Vorbeugung der Blutpfropfbildung (Thrombose, Thromboseprophylaxe), - Behandlung und Vorbeugung des Verschlusses von Blutgefäßen durch Blutpfropf (Embolie, Embolieprophylaxe), - Langzeitbehandlung des Herzinfarktes, wenn ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Komplikationen gegeben ist.

Ist Marcumar noch zeitgemäß?

Es gibt heute kaum noch plausible medizinische Gründe, jemanden neu auf Marcumar einzustellen. Zu überzeugend sind die Daten großer Studien mit neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK).