Was passiert wenn man sich zu viel befriedigt?

Wenn der Tumor innerhalb der Prostata liegt, also deren Kapsel und Wände noch nicht durchbrochen hat, ist die radikale nervschonende Prostatektomie, die operative Entfernung der Prostata, eine primäre Therapieoption für den Patienten. Sie kann in vielen Fällen nicht nur zu einer vollständigen Heilung des Prostatakrebses, sondern auch zu einem zumindest nahezu vollständigen Erhalt der Erektion führen. 

Fortgeschrittenere Prostatakrebs-Befunde, bei welchen der Tumor die umschließende Prostatakapsel bereits durchbrochen hat, erfordern allerdings regelmäßig eine weitere Resektion, um eine vollständige Entfernung des Tumors zu gewährleisten. Hierbei kann eine Durchtrennung der Gefäß-Nerven-Bündel nicht vermieden werden. In diesen Fällen kommt es postoperativ zu einer Impotenz – für die allerdings Behandlungsmöglichkeiten durch den niedergelassenen Urologen angeboten werden.

Um nur so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig Gewebe bei der Tumorresektion zu entfernen, erfolgen bereits während der Operation zusätzlich Schnellschnitt-Untersuchungen durch einen Pathologen mit Hilfe eines Mikroskops. Werden an den Rändern noch Tumorzellen nachgewiesen, ist ein Nachschneiden nötig.

Bei der Prostatektomie wird auch die Harnröhre in unmittelbarer Nähe des Schließmuskels durchtrennt und wieder an die Harnblase angenäht. Dies birgt immer auch die Gefahr einer Inkontinenz. 

DaVinci System: präziser operieren

Was passiert wenn man sich zu viel befriedigt?

Das robotergestützte Verfahren DaVinci System kommt oft bei der Prostatektomie zum Einsatz | Foto: Helios

Diese Risiken kennt auch Dr. Olaf Reichelt: "In den letzten 10 Jahren konnten wir die Ergebnisse bei der Entfernung der Prostata durch Anwendung von Schlüsselloch-Techniken immer weiter verbessern." Seit zwei Jahren nutzt man in Aue hierfür unter anderem bei der radikalen Prostatektomie ein robotergestütztes Verfahren: das DaVinci System.

Reichelt erklärt: "Sensible Eingriffe beim Mann verlaufen noch gewebeschonender. Denn das System ermöglicht uns kleinste Schnitte, zitterfreies, noch präziseres, millimetergenaues Operieren, dreidimensionale, 10-40-fach vergrößerte Bilder und damit eine weiter optimierte Darstellung der Gefäße und der feinen anatomischen Strukturen. So können wir die Gefäß-Nerven-Bündel in vielen Fällen erhalten und damit das Risiko einer Impotenz und Inkontinenz weiter minimieren". Voraussetzung hierfür ist ein frühes Erkennen des Prostatakrebses durch Vorsorge beim niedergelassenen Urologen. Denn je größer das Karzinom ist, desto schwieriger wird es, das umliegende Gewebe zu schonen.

Und was viele nicht wissen: auch bei Nichtdurchtrennung der Bündel besteht das Risiko einer Nervenschädigung durch den operationsbedingten Zug oder Druck dieser empfindlichen Strukturen. Eine Erektion ist dann, zumindest temporär, nicht mehr möglich.

Erektile Dysfunktion: Was kann helfen?

Reha und Nachsorge

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Wenn nach der Operation Probleme mit der Erektionsfähigkeit auftreten, sollte frühzeitig das persönliche Gespräch mit dem nachbehandelnden Urologen gesucht werden.

Dass sich viele Männer scheuen, offen über Probleme mit Sexualität und Geschlechtsverkehr zu reden, weiß Dr. Sven Fehrmann, niedergelassener Arzt im urologischen MVZ in Schwarzenberg: "Eigene „Therapieversuche“ oder ein falsches Schamgefühl sind nach einer Prostatakrebs-Behandlung absolut kontraproduktiv. Denn wurde die Prostata entfernt, kommt es fast immer zu einer temporären oder auch dauerhaften erektilen Dysfunktion. Nun gilt es, zeitnah zusammen mit dem Mann die weitere Behandlung abzusprechen, um eine dauerhafte Impotenz zu verhindern". 

Und hier gibt es klare Empfehlungen. "Bereits während des stationären Aufenthaltes sollte die postoperative Durchführung einer Anschlussheilbehandlung geplant werden. Mit den spezifischen Möglichkeiten von Reha-Kliniken, die für dieses Krankheitsbild ausgerichtet sind, ist es im ganzheitlichen multimodalen Therapieansatz möglich, die physische und psychische Stabilität der Patienten in kurzer Zeit zu verbessern."

Oftmals wird in der Behandlung der postoperativen Impotenz auch eine medikamentöse Therapie mit PDE-5-Hemmern eingesetzt, um die sexuelle Aktivität auch zukünftig zu ermöglichen. Diese in Tablettenform einzunehmenden Präparate können zu einer Erweiterung der Penisgefäße führen und so für einen vermehrten Bluteinstrom in die Penis-Schwellkörper sorgen. Diese Medikamente sollten frühzeitig niedrigdosiert zum Einsatz kommen, damit beim Mann kein bindegewebiger Umbau der Schwellkörper und damit deren Funktionsverlust eintreten kann.

Alternativ zur Tabletteneinnahme besteht die Möglichkeit der Gabe eines anderen durchblutungssteigernden Medikamentes. Dieses kann sowohl direkt in die Schwellkörper injiziert (SKAT) oder mittels eines Applikators in die Harnröhre eingebracht werden (MUSE).