Welches Auto fährt am besten autonom?

02. Oktober 2020 um 14:47 Uhr

Schon im Jahr 2018 testete EuroNCAP einmal "Highway Assist"-Systeme, mit denen man auf der Autobahn teilautonom fahren kann. Nun wurden erneut zehn Modelle mit solchen Systemen untersucht: Audi Q8, BMW 3er, Ford Kuga, Mercedes GLE, Nissan Juke, Peugeot 2008, Renault Clio, Tesla Model 3, VW Passat und Volvo V60.

In zunehmendem Maße nutzen die Autohersteller die installierten Sensorsysteme der Autos zur umfassenden Fahrerunterstützung und ebnen damit den Weg zum . Ein Paradebeispiel ist der Autobahnassistent (Highway Assist). Er hält das eingestellte Tempo, den Abstand zum Vordermann und sorgt dafür, dass das Auto in der Mitte der Spur bleibt. Dazu werden der Abstandstempomat (Adaptive Cruise Control, ACC) mit dem Spurhalteassistenten kombiniert. Der Fahrer muss trotzdem aufmerksam hinter dem Lenkrad sitzen, denn die Systeme sind nicht fehlerfrei.

Das gegenüber der Testkampagne von 2018 verbesserte Bewertungsschema konzentriert sich auf zwei Bereiche: Die Kategorie Assistance Competence bewertet das Maß der gewährten Unterstützung - aber auch, ob das System den Fahrer wachsam hält. Safety Backup steht für das Verhalten des Systems in kritischen Situationen. Das Ergebnis wird in den vier Bewertungsstufen "entry" (Einsteigersystem), "mittelmäßig" (moderate), "gut" und "sehr gut" zusammengefasst.

Drei Premium-Autos - Mercedes GLE, BMW 3er und Audi Q8 - wurden mit "sehr gut" bewertet. Sie bieten ein hohes Maß an Unterstützung, motivieren den Fahrer aber zur Kontrolle. Sie bieten auch ein gutes Backup-System zur Unfallvermeidung und reagieren angemessen, wenn der Fahrer zum Beispiel ohnmächtig wird.

Die B-Segment-Fahrzeuge Renault Clio und Peugeot 2008 erhielten beide die Bewertung Entry. Ihnen fehlt die Ausgereiftheit der besseren Systeme, bieten nur ein bescheidenes Maß an Unterstützung und stellen sicher, dass der Fahrer sich nicht von der Fahraufgabe abwendet.

Die Vorreiterrolle von Tesla beim Autonomen Fahren spiegelt sich in den Bestnoten des Model 3 für Assistenz und Safety Backup wider. Sein "Autopilot"-System trägt jedoch nur wenig dazu bei, den Fahrer aufmerksam zu halten. Das Model 3 vermittelt den Eindruck, dass das Auto selbst fährt, das System ist eher autoritär als kooperativ. So wird der Tesla nur mit "mittelmäßig" bewertet. Positiv zu vermerken ist, dass Tesla Over-the-Air-Updates anbietet und das System so leicht verbessern kann - und das auch tut, wie sich in den letzten Jahren gezeigt hat.

Mehr zum teilautonomen Fahren:

VW Passat, Nissan Juke und Volvo V60 erhielten ebenfalls die Note "mittelmäßig". Insbesondere der Volvo, der bereits seit einigen Jahren auf dem Markt ist, zeigt, dass der technische Fortschritt bei den Assistenzsystemen häufige Aktualisierungen erfordert, um mithalten zu können. Der Ford Kuga schließlich erhielt die Note "gut". Das zeigt, dass gute Systeme auch in günstigeren Fahrzeugen angeboten werden.

Bildergalerie: EuroNCAP-Test Highway-Assist-Systeme (2020)

Stefan Leichsenring

Inzwischen verboten: Uber-Fahrt ohne Hand am Steuer im Dezember in San Francisco

Inzwischen verboten: Uber-Fahrt ohne Hand am Steuer im Dezember in San Francisco

Foto: Eric Risberg/ AP

Uber - alle 0,67 Meilen ein Eingriff

Vor Gericht sind die beiden Firmen enge Rivalen um das Mobilitätsgeschäft der Zukunft. Google wirft dem Fahrdienst Uber vor, nicht nur den eigenen Roboterautopionier Anthony Levandowski mit dessen Firma Otto angeworben zu haben, sondern auch Google-Patente zu verletzen.

Doch wenn es nach Fahrpraxis geht, hat Google zumindest von Uber wenig zu befürchten. Laut "Buzzfeed"  zeigen interne Berichte aus Straßenversuchen in Arizona, dass die Uber-Fahrer im Schnitt einmal pro Kilometer doch ins Steuer greifen müssen. Alle zwei Meilen (3,2 Kilometer) gebe es eine "schlechte Erfahrung" - und das war noch vor dem Unfall, der das ganze Experiment stoppte.

Insgesamt bewerten die Uber-Leute den Stand ihrer Entwicklung schon zuvor als "not great". Immerhin mache man aber große Fortschritte. Noch Ende 2016 war die Firma, die in Pittsburgh bereits Kunden in selbstfahrenden Autos (mit Fahrer für den Notfall) chauffieren lässt, von kalifornischen Straßen verbannt worden, nachdem eines ihrer Testfahrzeuge - die Uber gar nicht erst angemeldet hatte - in San Francisco eine rote Ampel überfahren hatte.

Aus dem größten Laboratorium der Autoindustrie ist Uber damit heraus. Andere Hersteller tummeln sich in Kalifornien. Die dortigen Behörden veröffentlichen auch Daten  über Eingriffe, die zeigen, wie autonom die autonomen Autos wirklich sind. Die Statistik legt nahe, dass auch einige große Namen der Autobranche noch viel Arbeit vor sich haben

Boschs Testwagen bewegen sich noch längst nicht souverän

Nicht lange stillhalten:
Bosch-Test (auf der deutschen A81)

Nicht lange stillhalten: Bosch-Test (auf der deutschen A81)

Foto: DPA

Bosch - alle 0,68 Meilen ein Eingriff

Nicht besser als Uber steht nach dem kalifornischen Bericht der deutsche Zulieferer Bosch da. Insgesamt drei Fahrzeuge auf Straßen des Staats fuhren im vergangenen Jahr 983 Meilen, die Fahrer korrigierten die Software aber 1442-mal. Im Schnitt mussten die Fahrer also 0,68 Meilen ans Lenkrad greifen - keine berauschende Bilanz.

Immerhin fühlt sich der Zulieferer stark genug, sich der Konkurrenz in Kalifornien zu stellen. Volkswagen hat zwar einen Bericht eingereicht, demzufolge aber keine einzige Meile Erfahrung im Jahr 2016 gesammelt wurde.

Mercedes: In Kalifornien nicht wirklich sattelfest

Zukunftsvision: Autonome Designstudie Mercedes F015

Zukunftsvision: Autonome Designstudie Mercedes F015

Foto: Daimler

Mercedes - alle 2 Meilen ein Eingriff

Der Daimler-Konzern macht zwar Furore mit dem Thema autonomes Fahren: So ließ sich Konzernchef Dieter Zetsche schon einmal von einer S-Klasse auf die Bühne fahren, geriert sich als Star des Innovationsfestes SXSW und zeigt mit Studien wie F015, wie die selbstfahrende Zukunft aussieht.

Auf Kaliforniens Straßen zumindest ist die bisherige Bilanz des einzigen 2016 dort auf 673 Meilen getesteten Mercedes-Benz bescheiden: Im Schnitt alle 2 Meilen mussten die Testfahrer ran.

Tesla kommt in Kalifornien nur auf 550 autonom gefahrene Meilen

Nicht nur Imageschaden: Tesla nach Autopilot-Unfall in Florida im Mai 2016

Nicht nur Imageschaden: Tesla nach Autopilot-Unfall in Florida im Mai 2016

Foto: DPA

Tesla - alle 3 Meilen ein Eingriff

Für den Elektroautohersteller Tesla geht es bei dem Thema besonders viel. Zum einen ist Elon Musks Firma in Kalifornien zu Hause. Zum anderen bereitet das Thema "Autopilot" dem innovativen Image die meisten Probleme, nicht zuletzt nach Unfällen in den USA und Deutschland Ende 2016.

Die Bezeichnung "Autopilot" für die standardmäßigen Assistenzsysteme, mit großem Trara vermarktet, gilt als irreführend. Tesla möchte trotzdem zu den ersten gehören, die echte Roboterautos auf den Markt bringen. Die eigenen Versuche dazu sprechen von einer bescheidenen Bilanz.

Zumindest in Kalifornien waren nur vier autonome Teslas unterwegs, hauptsächlich im Oktober 2016, und spulten 550 Meilen ab, bei denen die Fahrer 182-mal eingreifen mussten. Die eigentlichen Testpiloten sind aber auch die Tesla-Kunden, deren "Autopilot"-Daten von der Firma gesammelt werden. So hofft Musk den technischen Vorsprung anderer noch aufzuholen.

Fußgänger bremsen Delphi-Roboterauto aus

Drive drive drive: Audi Q5 im Delphi-Versuch

Drive drive drive: Audi Q5 im Delphi-Versuch

Foto: AP

Delphi - alle 17,6 Meilen ein Eingriff

Der amerikanische Zulieferer Delphi wirbt zwar gerne mal mit aufsehenerregenden Aktionen seiner selbstfahrenden Testwagen. So fuhr ein von Delphi umgerüsteter AudiTestwagen im April 2015 öffentlichkeitswirksam von der West- zur Ostküste. Bei der 5500 Kilometer langen Reise soll der Testwagen "zu beinahe 99 Prozent" im Selbstfahr-Modus gefahren sein, behaupteten stolze Delphi-Ingenieure damals.

Auf Testfahrten mit zwei umgerüsteten Audis auf den Straßen Kaliforniens, die offenbar häufiger durch städtische Gebiete führen, zeigte sich jedoch ein anderes Bild: Insgesamt 3100 Meilen legten die Delphi-Audis von Dezember 2015 bis November 2016 im Selbstfahrmodus zurück. Doch dabei mussten die Delphi-Testfahrer selbst im Schnitt alle 17,6 Meilen die Kontrolle über das Auto übernehmen, verraten die Daten der kalifornischen Zulassungsbehörden . Der Hauptgrund für die Eingriffe: "heavy pedestrian traffic", also größere Mengen an Fußgängern auf den Straßen.

General Motors: Polarbear, Penguin und Wombat lernen schnell

Steile Lernkurve: Chevrolet Bolt

Steile Lernkurve: Chevrolet Bolt

Foto: GM

General Motors - alle 54 Meilen ein Eingriff

Unter den etablierten Herstellern sammelt General Motors besonders viel Erfahrungen. Mit niedlichen Kosenamen wie Polarbear, Penguin oder Wombat sind 20 Elektrowagen des neuen Modells Chevrolet Bolt in Kalifornien unterwegs - und zusätzlich fünf Leaf-Wagen des Konkurrenten Nissan, respektvoll Storm oder Gargoyle genannt.

Seit August hat GM die Laufleistung im autonomen Betrieb erheblich gesteigert. So kamen übers Gesamtjahr 9776 Meilen zusammen. Die sinkende Zahl der Eingriffe zeugt von einer steilen Lernkurve.

Wettbewerber Ford ist ebenfalls im autonomen Fahren exponiert, aber vor allem mit einem eigenen Testgelände in der Heimat Michigan. In Kalifornien gab es nur eine einzige Testfahrt auf der Autobahn. Die brachte immerhin nur drei Eingriffe auf 590 Meilen, also alle 197 Meilen.

BMW: Nur ein einziger Eingriff auf fast 1000 Kilometern notwendig

Macht Kalifornien klar: BMW in Los Angeles

Macht Kalifornien klar: BMW in Los Angeles

Foto: AP

BMW - alle 638 Meilen ein Eingriff

Unter den deutschen Herstellern kann BMW sich rühmen. Die Firma sammelte in Kalifornien zwar nur 638 Meilen Erfahrung. Dafür war aber auch nur ein einziger Eingriff auf dem Highway 101 nötig.

"Die Spurmarkierung war nicht deutlich genug für das System, um die Spur zu finden", lautet die banale Erklärung.

Google: Sticht bei Zuverlässigkeit und gefahrenen Meilen alle anderen aus

Erfolgsmodell: Chrysler Pacifica soll als Waymo-Wagen noch 2017 kommerziellen Betrieb aufnehmen

Erfolgsmodell: Chrysler Pacifica soll als Waymo-Wagen noch 2017 kommerziellen Betrieb aufnehmen

Foto: FCA

Google - alle 5128 Meilen ein Eingriff

Der unbestrittene Star der Roboterautoindustrie ist Google. Satte 636.000 Meilen spulten die autonomen Fahrzeuge der Tochter Waymo 2016 ab - und das waren nur die auf öffentlichen Straßen, zumeist in und um Mountain View.

Da die Tester nur 124-mal eingreifen mussten, sind die Autos tatsächlich weitgehend autonom unterwegs. Partner Fiat setzt sich also durch die Allianz an die Spitze der Technik.

Etwas Understatement können sich die Anti-Uber-Kläger auch noch leisten: Es sei gar nicht das Ziel im Testbetrieb, die Zahl der Eingriffe zu vermindern. "Vielmehr geht es darum, möglichst viele Daten zu sammeln, um das System zu verbessern." Da scheint Google schon ziemlich weit zu sein.

Welches Auto hat das beste autonome Fahren?

BMW iX wird Flaggschiff des autonomen Fahrens BMW hat aktuell rund 40 Fahrerassistenzfunktionen am Markt. Die dahingehend umfangreichste Serienausstattung weist der BMW iX auf.

Wer hat den besten Autopiloten?

Dezember 2021 | Tobias Stahl BMW GroupDer BMW iX3 ist der Gewinner im Assistenzsystem-Check von Euro NCAP. Die Crashtest-Experten von Euro NCAP haben die Fahrassistenzen von neuen Autos getestet. Ein BMW landet auf dem ersten Platz.

Welches Auto darf autonom fahren?

Erster Schritt zum autonomen Fahren Mercedes erfüllt damit als erster Hersteller weltweit die Bedingungen für eine so genannte "Level-3-Zertifizierung", also für Fahrzeuge, die hochautomatisiert fahren und dem Fahrer erlauben, sich vom Verkehr zeitweise abzuwenden.

Welches Auto fährt von alleine?

Neben Tesla und Toyota entwickeln noch andere Unternehmen weltweit autonome Fahrzeuge. Das Unternehmen Waymo, eine Google-Tochter aus den USA, entwickelte das Google Car. Dieses selbstfahrende Auto ist auch schon ohne Fahrer als Robo-Taxi in Arizona testweise im Einsatz.