Was passiert mit den Menschen die am 29.02 geboren wurden?

Bewahrer der kosmischen Ordnung Warum gibt es den 29. Februar so selten?

29.02.2020, 12:16 Uhr

Wenn ein Jahr zu Ende geht, sind auf unserem Kalender 365 Tage vergangen. Doch alle vier Jahre gibt es einen zusätzlichen Tag: den 29. Februar. Was hat es mit dem Schaltjahr auf sich und warum gibt es alle 100 Jahre dann doch wieder keins? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Ein Jahr ist die Zeit, die die Erde braucht, um einmal die Sonne zu umrunden. Doch sie braucht dafür nicht exakt 365 Tage, sondern 365 Tage, fünf Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Das sogenannte Sonnenjahr dauert also knapp sechs Stunden länger als ein normales Jahr.

Gäbe es nicht alle vier Jahre einen zusätzlichen Schalttag, würde unsere Zeit im Laufe eines Jahres um knapp sechs Stunden von der astronomischen Realität abweichen. Bei einem Kalenderjahr fällt das nicht sonderlich groß auf. Aber wenn man weiterzählt, verschiebt sich die Zeit jedes Jahr wieder um diese sechs Stunden.

Was hätte die Verschiebung für Auswirkungen?

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"Die Jahreszeiten wandern dann durch das Kalenderjahr hindurch, bis sie nach rund 1500 Sonnenumläufen der Erde wieder am Ausgangspunkt angekommen sind", erklärt Astronom Manfred Gaida vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Bei dem alten ägyptischen Kalender sei das zum Beispiel der Fall gewesen. "In Regionen, wo die jahreszeitlichen Unterschiede nicht ganz so ausgeprägt sind, mag ein solches 'Wandeljahr' auch weniger stören", so Gaida.

In Ländern mit vier ausgeprägten Jahreszeiten sei das allerdings unpraktisch. "Denn dann bleiben die Jahreszeiten auffallend nicht im Einklang mit dem Kalenderjahr", sagt Gaida. "Es gibt zwei markante himmelsmechanische Zeitpunkte im Jahr, nämlich dann, wenn die Sonne den Himmelsäquator überquert. Das sind die Tagundnachtgleichen um den 21. März und 23. September herum." Diese Zeitpunkte schöben sich rasch durch die Monate, wenn man nicht alle vier Jahre mit einem Schalttag nachbessern würde. Nach vier Jahren wäre der Kalender schon einen ganzen Tag zu früh dran, nach 100 Jahren schon fast einen Monat - und nach 600 Jahren wäre im Juli tiefster Winter.

Ist mit einem Schalttag alle vier Jahre alles im Lot?

"Perfekt ist es dadurch noch nicht", sagt Gaida. Findige Mathe-Asse werden zu Recht bemerken: Die Rechnung geht so nicht auf. Das Jahr ist nämlich nicht genau sechs Stunden zu lang. Daher liegt diese Methode jedes Jahr um 11 Minuten und 14 Sekunden daneben. Um diesen Unterschied auch noch auszugleichen, fallen drei Schaltjahre in 400 Jahren aus - das nächste Mal 2100.

Übrigens:

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Wann feiert man eigentlich, wenn man am 29. Februar geboren wurde? Diese Frage betrifft laut des Statistischen Bundesamts rund 55.000 Menschen in Deutschland. Gemeinsam mit prominenten Schalttag-Kindern wie Dana Schweiger und Lena Gercke stehen sie fast jedes Jahr erneut vor dem Dilemma, wann sie ihren Geburtstag feiern: am 28. Februar oder am 1. März? Die Entscheidungen dazu sind meist individuell.

Wenn es allerdings zu juristischen Fragen kommt, ist es wichtig, eine gesetzliche Regelung zu haben, ab wann das neue Alter beginnt. Zum Beispiel, wenn es um die Frage geht, wann eine Person volljährig ist, wenn sie am 29. Februar Geburtstag hat. Das ist in Paragraf 188 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) geregelt: Rein rechtlich ist die Person dann ab dem 1. März volljährig.

Zum letzten Geburtstag gab es eine Schultüte. Klar, es war der sechste – Zeit für Lisa Petrows Einschulung, meinten ihre Freunde und ihre Familie. Heute, an ihrem siebten Geburtstag, lernt sie für ihre Magisterprüfung in Germanistischer Linguistik an der Humboldt-Universität: „Ich schwänze aber ausnahmsweise mal “, sagt Lisa. „Ich komme am 29. Februar einfach nicht aus meiner Wohnung. Ständig klingelt das Telefon, weil alle meine Freunde und Verwandten durchdrehen.“ Lisa Petrows Geburtstag vergisst niemand, dazu ist er eine zu große Rarität. Denn einerseits ist heute zwar ihr siebter Geburtstag, andererseits ist sie 1980 geboren: Den 29. Februar gibt es nur alle vier Jahre – in den Schaltjahren.

Der zusätzliche Tag ist ein Ausgleichstag, weil das Kalenderjahr kürzer ist als ein Sonnenjahr. Das hat nicht 365, sondern dreihundertfünfundsechzigeinviertel Tage. Ohne Schaltjahr würden sich dadurch nach einiger Zeit die Jahreszeiten verschieben, der Frühlingsanfang fiele dann zum Beispiel irgendwann in den Sommer.

Zurzeit leben in Berlin 2206 Menschen, die an einem 29. Februar geboren wurden. An anderen Tagen des Jahres feiern wesentlich mehr Berliner ihre Geburt – rein rechnerisch eben vier Mal so viele. Am 28. Februar sind es tatsächlich sogar 9610, am 1. März sogar 11 576. Ihren ersten richtigen Geburtstag an einem 29. Februar erleben heute 64 Berliner Kinder, sie werden vier Jahre alt. Wenn es ihnen wie Lisa Petrow geht, wird ihnen heute noch nicht klar sein, wie besonders dieser Geburtstag ist. „Das habe ich erst mit zwölf mitbekommen, an meinem dritten richtigen Geburtstag“, sagt sie. Damals nahm sie sich vor, ihren Geburtstag nur alle vier Jahre mit einer Party zu feiern. In den anderen Jahren trifft sie sich am Abend des 28. Februar mit Freunden. „Und alle achten genau darauf, dass sie mir erst nach Mitternacht gratulieren.“ Sie ist um 0.20 Uhr geboren. „Meine Mutter hat sich Mühe gegeben, dass ich wirklich am 29. auf die Welt komme. Das fand sie lustig.“

Ganz anders die Mutter von Dieter Schreiter. Als er am 29. Februar 1956 kurz nach Mitternacht auf die Welt kam, überredete sie den Arzt, den 28. Februar als Geburtstermin einzutragen. „Sie wollte mir Kuddelmuddel und Leid ersparen. Außerdem wollte sie ein Sonntagskind“, sagt Schreiter, dem die Sache so unangenehm ist, dass hier nicht sein richtiger Name steht. Nur wenige kennen das Geheimnis des falschen Datums in der Geburtsurkunde. Er selbst erfuhr es an seinem 12. Geburtstag. Und feiert inzwischen am 29. Februar – immer noch mit seiner heute 83-jährigen Mutter. Ihre Mogelei kann er zwar „nachvollziehen“. „Aber eigentlich sagt man doch, dass dieser Geburtstag Glück bringt.“

Lisa Petrow ist sich da nicht ganz so sicher: „Meine Freunde haben mir gedroht, dass sie einen Kindergeburtstag mit Topfschlagen und Blindekuh organisieren.“ Falls das wirklich passiert, wird sie es aber mit Humor nehmen: „Ich sage ja selbst immer, dass ich sieben werde.“ Daniela Martens

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Was passiert wenn man am 29. Februar Geburtstag hat?

In Deutschland gilt laut den Paragrafen 187 Abs. 2 Satz 2 und 188 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) ein Lebensjahr nach Ablauf des Tages vor dem Jahrestag vollendet. Für Schalttagkinder bedeutet dies, dass der offizielle Geburtstag in den drei Nicht-Schalttag-Monaten des Februars auf den 1. März fällt.

Wann feiert man Geburtstag Wenn man am 29. Februar geboren ist?

Geburtstag am 29. Februar 3 BGB die Vollendung des 28. Februar als Ablauftag, sie stehen daher in Nichtschaltjahren den an einem 1. März Geborenen gleich. Daraus ergibt sich beispielsweise, dass an einem 29. Februar Geborene nach 18 Jahren mit Ablauf des 28. Februar die Volljährigkeit erlangen.

Wie viele Kinder haben am 29.02 Geburtstag?

Am 29. Februar werden dieses Jahr, orientiert man sich an der durchschnittlichen Anzahl an Geburten für einen Februartag, in Deutschland etwa 2.040 Babys das Licht der Welt erblicken. "Schalttagskinder" haben streng genommen nur alle vier Jahre Geburtstag.

Wie hoch ist die Chance am 29. Februar geboren zu werden?

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein beliebiges zufälliges Ereignis auf einen Schalttag fällt, liegt bei 0,0684 Prozent. Bei einer zufälligen Verteilung der Geburtstage der 299.620 in Augsburg gemeldeten Einwohnern (Stand 31.12.2019), wäre also am 29. Februar 2020 mit 204 Jubilaren zu rechnen.