Was ist der unterschied zwischen septisch und aseptisch

Was ist der unterschied zwischen septisch und aseptisch
Was ist der unterschied zwischen septisch und aseptisch

Die Pr�vention von postoperativen Wundinfektionen (POW) stellt f�r das einzelne Krankenhaus sowie f�r die Gesellschaft generell eine ernstzunehmende Herausforderung dar. Zum einen z�hlen POW zu den h�ufigsten nosokomialen Infektionen und zum anderen kann eine POW f�r den einzelnen Patienten erhebliche gesundheitliche, finanzielle und gesellschaftliche Folgen mit sich f�hren (1, 2).

Es gibt mittlerweile viele evidenzbasierte Ma�nahmen, wie zum Beispiel eine antibiotische Prophylaxe und ad�quate Blutzucker- und Volumenkontrolle, die nachweislich das Risiko f�r eine POW senken (3). Idealerweise wird der Effekt solcher Interventionen auf der Basis randomisierter kontrollierter Studien untersucht.

Dass dieses Studiendesign nicht immer anwendbar ist, liegt auf der Hand. Trotzdem ist unser Klinikalltag von vielen Handlungen und Ma�nahmen gepr�gt, deren Sinnhaftigkeit zur Pr�vention von Infektionen nie angemessen wissenschaftlich analysiert wurde. Dar�ber hinaus gibt es sogar Handlungen und Ma�nahmen, an denen festgehalten wird, obwohl mittlerweile belegt werden konnte, dass sie nicht zur Pr�vention von POW beitragen. Dazu geh�ren unter anderem

  • die Ganzk�rperrasur vor einer Operation (OP)
  • der Einbau von raumlufttechnischen Anlagen mit turbulenzarmer Verdr�ngungsstr�mung im OP
  • die Trennung von aseptischen und septischen Operationsbereichen.

Bauliche Trennung nicht erforderlich

Die Empfehlung, aseptische und septische Operationsabteilungen baulich zu trennen, wurde in den 1980er Jahren von der zust�ndigen Kommission des Bundesgesundheitsamtes (BGA) ausgesprochen. Diese Ma�nahme hatte zum Ziel, �den h�chsten Grad der Sicherheit f�r Patienten und Personal� zu bieten.

Die Unsinnigkeit dieser Empfehlung wurde schlie�lich in den 1990er Jahren in Teilen erkannt, was in der Empfehlung des BGA resultierte, nur noch eine getrennte septische Operationseinheit (OP-Saal mit Nebenr�umen) innerhalb der Abteilung sowie eine getrennte Patientenschleuse zu fordern.

Weitergehend wurde in jener Zeit bei einem Treffen von Krankenhaushygienikern sowie Vertretern des Robert Koch-Instituts, der Berufsgenossenschaften und des Nieders�chsischen Sozialministeriums herausgearbeitet, dass eine bauliche Trennung aseptischer und septischer Operationsfunktionseinheiten aus hygienischen Gr�nden nicht erforderlich sei und die fr�her erhobene Forderung nach strikter baulicher Trennung von septischen und aseptischen Operationsfunktionsabteilungen nicht l�nger aufrechterhalten werden k�nne (4).

Die Kommission f�r Krankenhaushygiene und Infektionspr�vention (KRINKO) hat in ihrer vor 17 Jahren erschienenen und noch aktuell g�ltigen Empfehlung die Forderung einer solchen Trennung aufgegeben (5). Die dort formulierte Aussage: �Einzelne Operationseinheiten beziehungsweise Operationsabteilungen f�r bestimmte operative Disziplinen beziehungsweise f�r Operationen bestimmten Kontaminationsgrades vorzuhalten, kann unter hygienischen, unter ausstattungstechnischen oder unter organisatorischen Aspekten zweckm��ig sein� f�llt in die damalige Evidenzkategorie IB. In diese Kategorie wurden zum einen Konsensbeschl�sse eingestuft, die auf gut begr�ndeten Hinweisen f�r die Wirksamkeit oder Unwirksamkeit einer Ma�nahme basierten. Zum anderen konnte eine Einteilung einer Empfehlung in die Kategorie IB aber auch dann erfolgen, wenn wissenschaftliche Studien m�glicherweise hierzu nicht durchgef�hrt wurden.

In der Literatur gibt es keine Hinweise auf Umst�nde, die es erfordern, dass operative Eingriffe in separaten Operationss�len unter Ber�cksichtigung des Kontaminationsgrades vorgenommen werden (6, 7).

Risiko einer Kontakt�bertragung gering

Harnoss und Kollegen haben diese Problematik nochmals aufgegriffen und liefern vor dem Hintergrund der aktuellen Richtlinien und technischen Voraussetzungen mit ihrer Studie einen weiteren Beleg f�r die Unsinnigkeit einer Trennung von aseptischer und septischer Chirurgie (8).

Die Autoren gingen von der Forderung aus, dass Reinigungs- und Desinfektionsma�nahmen nach aseptischen und septischen Eingriffen gleicherma�en konsequent durchgef�hrt und Instrumente steril gerichtet werden sowie dass das OP-Personal sich selbst und den Patienten gleicherma�en vor jedem Eingriff vorbereitet.

Mit diesen einfachen, patientenorientierten Ma�nahmen ist das Risiko einer Kontakt�bertragung von Krankheitserregern durch Gegenst�nde oder Personal vom zuvor in dem Saal operierten Patienten nahezu ausgeschlossen.

Was bleibt? Theoretisch besteht noch ein potenzielles Risiko der Transmission von in der Luft schwebenden mikrobiell beladenen Partikeln, die vom Patienten in der vorangegangen Operation stammen. Dieses potenzielle Risiko geht im chirurgischen Alltag gegen Null, da die vorhandene raumlufttechnische Anlage (RLTA) die gesamte Raumluft mehr als 20-mal pro Stunde austauscht und so die Partikel in der Luft aus der vorherigen OP bis zum n�chsten Eingriff weitgehend eliminiert hat.

Obwohl im realen OP-Betrieb selten vorzufinden, haben Harnoss und Kollegen f�r ihre Studie konsequenterweise einen OP-Saal ohne RLTA ausgew�hlt. Hier zeigten sich bei der Untersuchung der mikrobiellen Belastung der Raumluft sowie der mikrobiellen Sedimentation w�hrend der aseptischen und septischen Eingriffe zu unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Stellen im Raum keine nennenswerten Unterschiede.

Zudem ist unklar, ob die Kolonie-bildenden Einheiten, die identifiziert werden konnten, auch vom Patienten oder nicht eher doch vom Personal stammten.

Res�mee

Nach circa 40 Jahren andauernder Diskussion ist es an der Zeit, die Forderung nach einer Trennung von aseptischen und septischen Operationsbereichen fl�chendeckend aufzugeben und dadurch flexibler und kosteneffizienter im allt�glichen OP-Betrieb agieren zu k�nnen. Verantwortliche in Chirurgie, Infektionspr�vention und Krankenhausmanagement sollten anerkennen, dass durch die routinem��igen Reinigungs- und Desinfektionsma�nahmen der Fl�chen und Gegenst�nde nach jedem Eingriff beziehungsweise die Umsetzung von nachweislich evidenz-basierten Ma�nahmen das Risiko f�r eine POW f�r den chirurgischen Patienten minimiert wird (3).

Es bleibt die 2001 formulierte Aussage von Daschner und Olbricht bestehen: �Nirgends sonst in der Welt ist jemals eine Trennung von septischen und aseptischen Patienten in Operationsbereichen empfohlen worden und trotzdem war die postoperative Wundinfektionsrate hierzulande nachweislich nicht niedriger. Unverst�ndlicherweise fordern aber die gesetzlichen Unfallversicherungstr�ger (Berufsgenossenschaften) immer noch Bauma�nahmen, die �berfl�ssig und teuer sind, wenn sich die Krankenh�user an der station�ren Behandlung von Schwer-/Unfallverletzten beteiligen wollen� (9, 10).

Interessenkonflikt
Die Autoren erkl�ren, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Anschrift f�r die Verfasser
Dr. med. Peter Bischoff

Institut f�r Hygiene und Umweltmedizin

Charit� � Universit�tsmedizin Berlin

Hindenburgdamm 27, 12203 Berlin

Zitierweise
Bischoff P, Gastmeier P: The separation of septic and aseptic surgical
areas is obsolete. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 463�4.
DOI: 10.3238/arztebl.2017.0463

The English version of this article is available online:
www.aerzteblatt-international.de

1.

Allegranzi B, Bagheri Nejad S, Combescure C, et al.: Burden of endemic health-care-associated infection in developing countries: systematic review and meta-analysis. Lancet 2011; 377: 228�41 CrossRef

2.

Cassini A, Plachouras D, Eckmanns T, et al.: Burden of six healthcare-associated infections on European population health: estimating incidence-based disability-adjusted life years through a population prevalence-based modelling study. PLoS Med 2016; 13: e1002150 CrossRef MEDLINE PubMed Central

3.

Weltgesundheitsorganisation: Global guidelines on the prevention of surgical site infection. WHO, Geneva 2016. www.who.int/gpsc/ssi-prevention-guidelines/en/ (last accessed on 11 May 2017).

4.

Bundesgesundheitsamt: Bauliche Anforderungen an OP-Abteilungen in Krankenh�usern. Ergebnis einer Fachdiskussion am 22.04.1993 im Staatlichen Medizinaluntersuchungsamt Hannover. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 1994; 37: 112�4.

5.

KRINKO am RKI: Anforderungen der Hygiene bei Operationen und anderen invasiven Eingriffen. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 2000; 43: 644�8 CrossRef

6.

Weist K, Krieger J, R�den H: Vergleichende Untersuchungen bei aseptischen und septischen Operationen unter besonderer Ber�cksichtigung von S. aureus. Hyg Med 1988; 13: 369�74.

7.

Daschner F, Bassler M, B�nig G, Langmaack H, Brobmann G: Luft- und Bodenkeimspektren in einer septischen und aseptischen Operationseinheit. Akt Chir 1984; 19: 17�20.

8.

Harnoss JC, Assadian O, Diener MK, et al.: Microbial load in septic and aseptic procedure rooms�results from a prospective, comparative observational study. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 465�72 VOLLTEXT

10.

Sozialversicherung DGUV und LSV-SpV: Anforderungen der gesetzlichen Unfallversicherungstr�ger nach � 34 SGB VII an Krankenh�user zur Beteiligung am Verletzungsartenverfahren (VAV) in der Fassung vom 1. Januar 2013. www.dguv.de/medien/landesverbaende/de/med_reha/documents/verletz1.pdf (last accessed on 11 May 2017).

Was ist der Unterschied zwischen septischen und aseptischen Wunden?

Der VW bei aseptischen Wunden bezeichnet die Erneuerung eines Verbandes auf einer keimfreien (aseptischen ) Wunde. Ziel ist es, durch entsprechendes Handeln Keime von der Wunde fern zu halten. Der VW bei septischen Wunden bezeichnet die Erneuerung eines Verbandes auf einer keimbesiedelten (septischen) Wunde.

Was versteht man unter aseptisch?

Aseptisch bedeutet "keimfrei" bzw. "ohne die Beteiligung von Erregern". Der Begriff findet häufige Verwendung in der Hygiene, aber auch zur Bezeichnung von Krankheitsbildern, bei den Entzündungsprozesse stattfinden, ohne dass Erreger daran beteiligt sind (z.B. aseptische Knochennekrose).

Was ist eine aseptische Wunde?

Wunden werden in abgestufte Besiedlungsgrade unterschieden. Aseptische Wunden heilen primär, sind fast keimfrei, zeigen keine Entzündungszeichen und entstehen durch Operationen oder Verletzungen (nicht älter als 4-6 Stunden). Sie haben glatte, durchtrennte Wundränder, die dicht beieinander liegen.

Was sind aseptische Wunden Beispiele?

Aseptische Wunden Aseptisch ist ein Begriff aus der Hygiene und bedeutet „keimfrei“. Genau genommen gibt es keine Wunde, die gänzlich keimfrei ist. Wunden, die durch aseptische Operationen entstanden sind, gelten jedoch als aseptische Wunden. Dazu zählen auch Einstichstellen von Kathetern, z.B. zentrale Venenkatheter.