Welches Rentier ist der Liebling vom Weihnachtsmann?

Bei Bäuerin Salomé Fürst

Fast wie beim Weihnachtsmann im hohen Norden: Salome Fürst hält in Dachsen ZH eine kleine Rentierherde. Die Tiere einen Schlitten ziehen lassen würde sie aber nie.

Text Simon Koechlin

Fotos Julius Hatt

08 12 2022 Salomé Fürst verfüttert den Rentieren in ihrem Stall  die Lieblingsspeise Flechten. Fürst lässt die Flechten  Kartonschachtelweise aus Finnland kommen. 

Salomé Fürst verfüttert den Rentieren in ihrem Stall  die Lieblingsspeise Flechten. Fürst lässt die Flechten  kartonschachtelweise aus Finnland kommen.

«Keine Angst, sie machen nichts – aber sie lieben Schuhbändel», sagt ­Salome Fürst und lacht. Dann öffnet die 24-Jährige die schwere Holztür und tritt in den Unterstand, der auf ­einer der Wiesen des Mühlebachhofs in Dachsen ZH steht. Und da kommen sie schon, die Gehilfen des Weihnachtsmannes: 19 neugierige Rentiere wollen wissen, ob ihre Chefin etwas Feines für sie mitgebracht hat.

Vorerst belässt es Fürst dabei, das eine oder andere Tier zu kraulen. Die Tiere sind kleiner, als man sie sich vielleicht vorstellen würde: Die meisten reichen der gross gewachsenen Frau gerade einmal bis zur Hüfte. Und ein Geweih tragen nur einige. Das liegt an der Jahreszeit: Bei Rentieren haben zwar sowohl Männchen als auch Weibchen ein Geweih, aber die Männchen werfen ihres schon im Herbst ab. «Die Weibchen hingegen behalten es länger, wahrscheinlich, um die Jungtiere zu beschützen», erklärt Fürst.

Bei Rentieren haben zwar sowohl Männchen als auch Weibchen ein Geweih, aber die Männchen werfen ihres schon im Herbst ab, folglich haben jetzt nur noch die Weibchen eines. 

Bei Rentieren haben zwar sowohl Männchen als auch Weibchen ein Geweih, aber die Männchen werfen ihres schon im Herbst ab, folglich haben jetzt nur noch die Weibchen eines. 

Eigentlich wollte sie Rothirsche

Wobei: Die drei Jungtiere dieses Sommers in Fürsts Herde scheinen nicht mehr viel Mutterschutz zu suchen. Eins drängt sich frech an den Journalisten, inspiziert dessen Schuhe und beginnt tatsächlich an den Schuhbändeln zu kauen. Ein älteres Tier wiederum hat es auf die lederne Umhängetasche des Schreibenden abge­sehen. Mit Inbrunst schleckt es von ­deren Oberfläche eine Portion Salz – oder was auch immer sich im Lauf der Jahre dort angesammelt hat.

Mit dieser Neugierde, gepaart mit einem ruhigen Wesen, haben die Rentiere vor ungefähr fünf Jahren Fürsts Herz erobert. Nachdem sie die Lehre als Landwirtin ab­geschlossen hatte, absolvierte sie eine Hirschhaltungsweiterbildung. «Ursprünglich wollte ich Rothirsche halten, aber bei einem Praktikum auf einem Rentierhof verliebte ich mich in diese Tiere.» Sie konnte einige Rentiere von einem Hof im Kanton Bern übernehmen – ein ­Import aus dem Ausland ist aufgrund veterinärmedizinischer Vorschriften praktisch unmöglich.

Heu und Gras sind die Hauptspeise der Rentieren. Dazu kommen pro Tier und Tag un­gefähr 1,6 Kilogramm Kraftfutter.

Heu und Gras sind die Hauptspeise der Rentiere. Dazu kommen pro Tier und Tag un­gefähr 1,6 Kilogramm Kraftfutter.

Leibspeise Flechten

Letzteres ist einer der Gründe, weshalb in der Schweiz laut Fürst, die inzwischen auch eine Zusatzaus­bildung als ­Agrotechnikerin HF ab­geschlossen hat, neben einigen Zoos nur drei private Betriebe Rentiere halten. Ein anderer Grund sind die Ansprüche der Tiere. Zwar machen ihnen weder Kälte noch Wärme etwas aus – «die legen sich im Sommer bei 30 Grad in die Sonne», sagt Fürst. Aber Morast und Nässe mögen die Tundratiere nicht, und ihre Mägen sind ausgemachte Sensi­belchen. «Man sieht es Rentieren nicht an, wenn sie falsch ernährt werden – bis sie umkippen.» 

In der Schweiz gibt es nur drei Bauernbetriebe, die Rentiere halten.  Der Hof von Salomé Fürst aus Dachsen ZH ist einer von ihnen. 

In der Schweiz gibt es nur drei Bauernbetriebe, die Rentiere halten. Der Hof von Salomé Fürst aus Dachsen ZH ist einer von ihnen. 

Fürsts Rentiere fressen das Gras auf der Wiese. Aber das reiche ihnen nicht, um satt zu werden. Im Unterstand steht deshalb rund um die Uhr Heu bereit. Und pro Tier un­gefähr 1,6 Kilogramm Kraftfutter täglich. Und dann sind da noch die Flechten: Kartonschachtelweise lässt Fürst diese Lieblingsspeise der ­Rentiere aus Finnland kommen. Nun holt sie ein Stück davon, um die Tiere für den Fotografen aus dem Unterstand auf die Wiese zu locken. Sofort entsteht ein Gedränge: Der Leitstier drängt sich vor und holt sich resolut seinen Brocken, aber alle anderen versuchen ihr Glück fast ebenso stürmisch. Teilweise muss Fürst aufpassen, dass sie nicht das Gleichgewicht verliert. Aber dank der Bestechung kriegt der ­Fotograf seine Bilder.

Die Hufe der Rentiere sind breit und dank einer Spannhaut weit spreizbar, die Afterklauen sind ebenfalls gut ausgebildet: Dies ermöglicht den Tieren einen sicheren Tritt.

Die Hufe der Rentiere sind breit und dank einer Spannhaut weit spreizbar, die Afterklauen sind ebenfalls gut ausgebildet: Dies ermöglicht den Tieren einen sicheren Tritt.

Fotoshootings und Trekkings

Und vielleicht auch, weil die Rentiere das Posieren aus dem Effeff kennen. Einer ihrer Jobs auf dem Hof ist es nämlich, bei Fotoshootings mitzuwirken. Das Angebot werde oft von Familien in ­Anspruch genommen, die ein spezielles Bild für ihre Weihnachtskärtchen suchten, so Fürst. Das andere Rentierangebot sind Trekkings. Gruppen oder Familien können von August bis März mit einigen der Rentiere eine einstündige geführte Wanderung unternehmen. Die restlichen Monate des Jahres sind der Brunft und Jungtierzeit der Rentiere vorbehalten.

Die Angebote sind beliebt. Trotzdem seien die Rentiere eine finan­zielle Nullrunde. «Die fressen so viel, dass es sich kaum rentiert», sagt Fürst. Aber sie lacht dabei. Das ­seien ihr ihre Lieblinge wert.  

Salomé Fürst Fürst hält auf dem Hof ihrer Eltern im Zürcher Weinland 19 Rentiere, Ende Jahr wird sie den Betrieb übernehmen. 

Salomé Fürst hält auf dem Hof ihrer Eltern im Zürcher Weinland 19 Rentiere. Ende Jahr wird sie den Betrieb übernehmen. 

Nun aber muss sie los. Es gibt noch viel zu tun. Nicht weil Salome Fürst mit ihren Rentieren Weihnachtsgeschenke verteilen müsste. Vor einen Wagen spannen würde sie die Tiere nämlich nie, das finde sie «nicht tiergerecht». Nein, auf die junge Frau wartet jede Menge Papierkram: Auf Ende Jahr übernimmt sie den Hof ihrer Eltern. 

Auch in Rentier-Stimmung?

Wie heißen die 3 Rentiere vom Weihnachtsmann?

Der Sage nach fliegt der Weihnachtsmann mit einem Schlitten durch die Luft, der von neun Rentieren gezogen wird. Die Rentiere heißen: Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitz und natürlich Rudolph.

Wie heißt das erste Rentier?

Und das hat durchaus seinen Grund. Die Urheberschaft der Verse, in denen die Namen der ursprünglichen acht Rentiere (Rudolph kam erst später hinzu) zum ersten Mal genannt werden, ist bis heute umstritten. „A Visit from St. Nicholas“ erschien 1823 nämlich anonym.

Ist Rudolf das Rentier männlich oder weiblich?

Beschränken wir uns also auf den. Dem Namen nach ist er ein Rentiermännchen.

Wie heißt das berühmte Rentier?

Rentier Rudolph ist fester Bestandteil der Weihnachtszeit geworden – taucht es doch in Filmen, Büchern und auf Postkarten auf. Warum gerade ein Rentier den Schlitten des Weihnachtsmannes zieht und wie es zu seiner leuchtend roten Nase gekommen ist.