15. August 2014 Show Mal verschreibt einem der Arzt eine Tablette, dann eine Salbe, ein Spray, ein Dragee, eine Kapsel oder was es sonst noch alles für lustige Formen gibt. Okay, es erscheint noch sinnvoll, dass Nasenspray direkt in die Nase kommt. Bei anderen Arznei- und Darreichungsformen braucht der Nichtmediziner schon einige Phantasie oder aber eine gute Beratung von Arzt und Apotheker. Ein Medikament besteht aus mehr als nur dem Wirkstoff Der Wirkstoff muss in eine chemisch, physikalisch und biologisch stabile Form gebracht werden, die genau dosiert werden kann und lagerfähig ist. Dann gilt es zu gewährleisten, dass die Substanz vom Körper aufgenommen werden kann und natürlich auch, dass sie an den Wirkungsort im Körper gelangt, um dort die gewünschte therapeutische Wirkung zu entfalten. Nebenbei gilt es noch Faktoren wie Schnelligkeit und Ausmaß zu berücksichtigen. Die Wissenschaft, die hinter der Verarbeitung des Wirkstoffs hin zum wirkungsvollen Medikament steckt, wird übrigens Galenik genannt (der Begriff geht zurück auf den im 2. Jahrhundert geborenen griechischen Gladiatoren- und späteren Cesaren-Arzt und Naturforscher Galenos von Pergamon, dessen Werke über die Anatomie und Physiologie des Menschen über Jahrhunderte als richtungsweisend galten). In dieser Disziplin gibt es bemerkenswerte Fortschritte wie z.B. schnellere Wirksamkeit oder auch Wirkstofffreisetzung über einen bestimmten Zeitraum (Retardwirkung), was u.a. die Anzahl der Einzeldosen für den Patienten reduzieren kann. Verabreicht (oder auch appliziert) werden Arzneistoffe entweder systemisch oder lokal. Bei der lokalen (örtlichen) Applikation gelangt der Wirkstoff zumeist direkt und ohne Umwege an den Zielort, wie z.B. Hautcreme, Nasenspray, Augentropfen etc. Davon abzugrenzen sind die modernen transdermalen Systeme (z.B. Schmerzpflaster), die den Wirkstoff gezielt und gleichmäßig durch die Haut im ganzen System verteilen. Die meisten Stoffe werden aber direkt systemisch appliziert, in diesen Fällen gelangt der Arzneistoff über den Blutkreislauf an den Wirkungsort, die Darreichungsformen sind vielfältig, z.B. recht direkt per Injektion oder peroral (durch den Mund). Man kann sich vorstellen, dass es schwierig ist, einen Wirkstoff einmal quer durch den Körper zu schleusen, bis er an der richtigen Stelle immer die exakte Wirkung entfaltet. Oftmals werden inaktive Vorstufen verabreicht, die bei ihrem Weg durch Magen, Darm, Leber, Blutkreislauf etc. an der exakt gewollten Stelle durch andere dort vorhandene Stoffe aktiviert werden und wirken können. Es ist eine Wissenschaft für sich und man ist überrascht, welche Wege der eine oder andere Wirkstoff durch den Körper bis zum Zielort beschreiten muss. Wir skizzieren als Übersicht einige Zubereitungsformen Feste Zubereitungen Den größten Anteil machen feste, perorale, einzeldosierbare Formen wie Tabletten, Dragees und Kapseln aus, die verhältnismäßig einfach einnehmbar sind.
Halbfeste Zubereitungen Bei dieser Form wird der Wirkstoff in eine halbfeste, also plastisch verformbare Grundlage eingebettet, die auf Haut oder Schleimhaut aufgetragen wird. Die lokale Applikation reduziert die systemischen Nebenwirkungen (vgl. auch oben). Die verwendete Grundlage hat durchaus Einfluss auf die Gesamtwirkung, so kann sie die Aufnahme des Wirkstoffs begünstigen oder z.B. kühlend wirken. Es gibt sogar wirkstofffreie Zubereitungen, bei denen nur der Grundlageneffekt die Wirkung darstellt. Unterschieden werden zudem lipophile (können kaum Wasser aufnehmen) und hydrophile (können aktiv Wasser binden) Grundlagen.
Flüssige Zubereitungen Für sie sind die meisten Einnahmemöglichkeiten denkbar: oral, äußerlich oder per Injektion/Infusion. Sie werden i.d.R. schnell aufgenommen, problematisch sind jedoch individuelle Instabilitäten sowie Dosierungsschwierigkeiten.
Pflanzliche Zubereitungen Zubereitungen aus Heilpflanzen (Phytopharmaka) zählen zu den ältesten Arzneiformen, z.B. ein Tee. Oft werden Extrakte verwendet. Zu beachten ist das Drogen-Extrakt-Verhältnis, also welche Ausgangsmenge für die Gewinnung einer bestimmten Extraktmenge eingesetzt wurde. Pflanzen sind nie gleich und auch die Herstellungsverfahren unterscheiden sich, somit können Pflanzenpräparate leichte Unterschiede aufweisen, insbesondere bei Präparaten vom Markt oder aus der Drogerie. Bei apothekenpflichtigen pflanzlichen Arzneimitteln dagegen müssen Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit gewährleistet sein. Somit können hier Unterschiede zwischen verschiedenen Chargen vernachlässigt werden. Technisches Wirkungsprinzip ist am Kürzel im Namen erkennbar Moderne Arzneiforman erhalten im Namen einen Zusatz, der auf den von der Galenik angestrebten Wirkungsmechanismus hinweist. Hier die wichtigsten bei oralen Arzneiformen:
Man darf gespannt sein, welche Formen und Wirkungsketten die Galenik in der Zukunft hervorbringt, um noch gezielter am gewünschten Ort die therapeutisch notwendige Wirkung zu entfalten. Auch wir bedienen uns immer wieder der Transportfunktion von Mitteln, die u.a. den eigentlichen Wirkstoff z.B. besser durch die Zellwände an den Wirkungsort führen. Ein Beispiel ist die Schlepperfunktion von DMSO (DiMethylSulfOxid) oder sog. Colaminphosphaten (EAP-Salze), die Mineralien sehr gut resorbierbar und zusätzlich membranständig (Zellhülle) in den Körper bringen. Wenn Sie Fragen z.B. zur Wirkweise Ihrer Medikamente, deren Einnahme oder zu Kürzeln auf der Verpackung haben, sprechen Sie uns gerne an. Quelle: DAS PTA MAGAZIN, Ausgabe 08-2014, S. 22 ff. Was ist die Darreichungsform?Darreichung. Bedeutungen: [1] das Offerieren/Verabreichen (Darreichen) einer Sache.
Was versteht man unter arzneiform?Als Arzneiform oder auch galenische Form bezeichnet man eine Zubereitung, die aus Arzneistoff und zugesetzten Hilfsstoffen besteht. Manchmal ist es notwendig, eine Arzneiform vor der Anwendung in die Darreichungsform umzuformen.
Was gibt es an Darreichungsform von Medikamenten?Darreichungsformen von Arzneimitteln. Oral (z. B. Tabletten, Kapseln, Dragees, Saft, Tropfen). Parental (Injektion, Injektionen). Rektal (Zäpfchen). Lokal begrenzt (z. B. Salben, Gels, Lotionen). Warum gibt es Medikamente in verschiedenen Darreichungsformen?Viele Arzneimittel sind in mehreren Darreichungsformen (Arzneimittelformen) erhältlich. So stehen Alternativen zur Verfügung, falls ein Patient eine bestimmte Darreichungsform nicht verträgt. Teilweise kann ein und derselbe Wirkstoff so auch je nach Bedarf lokal oder systemisch eingesetzt werden.
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