Wie kann man sich am einfachsten das leben nehmen

Du trägst Dich mit dem Gedanken Deinem Leben ein Ende zu setzen. Das kann ich gut verstehen! Wenn man so leidet wie Du es gerade tust, ist es völlig normal so zu empfinden. Wenn nichts mehr geht und ein einziger Gedanke Dich bestimmt…

Ich werde das nicht bewerten und Dir sagen, dass dieser Gedanke falsch oder verboten ist. Er ist ein Teil von Dir und scheint Dir im Moment eine Lösung aufzuzeigen.

Ich bitte Dich jedoch, für einige Minuten innezuhalten und mir zu folgen.

Zweimal in meinem Leben ging es mir ähnlich wie Dir jetzt. Ich weiß, was es bedeutet, nicht mehr leben zu wollen. Das alles ist sehr schwer auszuhalten! Ich war wie Du verzweifelt, verstehe also gut, was gerade in Dir vorgeht.

Viele Gründe können dazu führen, dass wir Menschen in seelische Krisen geraten. Und Suizidgedanken sind eine Reaktion auf bedrohliche Krisen. Du bist weder verrückt, noch bist Du schwach oder egoistisch, weil Du daran denkst, Dir das Leben zu nehmen. Die Gedanken an den Tod als Ausweg kommen über uns, wenn wir das Gefühl haben, mit unseren Kräften am Ende zu sein und glauben, das Leid nicht mehr ertragen zu können.

Ich frage mich, was Dir bisher geholfen hat, das alles auszuhalten? Was hat Dir die Kraft gegeben, diese Seite aufzurufen?

Offenbar gibt es auch einen Teil in Dir, der noch nicht so ganz überzeugt ist, dass Suizid die einzige, die letzte und die nicht mehr rückgängig zu machende Lösung Deiner Probleme ist. Einen Teil, der Dir geholfen hat, zu (über-)leben.

Das freut mich! Ich finde es schön, dass Du noch bei mir bist und Anteil an meinen Gedanken nimmst.

Oft wissen Menschen, denen es so geht wie Dir, nicht, ob sie  leben oder sterben wollen. Sie sind gefühlsmäßig hin- und hergerissen zwischen widerstrebenden Gefühlen, zwischen leben und sterben wollen. Das ist schwer auszuhalten, aber eine völlig normale Reaktion.

Vielleicht möchtest Du ja gar nicht so sehr Deinem Leben ein Ende setzen. Ist es nicht eher Dein Wunsch, eine Lösung für Deine Probleme zu finden? Anders gesagt: Wäre es möglich weiterzuleben, wenn Du einen anderen Ausweg aus Deiner Situation finden würdest? Die Hoffnung auf ein Weiterleben ohne den Schmerz, die Sorgen, den Stress, die Angst oder was auch immer dich quält?

Heute sehe ich, dass ich mir das Leben nehmen wollte, um meinen Problemen ein Ende zu setzen.  Ich bin froh, dass ich mir damals die Zeit genommen und mir dadurch die Chance gegeben habe, Alternativen zu finden. Ich habe mir gedacht: Umbringen kannst Du Dich immer noch, da kommt es auf die Stunde/den Tag/die Woche nicht an…

Vielleicht kannst auch Du Dir noch ein wenig Bedenkzeit nehmen, um nach einem anderen Weg aus der Krise zu suchen. Mir hat es damals geholfen, mich anderen mitzuteilen – obwohl mir das nicht leicht gefallen ist. Mit wem kannst Du sprechen: Mit einem guten Freund, einer guten Freundin, jemandem aus Deiner Familie oder mit einem „Fachmann“/einer „Fachfrau“?

Ich bin der Überzeugung, dass Du dadurch Zugang zu Kraftreserven bekommen wirst, die Dir im Moment noch nicht zur Verfügung stehen.  Denn wenn man seine Gedanken mit anderen Menschen teilt, verlieren sie an Bedrohlichkeit und werden klarer. Häufig lässt durch ein offenes Gespräch der innere Druck nach und manchmal eröffnet die Sicht des anderen eine ganz neue Perspektive …

Vielen Dank, dass Du mir bis hierhin gefolgt bist. Ich wünsche mir, dass Du Dir nun noch die Zeit nimmst, Dich in Ruhe mit den Hilfsangeboten auseinanderzusetzen, die Du auf dieser Seite findest.

Beachten Sie bitte, dass ein Merkmal alleine noch kein Hinweis auf Suizidabsichten sein muss. Je mehr solche Signale erkennbar sind, desto wichtiger ist es, die betroffene Person anzusprechen und professionelle Hilfe beizuziehen.  

  • Über Suizid sprechen/Todeswunsch äussern
    Typische Sätze sind: «Ich wäre besser nie geboren.», «Ohne mich wärt ihr alle besser dran.», «Falls wir uns nochmals sehen ...», «Ich wünschte, ich wäre nicht mehr da.», «So kann ich nicht mehr leben.». Es stimmt nicht, dass Menschen, die über Suizid sprechen, sich nichts antun. Im Gegenteil; es handelt sich dabei oft um einen Hilferuf. Nicht immer steht hinter diesen Sätzen eine Suizidabsicht. Sie sind aber deutliche Hinweise, dass irgend etwas nicht im Gleichgewicht ist.

  • Rückzug von Freunden und gewohnten Aktivitäten
    Dinge, die bisher wichtig waren, nicht mehr beachten. Den Kontakt zu Freunden und Bekannten vernachlässigen. Körperkontakt ausweichen. Menschen in einer suizidalen Krise fühlen sich häufig alleine und isoliert. Sätze wie «Ich bin für niemanden wichtig.», «Keiner interessiert sich für mich.», können Ausdruck davon sein.
     
  • Aufräumen, Verschenken von Dingen
    Testament aufsetzen, Familienangelegenheiten klären, persönliche Gegenstände weggeben/verschenken.
     
  • Abschied nehmen 
    Unerwartete Besuche oder Anrufe verbunden mit Äusserungen, die darauf hindeuten, dass man sich vielleicht nicht mehr wiedersieht. Abschiedsbriefe verfassen.
     
  • Beschäftigung mit dem Thema Tod und Sterben
    Gedichte oder Texte schreiben, Bilder malen, Bücher und Webseiten lesen. Musik zum Thema hören.
     
  • Nach Sterbemethoden und -mitteln suchen 
    Beschäftigung mit Fragen wie: «Welches sind sichere Suizidmethoden?», «Welches sind schmerzlose Selbstmordvarianten?», «Wie komme ich an Mitteln heran, um mich selbst zu töten?»
     
  • Hoffnungslosigkeit 
    Sätze wie: «Das wird nie mehr gut.», «Das ändert sich sowieso nicht.», «Ich lerne das nie.», «Ich werde das nie können.», «Da kann man einfach nichts machen.»
     
  • Grosse Selbstkritik, geringe Selbstachtung, starke Kränkung
    Suizidale Menschen empfinden sich oft als wert- oder nutzlos und haben Schuld- und Schamgefühle. Äusserungen wie «Ich nütze ja sowieso niemandem was.», «Ohne mich ginge alles besser.», «Was ich auch anfange, es kommt schief raus.», «Es ist alles meine Schuld.» können für solche Gefühle und Gedanken stehen.
     
  • Riskantes Verhalten 
    Zunehmend riskantes Verhalten: z.B. erhöhter Konsum von Alkohol oder anderen Suchtmitteln, gefährliche Freizeitaktivitäten, ungeschützter Geschlechtsverkehr, unvorsichtiges Fahren. Selbstschädigendes Verhalten wie Ritzen, Brennen, Haare ausreissen usw. weist in der Regel nicht auf eine Suizidabsicht hin, es sei denn, die Verletzungen seien die direkte Folge eines Suizidversuches.
     
  • Veränderungen im Verhalten
    Extreme Stimmungsschwankungen, Persönlichkeitsveränderungen (z.B. von angepasst zu rebellisch oder von gesprächsfreudig/offen zu zurückhaltend/still).
     
  • Körperliche Veränderungen 
    Vernachlässigung der Pflege des Äusseren und der Körperhygiene (weniger Duschen/Haarewaschen). Veränderte Schlafmuster, Schwächegefühle, verminderter Sexualtrieb sowie verändertes Essverhalten und Körpergewicht.
     
  • Plötzliche Ruhe und Gelöstheit 
    Wenn jemand nach einer Phase von grosser Niedergeschlagenheit und Leiden plötzlich ganz ruhig, zufrieden und gelöst wirkt, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass sich die Person dafür entschieden hat, sich das Leben zu nehmen.