Was passiert wenn das Geld abgeschafft wird?

Kommt die Bargeld Abschaffung? Wenn ja, wann und wie? Was sind die Folgen, wer sind die treibenden Kräfte? Und was heißt überhaupt "Bargeldverbot"? GOLD.DE beleuchtet die Diskussion und die Hintergründe.

Bargeldabschaffung: Das Wichtigste in Kürze

  • Bargeld in Deutschland sehr beliebt
  • Banken, Wirtschaft, Finanz- und Werbeindustrie wollen es in weiten Teilen
  • Hauptargument der Befürworter: Kampf gegen Geldwäsche
  • Für den Bürger gäbe es viele Nachteile
  • Bargeldabschaffung in Deutschland auf kurze Sicht unwahrscheinlich
  • Bargeldloser Zahlungsverkehrs in vielen anderen Ländern populärer

Lies hier:

  • Interessengruppen
  • Zeitpunkt
  • Bargeldverbot - was heißt das?
  • Prozess

  • Argumente der Bargeldgegner
  • Diskussion
  • Was tun?
  • Initiativen

Was passiert wenn das Geld abgeschafft wird?

Wer will überhaupt die Bargeldabschaffung?

Unabhängig davon, ob wir als Bürger bargeldlosen Zahlungsverkehr wollen oder nutzen, lohnt ein Blick auf die Interessensgruppen, denen ein grundsätzliches Interesse an einer Abschaffung des Bargelds unterstellt werden kann:

Zentral-Banken Aufgrund der Schuldenkrise haben Zentralbanken ein Interesse an niedrigen Zinsen oder gar negativen Zinsen. Ohne Bargeld wäre dies einfacher durchsetzbar, sozusagen auf Knopfdruck. Der Staat Auch wenn er politisch unabhängig sein soll, so gibt es doch Verflechtungen mit Zentralbanken und systemrelevanten Geschäftsbanken, und somit ähnliche Interessenslagen. Eine wie auch immer geartete "Transaktionssteuer" oder "Bargeldsteuer" wäre einfacher durchzusetzen. Geschäftsbanken Gibt es kein Bargeld mehr, muss auch kein Bank-Run (=Bank-Ansturm) befürchtet werden. Wenn alles Geld nur noch in digitaler Form auf Konten liegt, wären zudem auch Gebühren einfacher durchzusetzen. FinTechs Unternehmen, deren Geschäftsfeld der digitale Zahlungsverkehr im weitesten Sinne ist (FinTech = Finanztechnologie): Kreditkarten-Anbieter, Anbieter elektronischer Zahlungssysteme wie e-Wallets, Bezahl-Apps oder Mobile Payment. Auch diverse Computer- und Internetgiganten zählen dazu wie etwa Apple Pay, Google Pay oder Facebooks "Libra". Wirtschaft &
Werbeindustrie Jede Finanztransaktion wird gespeichert und ist somit grundsätzlich verfügbar. Der gläserne Mensch könnte Realität werden. Zudem kann über Geldentwertung indirekt Konsumzwang ausgeübt werden. Überwachungs- &
Kontrollbehörden Durch einfaches "Abdrehen des Geldhahns" böten sich neue (Sanktions-) Möglichkeiten. Den Finanz- und Strafverfolgungsbehörden hilft es im Kampf gegen Geldwäsche und organisierte Kriminalität

Kommt die Bargeldabschaffung? Wenn ja, wann?

Dass Bargeld auf kurze Sicht abgeschafft wird, ist unwahrscheinlich. Der Widerstand gegen eine Bargeld-Abschaffung ist aktuell hierzulande noch erheblich. Selbst Top Banker erwarten dies kurzfristig nicht:

Die Abschaffung des Bargelds ist kein sinnvolles Instrument, um die Geldpolitik zu beflügeln... Und es würde auch das Vertrauen der Bürger in die Geldpolitik zerstören.

Bundesbank Präsident Jens Weidmann, in: DER SPIEGEL, 2016

Die Anzeichen mehren sich aber, dass die Abschaffung des Bargeldes auf lange Sicht wahrscheinlich ist. Zu mächtig sind die Interessengruppen, die Bargeld abschaffen wollen, zu einschneidend sind die technologischen Entwicklungen, die nicht mehr aufzuhalten sind, Stichwort online Shopping, vernetzte Welt, oder Kryptowährungen. Schon jetzt ist zu sehen, dass Obergrenzen für Bargeld Bezahlung immer enger geschnürt werden.

Vor allem aber wird sich auch die Akzeptanz des bargeldlosen Zahlungsverkehrs weiter durchsetzen. Die Nutzung von EC-Karten, Kreditkarten und Girokonten ist heute selbstverständlich. Und für die Generation der "Digital Natives" stellt sich sich diese Frage sowieso immer weniger. Hier sind bargeldlose Zahlungsmethoden wie PayPal oder Bezahl-Apps auf dem Vormarsch. Ähnlich wie beim Siegeszug des Internets kann man davon ausgehen, dass die Vorbehalte in der breiten Bevölkerung abnehmen werden. Und spätestens, wenn jeder Bäcker bargeldloses Bezahlen im Vorbeigehen per kontaktlosem Mobile Payment anbietet, dann dürften für Münzen und Scheine schwere Zeiten anbrechen.

Wann droht uns die Bargeldabschaffung? Ich denke, nicht morgen. Ich denke auch nicht übermorgen. Aber überübermorgen würde ich nicht ausschließen.

Das nächste Geldsystem wird digital sein. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Spätestens dann braucht es Alternativen wie Gold oder Kryptos.

Bargeldverbot: Was genau heißt das?

Ins öffentliche Bewusstsein kam der Begriff vor einigen Jahren, als Initiativen wie "stop-bargeldverbot.de", "Volkspetition Bargeldverbot stoppen", "Verein Pro Bargeld" oder Buchtitel wie "Achtung Bargeldverbot" die Öffentlichkeit zum Thema sensibilisierten.

Unter den Aktivisten auffallend viele rechtskonservative Ökonomen, die sich auf die Theorien der Österreichischen Schule berufen, eine marktradikale Wirtschaftstheorie, welche die Kräfte des freien Marktes und des freien Geldes propagiert und jede Steuerung von Wirtschafts- oder Geldpolitik ablehnt.

Der Begriff Bargeldverbot ist jedoch plakativ. Denn ein Verbot suggeriert, dass etwas mit einer Strafe bewehrt ist. Bargeld an sich steht aber nicht unter Verbot. Weder aktuell, noch ist das kurzfristig zu erwarten, noch wurde irgendwo offiziell verkündet, dass ein Verbot geplant ist.

Wie wird Bargeld abgeschafft?

Wahrscheinlich ist ein langer schleichender Prozess in vielen kleinen Schritten, die in der Summe auf ein großes Ziel hinauslaufen: Bargeld erst unattraktiv und unpraktisch zu machen, um es dann irgendwann ganz abzuschaffen. So wie jetzt schon der 500 Euro Schein. Er ist zwar nicht verboten, wird aber nicht mehr neu ausgegeben und so langsam aus dem Verkehr gezogen.

Hilfreicher als die Frage Wann kommt die Bargeldabschaffung ist daher der Blick auf das mögliche Szenario dieses Prozesses:

  1. sukzessive Abschaffung großer Banknoten
  2. sukzessive Verschärfung von Obergrenzen für Barzahlungen. Siehe hierzu auch: Stirbt der anonyme Goldkauf?
  3. sukzessive Aufhebung der Bargeld-Annahmepflicht bei wichtigen Dienstleistungen. Beispiel: GEZ
  4. sukzessive Verschärfung von Abhebungsbeschränkungen bei Bankkonten
  5. sukzessive Erhebung von extra Steuern und Gebühren auf die Nutzung von Bargeld

Die Argumente der Bargeldgegner auf dem Prüfstand

Politik will verkauft werden. Deshalb werden nicht immer die eigenen Interessen kommuniziert, sondern Vorteile, welche sich für alle ergeben sollen.

ArgumentStimmt das?
"Bargeld fördert Kriminalität" Unstrittig ist, dass Bargeld als "Entlohnung" für kriminelle Handlungen wie Erpressung, Drogen- oder Menschenhandel noch immer sehr beliebt ist. Kriminelle Energie speist sich aber auch aus Vorsatz und Macht. Beispiele große Firmen zeigen, dass man Steuern auch legal hinterziehen kann. Ansonsten findet man auch andere Möglichkeiten wie Bitcoin oder das arabische Hawala System. Zudem besteht bei einer Abschaffung des offiziellen Bargeldes die Gefahr, dass unseriöse Parallelwährungen entstehen.
"Bargeldloser Zahlungsverkehr ist sicherer" Fraglich. Denn die Zahl der täglichen Hackerangriffe und Betrugsversuche im online Zahlungsverkehr oder auf online Konten geht ebenfalls in die Millionen, Tendenz zunehmend. Ganz zu schweigen vom Szenario eines totalen Stromausfalls.
"Bargeld fördert Schwarzarbeit" Einnahmen entgehen dem Staat auch anderweitig. Das eigentliche Problem in weiten Teilen der Wirtschaft ist nicht Schwarzarbeit, sondern dass ganz legal Mindestlöhne ausgehebelt werden, etwa durch Subunternehmer-Konstrukte. Diese Unternehmen sitzen oft im Ausland, wo sie keine Abgaben an den deutschen Staat abführen müssen
"Bargeld ist teuer" Fraglich. Zwar sind Kosten für Druck, Transport, Lagerung und Sicherung von Bargeld erheblich, doch ob Entwicklung, Unterhalt oder Sicherungsmaßnahmen für Produkte des bargeldlosen Zahlungsverkehrs tatsächlich billiger sind, darf hinterfragt werden

Diskussion: Schöne neue bargeldlose Gesellschaft?

Ist die Liebe zum Bargeld ein typisch deutsches Phänomen?

Fakt ist: Ob USA, Skandinavien, Asien, in vielen anderen Ländern ist Cashless Payment populärer als hierzulande, Widerstand dagegen überschaubar. In Schweden etwa sollen bereits über 80 % der Bevölkerung überhaupt kein Bargeld mehr nutzen. Selbst die Tasse Espresso oder das Busticket kann man dort vielerorts nicht mehr mit Bargeld bezahlen. In Kenia nutzen 80% aller Mobilfunk-Kunden den mobilen Bezahlservice "M-Pesa", da dies auf dem Land die einzige Chance überhaupt ist zum Geldtransfer. Und mit Corona scheint auch der Aspekt "Hygiene" in den Vordergrund gerückt zu sein. Viele Geschäfte bitten explizit um bargeldlose Zahlung.

Viele empfinden die Diskussion Bargeld - Ja oder Nein auch als abwegig. Denn wie gerecht eine Gesellschaft ist, hängt nicht ab von der Art des Geldes, sondern: Wer wie viel davon hat. Aussagen wie "Bargeld ist gelebte Freiheit" erscheinen da politisch sehr verkürzt. Die Existenz von Bargeld allein hat noch nie eine Diktatur verhindert, so wie umgekehrt bargeldloser Zahlungsverkehr sehr wohl mit Gerechtigkeit und Demokratie vereinbar sind. Letzteres zeigt das Beispiel Schweden. Das Land zählt zu den fortschrittlichsten und freiheitlichsten Gesellschaften überhaupt.

Dass niedrige oder gar negative Zinsen Sparguthaben entwerten können und somit eine indirekte Enteignung des Bürgers darstellen können ist aber eine mögliche Gefahr. Berücksichtigt werden müssen dabei aber die Faktoren Inflation bzw. Deflation sowie die reale Kaufkraftentwicklung.

Weitere kritische Punkte sind der indirekte Konsumzwang, der in einer bargeldlosen Gesellschaft ausgeübt werden könnte, sowie sowie der "gläserne Mensch".

Wie kann ich mich schützen?

Wer schleichende Enteignung oder auch Entwertung von Geldvermögen befürchtet, der sollte über Gold als Anlageform nachdenken. Gold erhält nicht nur zuverlässig die Kaufkraft über Generationen hinweg, es lässt sich auch gut verstecken.

"Die Vertreter des elektronischen Geldes hassen es, wenn sich der kleine Mann mit Goldbesitz gegen ihren Raubzug absichert."

Wie lange wird es noch Bargeld geben?

Münzen und Scheine werden so schnell nicht aus den Geldbörsen der Verbraucher in Deutschland, Europa und der Welt verschwinden. Obwohl einige Länder wie Schweden, Finnland und Dänemark es den Liebhabern von Bargeld immer unbequemer machen. Bis 2030 wollen diese Länder bargeldfrei sein.

Was ist wenn es kein Geld mehr gibt?

Einige Menschen würden sich dann bestimmt alles schnappen, obwohl sie es nicht brauchen. Und andere, die es nötig hätten, bekämen nichts. Irgendwann gäbe es deswegen bestimmt eine Schlägerei und am Schluss vielleicht sogar Krieg. Das wäre sehr schlimm, aber man müsste nicht mehr fürs Geld arbeiten.

Kann Bargeld wertlos werden?

Das ist Expert:innen zufolge nicht mehr lange hin. In 10 Jahren könnten wir bereits ohne Scheine leben. Besonders in Deutschland wird immer noch sehr gern mit Scheinen bezahlt. Gerade kleine Beträge von 0 bis 5 Euro werden hierzulande zu gut 96 % in bar bezahlt.

Warum sollte man Bargeld abschaffen?

Geringe Kosten für die Banken Ein weiterer Vorteil der Abschaffung von Bargeld liegt in den Kosten, die damit verbunden sind. Einerseits muss Bargeld gedruckt oder geprägt werden. Dem folgt die Lagerung bei den Zentralbanken und Geschäftsbanken. Zuletzt müssen unbrauchbare Noten wieder vernichtet werden.