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12 © picture alliance/AP Photo | Thanassis Stavrakis Das Wichtigste zum Thema Staatsbankrott
Wann spricht man von einem Staatsbankrott?Allgemein bedeutet ein Staatsbankrott, dass ein Land nicht mehr in der Lage ist, finanzielle Verpflichtungen wie fällige Zinsen oder Rückzahlungen gegenüber Kreditgebern (Gläubigern) mit seinen Einnahmen zu decken. Es kann also seine Schulden nicht mehr begleichen. Wann das der Fall ist, wird an der Höhe der Schuldenquote gemessen. Sie bezeichnet in Prozent das Verhältnis von den Schulden eines Landes zu seiner jährlichen wirtschaftlichen Leistung - dem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Ein Rechenbeispiel: Ein Staat hat in einem Jahr 50 Milliarden Euro Schulden angehäuft und ein BIP von 100 Milliarden Euro erwirtschaftet. Um die Schuldenquote zu ermitteln, werden die 50 Milliarden Euro durch die 100 Milliarden Euro geteilt. Heraus kommt ein Wert von 0,50 - das entspricht einer Quote von 50 Prozent. Als Richtwert für eine "besorgniserregende" Schuldenquote gelten 90 Prozent. In der EU sollte der
Schuldenstand eines Mitgliedslandes 60 Prozent des BIP nicht überschreiten. Wird diese Vorgabe nicht eingehalten, kann die europäische Staatengemeinschaft den Verstoß beispielsweise mit Geldbußen ahnden.
Wie kann sich ein Land überhaupt zu hoch verschulden?Staaten müssen oft mehr Geld ausgeben, als sie etwa durch Steuern oder Warenexporte einnehmen. Beispielsweise gerieten Nationen früher zumeist durch Kriege in Verschuldung. Ab dem 19. Jahrhundert nahmen sie vor allem Kredite auf, um sich ihre Industrialisierung - den Ausbau ihrer öffentlichen Infrastruktur mit Eisenbahnen, Häfen oder auch Straßennetze - leisten zu können. Heutzutage steht die Welt vor neuen kostspieligen Herausforderungen: In Zeiten des Klimawandels und die Digitalisierung müssen Staaten verstärkt in ihre sozialen und digitalen Infrastrukturen sowie in umweltschonendere Energie- und Verkehrsanlagen investieren. Hinzu kommen außenpolitische Kosten - sie haben nicht nur für ihre eigene Sicherheit zu sorgen, sondern gegebenenfalls auch finanziellen Auflagen von internationalen Bündnissen wie der Europäischen Union oder der NATO nachzukommen.
Oftmals kann ein Staat das alles nicht aus eigener Tasche zahlen. Er geht dann auf Gläubiger zu, von denen er sich Geld leihen kann: private Anleger:innen, Banken und Unternehmen sowie Kreditgeber im In- und Ausland. An sie verkauft er Wertpapiere (Anleihen), für die er Geld bekommt, oder er nimmt direkt Kredite bei ihnen auf. Gerät ein Land nun in wirtschaftliche und/oder politische Schwierigkeiten, verlieren seine Kreditgeber das Vertrauen in seine Zahlungsfähigkeit. Sie müssen befürchten, ihr geliehenes Geld vielleicht nicht mehr zurückzubekommen. Um sich abzusichern, verlangen sie deshalb für neue Kredite höhere Zinsen. Kann ein Land seine Altschulden schließlich gar nicht mehr zurückzahlen, wird es zahlungsunfähig. Es ist bankrott. Politisch bedingter StaatsbankrottAuch politische Unregelmäßigkeiten können ein Land zahlungsunfähig erscheinen lassen - unabhängig davon, ob es eigentlich in der Lage dazu gewesen wäre, seine Schulden zu begleichen. So kam es in einigen Staaten nach extremen Regierungswechseln und Revolutionen dazu, dass sich die neuen Machthaber weigerten, die unter der alten Führung aufgenommenen Schulden anzuerkennen und zu tilgen. Das geschah beispielsweise 1799 nach der Französischen Revolution oder auch 1917 in Russland, als es sich nach dem Ende des Zarenreiches zu einem kommunistischen Regime formierte.
Welche Folgen kann ein Staatsbankrott für das Land und die Welt haben?
Beispiele für historische Staatspleiten1788 kristallisierte sich heraus, dass der französische König Ludwig XVI. - und... Deutschland verlor 1918 den Ersten Weltkrieg. Zuvor aufgenommene Kredite und die... Bis 1933 war Neufundland ein autonomer nordamerikanischer Staat im Britischen... Nach dem Zweiten Weltkrieg (1945) war Deutschland erneut bankrott. Weil der Diktator... 1998 verfielen aufgrund einer Wirtschaftskrise in Asien die Ölpreise. Darunter litt... Im Jahr 2002 kollabierte in Argentinien das Finanzsystem, weil der Staat mit einer... Griechenland hat sich bislang zwar nicht offiziell für bankrott erklärt, befindet... 2017 ereignete sich mit dem Bankrott Venezuelas die größte Staatsinsolvenz der...
Ukraine-Krieg: Droht nun auch Russland die Insolvenz?Mit dem Angriff auf die Ukraine haben weltweit Nationen Sanktionen gegen Russland verhängt, um dessen Wirtschaft zu schwächen. So sind auf die meisten russischen Güter Embargos verhängt, internationale Unternehmen haben dort ihre Standorte geschlossen, der Handel mit vielen russischen Banken wurde verboten.
Seit ein paar Tagen zeichnet sich ab, dass Russland auf einen Staatsbankrott zusteuern könnte: Erstmals beglich die Regierung in Moskau Schulden bei den USA in Rubel statt in Dollar. In der Wirtschaft gelten Länder, die Auslandsschulden in für sie fremden Währungen wie Euro oder Dollar nicht mehr zahlen können, gemeinhin als bankrott. Wie es wirklich in Russland aussieht oder welche Folgen dessen Pleite hätte, weiß aber niemand so wirklich. Die Sanktionen des Westens bleiben also nicht ohne Folgen. So wird geschätzt, dass die russische Wirtschaftsleistung in 2022 um rund ein Zehntel einbrechen könnte. Im Februar lag die Inflation in Russland bei 9,2 Prozent. Die russische Regierung betont allerdings immer wieder, dass sie nicht pleite sei. Tatsächlich könnte sie trotz aller Sanktionen über hohe Finanzreserven verfügen. Und weil viele Länder der EU noch immer von russischem Öl und Erdgas abhängig sind, kommen täglich Milliardenbeträge dazu.
Mögliche Wege aus der KriseNachdem ein Staat, anders als Unternehmen, bei einem Bankrott nicht einfach aufgelöst werden kann, müssen Lösungswege gefunden werden, um ihn wieder zahlungsfähig zu bekommen. Zumeist sind dafür Verhandlungen zwischen der Regierung des betroffenen Landes und seinen Gläubigern notwendig. Es geht darum, die Schuldenlast auf den Staat zu verringern. So können die fälligen Rückzahlungen etwa verlängert, gestrichen oder auch die Zinsen darauf gesenkt werden. Ein "Notnagel" ist außerdem der Internationale Währungsfonds (IWF): Als Sonderorganisation der Vereinten Nationen kann er Kredite und Finanzhilfen an Länder vergeben, um sie bei Zahlungsschwierigkeiten zu unterstützen. Allerdings müssen betroffene Staaten dafür gewisse Auflagen erfüllen und Konzepte für wirtschaftliche Reformen vorlegen.
"Schuldenbremse" als Schutz vor der Pleite
Passende VideosVeröffentlicht: 13.04.2022 / Autorin: Galileo Noch mehr zum StaunenWas passiert mit meinem Geld bei Staatsbankrott?Dafür wird der deutsche Staat neue Kredite - sprich, neue Schulden - aufnehmen müssen. Oftmals kann ein Staat das alles nicht aus eigener Tasche zahlen. Er geht dann auf Gläubiger zu, von denen er sich Geld leihen kann: private Anleger:innen, Banken und Unternehmen sowie Kreditgeber im In- und Ausland.
Welche Folgen hat eine Staatspleite?Von "Staatsbankrott" (oder auch "Staatsinsolvenz") spricht man, wenn ein Staat seine Schulden nicht mehr bezahlen kann. Die Folge ist dann, dass der Staat seine Aufgaben nicht mehr erfüllen kann. Zum Beispiel kann er die Beamt/innen nicht mehr bezahlen oder auch notwendige Straßenbaumaßnahmen nicht mehr durchführen.
Was passiert wenn der Staat verschuldet ist?Die Folgen der Verschuldung
Wer Schulden macht, muss Zinsen zahlen. Die Bundesrepublik Deutschland und ihre Gebietskörperschaften müssen trotz anhaltendem Niedrigzinsniveau jedes Jahr viele Milliarden Euro Steuergeld für Zinsverpflichtungen aufwenden.
Wie oft gab es in Deutschland einen Staatsbankrott?Schon zweimal war Deutschland bankrott – in den Jahren 1923 und 1948. Nach dem ersten Weltkrieg war die Inflation schuld. Für 1 Billion Mark konnte man gerade ein Brot kaufen. Die Staatsschulden wurden klein gerechnet, indem die Währung im Verhältnis 1 Billion zu 1 Mark umgerechnet wurde.
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