Was ist der unterschied zwischen hunderasse und menschenrasse

Sanftmütige Doggen, gelehrige Collies und quirlige Dackel - mit unterschiedlichen Hunderassen werden unterschiedliche Temperamente in Verbindung gebracht. Aber stimmt das überhaupt?

von sda / Florian Böhlen

30.04.2022

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Was ist der unterschied zwischen hunderasse und menschenrasse
Unterschiedliche Rassen, unterschiedliches Verhalten?  (Bild: Adobe Stock / Marina)

Was ist der unterschied zwischen hunderasse und menschenrasse
 (Bild: Adobe Stock / frank 11)

Die Rasse eines Hundes sagt nur wenig über das Temperament des Vierbeiners aus. Zwar sind einer aktuellen Studie zufolge viele Verhaltensweisen erblich, also etwa ob ein Hund eher verspielt, gelehrig oder wachsam ist. Allerdings sind die Unterschiede zwischen einzelnen Hunden zumeist grösser als die zwischen einzelnen Rassen, berichtet ein Team um die Erstautorin Kathleen Morrill von der University of Massachusetts Chan Medical School
(Worcester/USA) im Fachmagazin «Science».

Die modernen Hunderassen seien weniger als 160 Jahre alt – ein Wimpernschlag in der Evolutionsgeschichte im Vergleich zum Ursprung der Hunde vor mehr als 10'000 Jahren, schreiben die Wissenschaftler. Menschen züchteten Hunde seit etwa 2000 Jahren, und zwar die meiste Zeit mit Blick auf die Aufgaben, die sie übernehmen sollten, etwa als Hütehunde, Jagdhunde oder Wachhunde. Erst später seien Hunde nach einem körperlichen Ideal und mit der Vorstellung möglichst reiner Linien gezüchtet worden. Den dabei entstandenen Rassen werden bis heute Verhaltensweisen zugeschrieben, die auch auf ihre ehemaligen Einsatzgebiete zurückgeführt werden.

Kaum Verhaltensunterschiede

Ob das so stimmt, prüften die Forschenden nun an einer grossangelegten Studie. Sie sammelten Angaben von 18'385 Hundebesitzern zum Wesen und Verhalten ihrer reinrassigen und gemischtrassigen Gefährten. Zudem analysierten sie die genetischen Daten von insgesamt 2155 Hunden und verknüpften sie mit den berichteten Verhaltensweisen der Hunde. Die Auswertung der Befragungsdaten zeigte unter anderem, dass Verhaltensunterschiede zwischen modernen Rassen grundsätzlich nur gering ausgeprägt sind. Die Forschenden fanden keine Verhaltensweise, die ausschliesslich in einer Rasse zu finden ist. 

So gelten Labradore zwar als Rasse, die kaum heult, einige Halter berichteten aber dennoch, dass ihre Tiere das manchmal oder häufig tun. Von Greyhounds sagt man, dass sie ihre Spielzeuge nicht verbuddeln, aber auch dieses Verhalten wurde von einigen Haltern berichtet. Zudem änderte sich das Verhalten mit dem Alter: Welpen vieler Rassen waren etwa so verspielt wie die als besonders Spielzeug-versessen geltenden Schäferhunde.

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Wenig genetische Besonderheiten

Die Analyse der Gendaten ergab, dass einzelne Rassen nur sehr wenige genetische Besonderheiten aufwiesen. Die Rasse habe nur einen geringen Wert bei der Vorhersage des Verhaltens eines Hundes, schreiben die Forschenden. 

Die meisten Verhaltensweisen seien zwar erblich, allerdings seien sie durch mehrere Gene sowie durch die Umwelt beeinflusst. Die Rasse allein erkläre nur etwa neun Prozent der Unterschiede im Verhalten einzelner Hunde. Bei einigen Verhaltensweisen, wie etwa der Tendenz zu Heulen oder der Lust am Apportieren fielen die Werte höher aus. Huskys, Beagles oder Bluthunde heulten demnach besonders gerne, Border Collies zeigten sich besonders fügsam.

Glück nicht von Rasse abhängig

Bei der Wahl eines passenden Hundes helfe der Blick auf die Rasse insgesamt aber nur sehr bedingt weiter, erläutert Marjie Alonso von The International Association of Animal Behavior Consultants (Cranberry Township, USA). «Die Rasse wird nicht darüber entscheiden, ob wir mit einem Hund glücklich werden oder der Hund mit uns. Das Aussehen sagt einfach wenig darüber aus, wie sich der Hund verhalten wird.»

Hinweise darauf, dass bestimmte Verhaltensweisen eine Folge der Züchtung der Rassen sind, fanden die Wissenschaftler nicht. Die meisten Verhaltensweisen, die als Merkmale bestimmter moderner Hunderassen angesehen werden, seien höchstwahrscheinlich Tausende Jahre früher entstanden, sagte Seniorautorin Elinor Karlsson in einer Pressemitteilung.

Kein Säugetier besitzt innerhalb einer Art ein so großes Spektrum an Körpergrößen, Formen und Verhaltensweisen wie der Haushund. Eine genetische Vergleichsstudie von mehr als 80 Hunderassen hat jetzt allerdings enthüllt, dass dieser Vielfalt eine überraschend einfache, fast schon verarmte Genarchitektur zugrunde liegt. Sie spiegelt in besonderem Maße die Züchtungsgeschichte des Hundes wieder.

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Vor mehr als 15.000 Jahren begann der Mensch aus wilden Wölfen den Hund zu züchten. Heute, nach Jahrtausenden der selektiven Züchtung, zeigt kein anderes Säugetier eine so große Vielfalt in Körpergrößen, Aussehen und Verhalten wie der Haushund. In den hunderten von Hunderassen reicht die Spannbreite von den riesigen Doggen und Bernhardinern bis zu kleinen „Handtaschenhunden“ wie Pinschern oder Chiwawas.

Jetzt hat ein Forscherteam unter Leitung von Wissenschaftlern des National Human Genome Research Institute (NHGRI) erstmals in einer umfangreichen Studie untersucht, welche genetische Bandbreite diesen Rasseunterschieden bei den Hunden zugrunde liegt. Dafür analysierten sie die Gene von 915 Hunden aus 80 Haushundrassen sowie von 93 Wildhunden und verglichen dabei mehr als 700.000 Genorte. Zusätzlich wurden zahlreiche physische Eigenschaften der Tiere wie Größe, Gewicht, Form von Schädel, Langknochen und Zähnen oder Ohren erfasst.

Überraschend einfache genetische Architektur

Die vergleichende Analyse der Hundegenome ergab gleich mehrere Überraschungen. So zeigte sich, dass die große Variationsbreite zwischen den Hunderassen auf einer erstaunlich einfachen genetischen Architektur beruht. Diese Architektur visualisierten die Wissenschaftler in einer Art Karte der genetischen Variation der Hunde. Demnach bestimmt eine relativ kleine Anzahl genetischer Veränderungen den Großteil der sichtbaren Unterschiede in den Körpermerkmalen der Hunderassen.

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Häufig ist sogar nur eine einzige Genregion für ganze Merkmalskomplexe zuständig, wie beispielsweise bei der Ohrform. So besitzen Wildhunde in der Regel aufgerichtete „Stehohren“, bei vielen Haushunderassen finden sich dagegen Knick- oder Hängeohren. Ob das eine oder andere auftritt, bestimmen Veränderungen in nur einem eng begrenzten Bereich des Genoms.

Deutlicher Unterschied zum Menschen

Darin unterscheiden sich die Hunde deutlich von innerartlichen Variationen beim Menschen, Labortieren oder Zuchtpflanzen. Denn bei diesen kommen phänotypische Unterschiede wie Körpergröße, Gewicht oder Körperfettanteil fast immer erst durch das Zusammenwirken vieler kleiner Genvarianten zustande. So benötigten genomweite Assoziationsstudien beim Menschen hunderttausende von Proben und die Analyse von mehr als 500.000 Einzelmutationen in der DNA, um die Verteilung solcher Varianten ermitteln zu können.

Beim Hund sind es dagegen meist nur Veränderungen in zwei bis sechs Genorten, die bereits 70 Prozent der Merkmalsvarianten hervorrufen. Ein ähnliches Verteilungsmuster ist bisher nur in wenigen anderen Tierarten bekannt, darunter beispielsweise bei den Stichlingen. Nach Ansicht der Forscher könnte dieser Typ der genetischen Architektur daher als Indiz für eine erst vor relativ kurzer Zeit erfolgte Anpassung und eine extrem starke Selektion sein.

Gezielte Züchtung auf starke Unterschiede

Im Falle der Hunde spiegeln die Genvariationen vermutlich einige einzigartige Eigenheiten der Züchtungsgeschichte der Haushunde wieder. So entstanden viele der heute bekannten Hunderassen während der viktorianischen Ära, als der Schwerpunkt auf der Erzeugung immer neuer, ungewöhnlicher Merkmalskombinationen lag. Viele Züchter setzten dabei ihr Augenmerk weniger auf kleinere, subtile Abweichungen, sondern förderten gezielt die Vererbung augenfälliger Unterschiede durch dominante Gene.

Dabei griffen sie zudem oft auf eine nur kleine Anzahl von Ausgangstieren zurück, so dass eine Art genetischer Flaschenhals, eine künstlich erzeugte genetische Verarmung, die Folge war. Damit trägt die genetische Vielfalt der heutigen Hunderassen in einzigartiger Weise die Fingerabdrücke der demografischen und selektiven Einflüsse des Menschen in sich.

Sind Hunderassen Rassen?

Der Begriff der Hunderasse. Bei Haushunden gilt eine Rasse als solche, wenn sie als Rasse definiert wurde. In der Regel geschieht das durch einen Zuchtverband, kann aber ebenso durch einen Züchter vorgenommen werden. Die meisten bekannten Hunderassen werden durch Verbände und Vereine beschrieben.

Was sind Arten und Rassen?

Art: Individuen, die einen ähnlichen Genbestand haben, aber keine fruchtbaren Nachkommen haben können. Rasse: Individuen, mit ähnlichen Genkombinationen, die fruchtbare nachkommen haben können. Rasse heißt eigentlich nur eine Unterordung innerhalb einer Art. Z.B. ein blauer Polarfuchs und ein weißer.

Warum gibt es bei Hunden Rassen?

Entstehung einer Rasse Früher züchtete man Hunde für bestimmte Zwecke. Jagdhunde sollten während der Jagd eingesetzt werden, Hütehunde mussten gut hüten, aber nicht gut aussehen. Schoßhunde sollten in einer Wohnung gut zu halten sein, was sich auf das Fell und die Größe auswirkte.

Wie entsteht eine Rasse?

Geographische Rassen (lokale Populationen) entstehen durch weiträumige Trennung (Isolation) und können Ausgangspunkt zur Bildung neuer Arten sein, wenn sich das Erbgut fortgesetzt divergent entwickelt. Evolution, Allopatrie. Die Summe der Rassen einer Art wird als Rassenkreis bezeichnet.