Wo ist die hohe tatra am schönsten

Die Hohe Tatra ist so etwas wie der Bonsai unter den europäischen Hochgebirgen. Über 2.000 Meter hohe Gipfel und schroffe Felstürme, schuttgefüllte Kare, Hochweiden und von Gletschern geformte Täler – all das würde auch in den Alpen nicht fehl am Platz wirken. Aber diese wilde Bergwelt zwischen Polen und der Slowakei ist auf ein Miniaturformat zusammengeschrumpft. Gerade einmal 27 Kilometer misst der Hauptkamm des Gebirges von West nach Ost. Nicht umsonst wird die Hohe Tatra daher auch das „kleinste Hochgebirge der Welt“ genannt.

Ich war 2019 das erste Mal in der Hohen Tatra in Polen und direkt angefixt: Die Landschaftspanoramen stehen bekannten Wandergebieten wie den Dolomiten oder Tirol in nichts nach, die Wege sind teilweise abenteuerlich steil, die Anreise von Deutschland ist erfreulich unkompliziert. Und alles ist billiger. Mit anderen Worten: Der perfekte Ort für alle, die nach einer spannenden Alternative abseits der ausgetretenen Pfade suchen.

Von Zakopane in die Hohe Tatra

Als idealer Ausgangspunkt für erste Entdeckungstouren bietet sich der beliebte Ferienort Zakopane auf der polnischen Seite der Tatra an. Das Städtchen ist nur knapp 2,5 Stunden von Krakau entfernt und liegt quasi direkt im Herzen der Hohen Tatra. Viele Wanderwege sind von hier aus zu Fuß oder mit einer kurzen Busfahrt erreichbar.    

Ich hab unlängst mal wieder ein paar Tage in Zakopane verbracht, um meine Erkundung der Hohen Tatra fortzusetzen. Auch wenn ich längst nicht alle Wege auf der polnischen Seite kenne (geschweige denn in der Slowakei), habe ich inzwischen doch einen ganz guten Überblick der Region. Und genau deshalb möchte ich hier mal drei schöne Wanderungen für Tatra-Neulinge vorstellen, die in Zakopane starten.

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Das erwartet dich beim Wandern in der Hohen Tatra

Die Hohe Tatra zählt zu den Karpaten und ist der höchste Teil dieses wilden Gebirgszuges, der sich wie ein Halbmond durch Mittel- und Osteuropa zieht. Mehrere hundert Gipfel der Tatra überschreiten die 2.000-Meter-Marke, darunter auch der Rysy, mit 2.499 Metern der höchste Berg Polens. Zwei Drittel des Gebirges fallen auf die Slowakei, das kleinere Drittel auf Polen. Der Hauptkamm der Hohen Tatra markiert gleichzeitig die Grenze zwischen den beiden Staaten.

Wer sich die Hohe Tatra auf der Karte anschaut, erwartet im ersten Moment vielleicht ein Mittelgebirge – lass dich davon nicht täuschen. Es ist durch und durch ein Hochgebirge mit ausgeprägt alpinem Charakter. In den Tälern warten zwar auch einige familienfreundliche Wanderungen auf den Besucher. Die Mehrzahl der Bergwege ist aber schroff, felsig und häufig auch recht steil. Bedeutet: Der ideale Spielplatz für den vielzitierten „erfahrenen Gebirgswanderer“.

Hochgebirge im Miniaturformat

Landschaftlich ist die Hohe Tatra äußerst reizvoll und von starken Kontrasten geprägt. Bis auf 1.500 Meter wachsen dichte Nadelwälder in den sanft geschwungenen Gletschertälern. Darüber schließen ausgedehnte Heide- und Buschlandschaften mit zahlreichen Gebirgsseen an, die wie blaue Farbtupfer zwischen den Grün- und Brauntönen wirken. Scharfgezackte Gipfel und Grate erheben sich schwindelerregend steil über den Tälern und bilden den perfekten Kontrapunkt. Das Gesamtbild ist eine Gebirgswelt, die zwar klein, aber in sich geschlossen und harmonisch nahezu formvollendet ist.

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Was mir an der Hohen Tatra besonders gut gefällt: Das Gebirge ist sehr kompakt und das erstreckt sich auch auf die Vegetationszonen. Die Baumgrenze liegt ein gutes Stück niedriger als in den Alpen – damit gelangt man recht flott in freies Gelände und kann ungestört die Ausblicke genießen. Auch mit vergleichsweise wenig Höhenmetern erwarten dich in der Hohen Tatra Traumaussichten wie diese:

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Karte und Wanderführer für die Hohe Tatra

Meine Empfehlung: Rother Wanderführer Hohe Tatra

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Der Wanderführer aus dem Rother-Verlag* ist einer der wenigen deutschsprachigen Wanderführer für die Hohe Tatra und enthält 50 ausgewählte Touren im polnischen und slowakischen Teil des Gebirges.

Das Buch ist sicher nicht perfekt. Einige schöne und beliebte Wanderungen fehlen komplett, z.B. der Czerwone-Grat, andererseits sind viele Touren nur verschiedene Varianten der selben Wanderung. Für einen ersten Überblick ist der Führer dennoch sehr hilfreich.

Zusammen mit einer guten Wanderkarte für die Hohe Tatra* steht deinem Abenteuer in den Karpaten mit diesem Wanderführer nichts mehr im Weg!

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Als Wanderkarte kann ich die Kompass-Karte im Maßstab 1:50.000* empfehlen, die das gesamte Gebirge abdeckt. Leider sind auf dieser Karte die zu erwartenden Schwierigkeiten nicht immer konsequent abgebildet. Besorg dir daher unbedingt vor Ort zusätzlich die Karte „Tatry Polskie – Schematy szlaków turystycznych“ aus dem Gauss-Verlag. In dem Karten-Set sind alle Wege mit dem jeweiligen Schwierigkeitsgrad dargestellt. Kostenpunkt: Knapp 4 Euro, die Karte ist in allen Souvenirshops in Zakopane erhältlich.

Für Mehrtagestouren in der Hohen Tatra gibt es noch einen Tatra-Wanderführer* aus der bekannten Outdoor-Reihe des Conrad-Stein-Verlags. Außerdem noch einen englischsprachgigen Guide Walking in the High Tatras* aus dem Cicerone-Verlag.

Zakopane: Der ideale Startpunkt für Wanderungen in der Hohen Tatra

Wie erwähnt ist Zakopane ein guter Ausgangspunkt, um den polnischen Teil der Hohen Tatra zu erkunden. Die 27.000-Seelen Gemeinde wird inoffiziell als „Hauptstadt der Tatra“ bezeichnet und ist vor allem zur Skisaison einer der beliebtesten Ferienorte in Polen. Auch im Sommer ist Zakopane eine ziemlich trubelige Mischung aus Tradition und Moderne. Ruhe und Abgeschiedenheit wirst du hier eher nicht finden. Dafür zahlreiche gute Restaurants mit Live-Musik an der belebten Flaniermeile Krupówki und Übernachtungsmöglichkeiten für jedes Preisniveau.

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Anreise nach Zakopane

Aus Deutschland reist du am schnellsten über Krakau an, das du entweder mit dem Flieger (ca. 1 Stunde) oder per Zug erreichst. Von Krakau fahren Flixbusse in 2-3 Stunden nach Zakopane. Die Fahrt ist ziemlich günstig und kostet etwa 5-10 Euro pro Person. Zakopane selbst ist recht klein, sodass du Hotels, Restaurants etc. gut zu Fuß erreichst.

Unterkünfte in Zakopane

Da Zakopane einer der beliebtesten Ferienorte in Polen ist, gibt es hier eine nahezu unüberschaubare Anzahl an Unterkünften. Folgende Locations kenne ich persönlich und kann sie wärmstens weiterempfehlen:

  • Szarotka Wynajem Pokoi*: Gemütliches kleines Hotel im Stadtzentrum mit sauberen Doppel- und Dreibettzimmern.
  • Zakońpiańska Chata* Fußläufig in der Nähe der beliebten Flaniermeile Krupówki gelegen und mit sehr schönen holzvertäfelten Zweibettzimmern.
  • Anielki Apartment* Perfekt eingerichtete Ferienwohnung mit tollem Bergblick auf den Giewont. Mein Tipp für Kleingruppen.

Anfahrt zu den Wanderwegen

Um zu den Wanderwegen zu gelangen bietet sich der öffentliche Nahverkehr von Zakopane an. Vom Stadtzentrum fahren den ganzen Tag Kleinbusse, die Preise liegen bei 5 – 15 Zloty, je nachdem wie weit man fährt. Ein sehr beliebter Startpunkt ist der Vorort Kuznice, den man von Zakopane sogar fußläufig in ca. 30 Minuten erreicht. Der Eintritt in den Nationalpark Hohe Tatra kostet 8 Zloty pro Person.  

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In dem Zakopaner Vorort Kuznice starten viele Wanderungen in die Hohe Tatra.

Drei tolle Tageswanderungen in der Hohen Tatra mit Start in Zakopane

Die folgenden Wanderungen in der Hohen Tatra starten alle in Zakopane und sind als volle Tageswanderungen gedacht. Da es in der Hohen Tatra Sinn macht, nicht direkt mit den schwierigsten Wegen zu starten, sind diese Touren eher anfängerfreundlich. Wenn du danach Lust auf mehr bekommst (und das wirst du), gibt es jede Menge Möglichkeiten, sich auf den anspruchsvolleren Wegen auszutoben.

Wanderung zum Schwarzen Teich des Seealmtals (Czarny Staw Gąsienicowy)

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Eine tolle Wanderung für einen bleibenden ersten Eindruck von der Hohen Tatra. Vom Zakopaner Stadtteil Kuznice geht es über einen aussichtsreichen Bergweg zur Schronisko Murowaniec, der größten Schutzhütte der polnischen Tatra. Von hier aus führt ein einfacher aber wunderschöner Weg über die Hochalm Hala Gąsienicowa zum Schwarzen Teich „Czarny Staw Gąsienicowy“. Der zauberhafte Gletschersee ist in ein Amphitheater aus mächtigen Berggipfeln eingebettet und zählt zu den reizvollsten Zielen im näheren Umkreis von Zakopane.

  • Schwierigkeit: leicht
  • Länge: 14 km
  • Höhenmeter: + 727, – 736
  • Dauer: ca. 6 Stunden

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Beschreibung der Tour

Los geht es im Zakopaner Stadtteil Kuznice, den du vom Zentrum in etwa 10 Minuten mit dem Bus erreichst (Bushaltestelle auf Google Maps). Die Fahrt kostet 5 Zloty. Viele Anwohner laufen das kurze Stück an der Straße auch einfach. Es fahren aber alle paar Minuten Busse, sodass das nicht wirklich notwendig ist. Auch die Rückfahrt von Kuznice ist kein Problem, da bis ca. 19:30 regelmäßig Busse verkehren.

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An der Seilbahnstation zum Kasprowy Wierch starten wir auf dem gelben Weg, der in südöstlicher Richtung zur Murowaniec-Hütte führt. Zunächst durch weitläufige Almwiesen mit tollen Ausblicken auf die bewaldeten Berge, kurze Zeit später auf einem der charakteristischen Tatra-Wege aus grob gepflasterten Felsbrocken durch duftenden Nadelwald. Ab etwa 1.300 Metern werden die Aussichten immer besser, ein sehr schöner Rundblick bietet sich vom Pass Przelec miedzy Kopami (1.499 m). Hier gibt es auch ein paar Bänke zum Rasten.

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Anschließend geht es auf dem blauen Weg in sanftem Auf und Ab mit tollen Ausblicken auf den Kasprowy Wierch im Westen zur Murowaniec-Hütte. Der wunderschön angelegte Weg erinnert vom Belag her an Kopfsteinpflaster und ist vergleichsweise angenehm zu laufen. Nachdem die Almhütten von Hala Gąsienicowa auftauchen, biegen wir an der Kreuzung links ab und gelangen zur Berghütte Murowaniec.

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Der familienfreundliche Wanderweg durch die Alm Hala Gąsienicowa.

Von außen wirkt die dreistöckige Hütte wie eine mittelalterliche Trutzburg. Die Inneneinrichtung kann nicht ganz mit diesem urigen Eindruck mithalten – Frischhaltetheke, Barhocker zum Sitzen und Loungemusik als Hintergrundberieselung wirkten zumindest auf mich in einer Berghütte ein bisschen fehl am Platz. Die Unterkunft ist aber super ausgestattet und hat sehr saubere Zimmer zum Übernachten. Sogar einen Geldautomaten gibt es hier!

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Eingang zur Schronisko Murowaniec. Die Hütte ist ein beliebter Stützpunkt, um von hier aus über den hochalpinen Zawrat-Pass ins Fünfseental zu wandern.

Zum Czarny Staw Gąsienicowy

Hinter Murowaniec geht es ähnlich entspannt wie vorher den Hang des Małego Kościelca hinauf. Die letzten 50 Höhenmeter steigt der Weg steil über die Gletschermoräne hinauf. Dann ist das Ziel erreicht: Der traumhaft schön gelegene Schwarze Teich „Czarny Staw Gąsienicowy“, dahinter die Gipfel von Kozi Wierch (2.291 m), Granaty (2.239 m) und Koscielec (2.155 m) mit seiner markanten Gipfelpyramide.

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Den perfekten Fotospot gibt es am Czarny Staw Gąsienicowy gleich mit dazu.

Für den Rückweg gibt es mehrere Optionen: Die leichteste ist, auf dem gleichen Weg bis Murowaniec zurückzulaufen. Eine andere Möglichkeit ist, vom Czarny Staw über einen etwas kraxeligen Weg auf den Sattel Karb aufzusteigen. Gerade im Sommer hast du von hier oben einen genialen Blick auf den See. Weiter geht es dann auf dem blauen Weg bis zum Zielony Staw, danach weiter auf dem schwarzen und gelben Weg bis Murowaniec. Plane für diese Schleife etwa 2 -3 Stunden zusätzlich ein.

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Blick auf den Czarny Staw vom Sattel Karb.

Wenn du früh startest, kannst du von Karb aus auch noch den Koscielec besteigen (ca. 2,5 Stunden zusätzlich). Der Weg führt größtenteils über Treppen aus groben Felsblöcken. Schlüsselstelle ist die Querung einer ausgesetzten, abschüssigen, etwa 10 Meter langen Felsplatte. Das letzte Stück zum Gipfel ist eine Kraxelei in steilem, ausgesetztem Gelände. Der Weg ist weniger dramatisch als es von unten aussieht, aber trotzdem nur gebirgserfahrenen Wanderern zu empfehlen, da es keinerlei Sicherungen gibt.

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Auf dem Abstiegsweg nach Zakopane.

Wie auch immer du dich entscheidest: Von Murowaniec aus läufst du wieder zurück zum Przelec miedzy Kopami und nimmst den blauen Weg, der sich sanft am Grat entlang ins Tal zurückschlängelt. Dieses Stück ist sehr schön, da sich hier noch einmal tolle Blicke auf Zakopane und das Umland bieten. Knapp 1,5 Stunden später überquerst du die Brücke über die Bystra und bist wieder in Kuznice.

Wanderung vom Morskie Oko in das Tal der Fünf Seen

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Der Ausflug zum größten Gebirgssee der Hohen Tatra, dem Morskie Oko (Meerauge), ist die beliebteste Tageswanderung von Zakopane aus. Wobei man hier ehrlicherweise nicht von einer richtigen Wanderung sprechen kann – der Weg zum Morskie Oko führt zu 90% entlang einer asphaltierten Straße. Mit etwas Kreativität bei der Routenwahl kann man sich hier aber trotzdem eine tolle Wanderung zusammenbasteln. Begleitet von wahnsinnigen Ausblicken geht es vom Meerauge auf wenig überlaufenen Seitenwegen in das benachbarte Tal der Fünf Seen und von dort entspannt zurück zum Ausgangspunkt.

  • Schwierigkeit: leicht bis mittel
  • Länge: 19,2 km
  • Höhenmeter: + 890, – 890
  • Dauer: ca. 7-8 Stunden

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Beschreibung der Tour

Los geht’s an dem großen Parkplatz bei Palenica Bialczanska, wo auch die Busse anhalten. Die Fahrt vom Stadtzentrum in Zakopane dauert etwa 35 Minuten und kostet 15 Zloty pro Person. Rückfahrgelegenheiten gibt es bis etwa 19:30 Uhr. Vom Parkplatz starten auch Pferdekutschen zum Morskie Oko. Eigentlich eine tolle Gelegenheit, um sich die ersten Kilometer zu ersparen. Ich fand den Preis von 70 Zloty pro Person aber ein bisschen übertrieben.

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Der erste Teil des „Wanderwegs“ zum Morskie Oko.

Vom Parkplatz aus folgen wir den Menschenmassen auf dem roten Weg, wobei Weg eigentlich das falsche Wort ist. Es handelt sich um eine asphaltierte Straße, den sogenannten Oswald-Balzer-Weg, der Anfang des 20. Jahrhunderts als Panoramastraße angelegt wurde. Die Aussichten in das Tal Dolina Białki sind tatsächlich sehr schön und die Straße wird nur von den Kutschen befahren. Trotzdem ist es natürlich nicht gerade prickelnd auf Asphalt zu laufen.

Ein paar Abschnitte der Strecke führen auf kleinen Trampelpfaden durch den Wald, ein erstes Highlight ist der knapp 10 Meter hohe Wasserfall Wodogrzmoty Mickiewicza, der in zwei Kaskaden ins Tal stürzt. Bei der Alm Polana Wlosienica ist dann schließlich auch für die Kutschen Schluss. Von hier aus sind es noch knapp 1,5 Kilometer bis zum Morskie Oko.

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Fußgänger und Kutschen teilen sich den Weg.

Der größte See der Hohen Tatra

Der Morskie Oko ist der größte See der Tatra und eines der bekanntesten Ausflugsziele in Polen überhaupt. Außerdem wurde er laut Wikipedia vom Wall Street Journal 2014 zu einem der fünf schönsten Seen der Welt gekürt. Inwieweit diese Zeitung eine Autorität dafür ist, sei jetzt mal dahingestellt. Aber ja… der See ist sehr reizvoll und natürlich auch entsprechend gut besucht. Gerade im Sommer treiben sich hier wahre Menschenmassen herum, was das Vergnügen etwas trübt. Gleiches gilt für die Hütte Schronisko Morskie Oko. Trotz dem Andrang ist der Service aber top, daher eine klare Empfehlung für die erste Pause.

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Volksfeststimmung an der Schronisko Morskie Oko. Im Sommer finden sich hier täglich mehrere tausend Besucher ein.

Am See trennt sich die Spreu vom Weizen. Die Mehrzahl der Tagesgäste geht auf einfach dem gleichen Weg zurück. Viel besser ist, ein paar Minuten zurückzulaufen und dann den links auf den blauen Weg ins Tal der fünf Seen (Dolina Pięciu Stawów Polskich) abzubiegen. Der Name dieses Tals ist Programm: Es ist das wasserreichste Tal der Tatra und zählt zu den schönsten Orten, die ich bis jetzt dort gesehen habe.

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Kleinere Kraxeleien auf dem Weg ins Tal der Fünf Seen.

Auf dem blauen Weg ins Tal der fünf Seen

Die Wanderung führt zunächst stetig ansteigend mit einigen harmlosen Kraxeleien in Richtung Kepa (1.683 m). Auf etwa 1.600 Meter bieten sich die ersten Tiefblicke auf den Morskie Oko – das in der Sonne funkelnde topasblaue „Meerauge“ vor den schroffen Granitwänden der Mengsdorfer Spitzen ist wirklich ein umwerfender Anblick.

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Blick zurück auf das „Meerauge“ Morskie Oko.

Der höchste Punkt der Wanderung ist die Świstowa Czuba auf 1.763 Metern. Der Weg dorthin war im Frühsommer etwas unangenehm, da wir etliche steile Schneefelder durchqueren musste. Ab Ende Juni sollte es aber keine Probleme geben. Oben angekommen bietet sich gleich der nächste umwerfende Anblick: Wie auf dem Präsentierteller liegen die beiden Seen Przedni Staw und Wielki Staw weit unten im Tal.

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Am Świstowa Czuba herrschten Ende Mai noch winterliche Bedingungen und es fing sogar an zu schneien.

Der Weg zur Fünfseenhütte (Schronisko Dolina Pięciu Stawów) ist steil aber nicht übermäßig schwierig. Die Hütte ist kleiner und gemütlicher als das große Haus am Morskie Oko und natürlich ist hier auch viel weniger los, da man nicht ganz so einfach hinkommt. Direkt hinter der Hütte zweigt rechts ein schwarz markierter Weg ab, der zum letzten Teil der Wanderung führt, dem romantischen dicht bewaldeten Tal Dolina Roztoki.

Die Tiefblicke in das Tal vom oberen Teil des Wegs sind noch einmal der krönende Abschluss der Wanderung. Unten angekommen geht es auf dem angenehm zu laufenden grün markierten Waldweg zurück zum Wasserfall Wodogrzmoty Mickiewicza. Hier trifft der grüne auf den roten Weg. Die letzten Kilometer geht es dann wie beim Hinweg zurück auf der Straße zum Parkplatz bei Palenica Bialczanska.

5-Gipfeltour über die Czerwone Wierchy

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Die Höhenwanderung auf dem Czwerwone-Wierchy-Grat ist lang und anstrengend. Dafür bietet sie permanent geniale Aussichten bis in die Slowakei und die steilen Felsspitzen des südlichen Tatra-Hauptkamms. Unterwegs besteigst du vier kleinere Gipfel auf dem Grat, optional auch den Hausberg von Zakopane, den „schlafenden Ritter“ Giewont. Zurück geht es auf einem genialen Höhenweg in das romantische Tal Dolina Tomanowa. Als Belohnung wartet in der Schutzhütte Hali Ornak der beste hausgemachte Apfelkuchen der Tatra.

Schwierigkeit: Mittel
Länge: 22,6 km
Höhenmeter: + 1.414, – 1.500
Dauer: ca. 9-10 Stunden

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Beschreibung der Tour

Start ist wieder in Kuznice. Von hier aus nehmen wir diesmal den blau markierten Weg in Richtung Giewont. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Wald öffnen sich direkt die Blicke als wir in den unteren Teil des Tals Dolina Bystrej eintreten. Auf der rechten Seite liegt das Berghotel Kalatówki, daneben der langgezogene bewaldete Grat, der sanft zum Hausberg von Zakopane aufsteigt, dem Giewont (1.895 m).

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Blick zum Giewont mit seinem markanten 15 Meter hohen Gipfelkreuz aus Metall.

An der Kondratowa-Hütte (Schronisko PTTK na Hali Kondratowa) auf 1.333 Metern gabelt sich der Weg. Die grüne Route führt durch das Tal Dolina Kondratowa direkt auf den Grat, die blaue weiter zum Pass Przelec Kondracka in der Nähe des Giewont. Diese Variante ist länger, aber ein Muss wenn du noch den Giewont mitnehmen willst. Alternativ hebst du dir den Giewont als eigene Tour für einen anderen Tag auf.

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Die Kondratowa-Hütte auf dem Weg zum Giewont.

Vom Pass aus dauert es knapp 40 Minuten bis zum Gipfel des Giewont. Der Weg zum Hausberg von Zakopane ist größtenteils unkompliziert. Das letzte Stück ist eine leichte Kraxelei, die mit Ketten abgesichert ist. Etwas problematisch, vor allem beim Abstieg, fand ich nur, dass die Steine an vielen Stellen fast blankpoliert sind. Vermutlich von den vielen vielen Leuten, die hier jeden Tag heraufgehen.

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Steiler Abstieg vom Giewont. Zum Glück ist die Route auf den Gipfel ein Rundweg und es kommt einem niemand entgegen.

Gratwanderung von Kopa Kondracka bis zum Ciemniak

Wieder zurück am Przelec Kondracka führt der gelbe Weg südlich auf den Grat herauf. Am Kopa Kondracka (2.005 m) beginnt dann die eigentliche Tour über die Czerwone Wierchy. Nacheinander geht es über Malolaczniak (2.096 m), Krzesanica ((2.122 m) und zuletzt den Ciemniak (2.096). Es ist eine durchweg fantastische Gratwanderung: Fast in jeder Minute hast du perfekte 360°-Aussichten über die gesamte Tatra. Der Weg ist außerdem immer ausreichend breit und trotz der vielen kleinen Auf- und Abstiege nicht zu anstrengend.

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Gratwanderung auf dem Weg zum Krzesanica.

Am Ciemniak angekommen gibt es wieder zwei Optionen für den Abstieg. Der rote Weg führt ziemlich direkt ins Dolina Koscieliska. Der grüne zweigt am Pass Chuda Przelasca nach Westen ab und macht einen Umweg durchs das Hochtal Dolina Tomanowa. Diese Option ist länger, aber sehr empfehlenswert. Der Höhenweg bietet noch einmal absolute Traumaussichten und ist trotz dem happigen Abstieg von über 1.100 Höhenmeter die sanftere Version, wieder herunter ins Tal zu kommen.

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Geniale Weitsichten bis in den slowakischen Teil der Tatra.

Am Ende des Dolina Tomanowa wartet außerdem noch eine echte Belohnung: In der Berghütte Hali Ornak bekommst du den besten Szarlotka (Apfelkuchen), den ich bis jetzt in der Umgebung von Zakopane probiert habe. Die Portion mit Schlagsahne und Erdbeeren ist genau das, was du am Ende dieser langen und anstrengenden Wanderung brauchst. Von der Hütte geht es dann noch ein paar Kilometer auf einem breiten, sehr einfachen Fußweg für Spaziergänger bis nach Kiry. Von hier aus nimmst du den Bus oder ein Taxi zurück nach Zakopane.

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Was gibt es Besseres am Ende einer langen Wanderung?

Schwierigkeit der Wege in der Hohen Tatra

Noch ein paar Worte zum Anspruch der Wege: Generell ist die Hohe Tatra ziemlich ruppig. Die Mehrzahl der Bergwege besteht aus groben Felsbrocken, die teilweise wie natürliche Pflastersteine im Boden versenkt sind. Häufig läuft man auch durch Blockwerk und muss gut auf den nächsten Tritt aufpassen. Erdiger, weicher Untergrund, wie man es aus den Alpen kennt, ist eher die Ausnahme. Daher ist festes, robustes Schuhwerk Pflicht.

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Wichtig: Die Farben auf den Schildern sagen nichts über die Schwierigkeit der Wege aus!

Im Unterschied zu den deutschen und österreichischen Alpen ist die Schwierigkeit der Wege nicht auf den Schildern angegeben – bei schlechter Planung sind Überraschungen daher nicht ausgeschlossen. Eine gute generelle Regel zum Merken ist: Viele der Wanderwege über 2.000 Meter beinhalten exponierte Kraxeleien und sind an besonders kritischen Stellen mit Ketten, teilweise auch mit Klammern und Steigbügeln gesichert. Drahtseile habe ich in der Tatra noch nie gesehen.

Kleinere Kraxeleien kommen in den höheren Lagen auch auf den einfacheren Wegen immer wieder vor. Die hochalpinen Übergänge über den Hauptkamm der Hohen Tatra sind teilweise sehr ausgesetzt und keineswegs an allen Stellen gesichert. Hier sollte man sich wirklich nur hochwagen, wenn man absolut schwindelfrei und Klettereien in steilem Felsgelände nicht abgeneigt ist.

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Eine Spezialität der Tatra: An den steilen Stellen erleichtern Eisenketten das Vorankommen.

Orla Perć – der schwierigste Weg in der Hohen Tatra

In der Hohen Tatra verläuft auch der schwierigste markierte Weg Polens, der berüchtigte Orla Perć (Weg des Adlers). Der Orla Perć wird manchmal als Klettersteig bezeichnet, was nicht ganz richtig ist. Es ist eine hochalpine Gratüberschreitung, die nur teilweise mit Ketten und Leitern versichert ist und wo es regelmäßig tödliche Unfälle gibt. Ich bin diesen Weg noch nicht gegangen und werd wohl noch ein paar Mal in die Tatra fahren, bevor ich mir das zutraue.

Einen sehr schönen Eindruck vom Orla Perć vermittelt dieses YouTube-Video:

Beste Reisezeit zum Wandern in der Hohen Tatra

Als beste Reisezeit für Wanderungen und Bergtouren in der Hohen Tatra gilt, wie im Hochgebirge üblich, die Zeit von Mitte/Ende Juni bis Ende September. Schneefelder können sich vereinzelt aber bis in den August halten. Auf der polnischen Seite der Tatra sind die Wanderwege ganzjährig geöffnet, in der Slowakei nur vom 15. Juni bis Ende Oktober.

Bei meinem letzten Besuch war ich Ende Mai in der Hohen Tatra. Prinzipiell war das bei den hier beschriebenen Wanderungen kein Problem. Einzig beim Übergang zur Fünfseenhütte vom Morskie Oko mussten wir einige steile Schneefelder durchqueren. Eispickel und ein paar Leichtsteigeisen/Grödel hätten da sicher nicht geschadet. Wanderungen ins hochalpine Gelände sind für „normale“ Wanderer zu dieser Zeit eher nicht zu empfehlen.

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Mein Fazit

Es ist in den letzten Jahren nicht oft vorgekommen, dass ich nochmal an den gleichen Ort zurückgefahren bin. Es gibt einfach zu viel Unbekanntes zu entdecken. Für die Hohe Tatra habe ich eine Ausnahme gemacht und ich vermute, das wird nicht das letzte Mal sein. Knackige Bergwege, stimmungsvolle Landschaften und der Hauch des Unentdeckten – was will man mehr?

Es ist nicht so, dass die Tatra ein komplett unbeschriebenes Blatt ist. Im Sommer ist hier schon einiges los, zumindest auf der polnischen Seite, die ich kenne. Im Unterschied zu den klassischen Alpenregionen fühlt sich die Hohe Tatra trotzdem noch ein Stück weit wie Neuland an. Wenn du nach einer Alternative zu Österreich, Norditalien und Co. suchst, würde ich mir dieses faszinierende Gebirge auf jeden Fall vormerken!

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Warst du schon mal in Polen oder der Slowakei wandern? Hast du noch Fragen oder Anmerkungen? Dann nichts wie ab in die Kommentare – ich freue mich von dir zu hören!

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Wie viele Bären gibt es in der Hohen Tatra?

Schätzungsweise 600 – 900 Braunbären leben in der Slowakei, streng geschützt. Die Hohe Tatra ist ihr natürlicher Lebensraum. Doch immer häufiger kommt es zu Zusammenstößen mit Menschen.

Wo befindet sich die Hohe Tatra?

Geographie. Die Hohe Tatra befindet sich zu zwei Dritteln auf slowakischem, zu einem Drittel auf polnischem Gebiet. Sie gehört zu den Karpaten und ist damit genau genommen nur ein Teilgebirge.

Wo beginnt die Hohe Tatra?

Der Gebirgszug der Hohen Tatra befindet sich in dem nördlichen Teil der Slowakei, an der Grenze mit Polen. Im Jahre 1949 waren sie zum ersten Nationalpark in der Slowakei (TANAP) und im Jahre 1993 waren sie zusammen mit dem polnischen Teil der Tatra von der UNESCO zum "Biosphärischen Naturschutzgebiet Tatra" erklärt.