Wie heißt das größte weinfest der welt

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06.09.2012

Beim Wurstmarkt im pfälzischen Bad Dürkheim fließen alljährlich rund 250000 Liter Rebensaft durch durstige Kehlen


Wie heißt das größte weinfest der welt

Stimmungsvoll: Der Dürkheimer Wurstmarkt bei Nacht. Fotos: wikipedia (1), Marion Franck (1), Oksana Korovai (1), medienagenten (Postkartenrepro 1)

Wie heißt das größte weinfest der welt

Weinselig: Bei den ­Schubkärchlern darf das „Dubbeglas“ nicht fehlen.

Wie heißt das größte weinfest der welt

Vor dem Vergnügen steht die Arbeit: Aufbauarbeiten bei den Schubkärchlern.

Wie heißt das größte weinfest der welt

„Worscht un Woi“ und die Folgen: Historische Postkarte aus der Dürkheimer Sammlung Berti Senft.

von Dieter Jooß

Im September erfasst den Bad Dürkheimer jedweden Alters regelmäßig eine seltsam fiebrige Stimmung. Der Grund ist, dass der „Wurstmarkt“ naht, jenes größte Weinfest der Welt, das Hunderttausende Gäste aus aller Welt in die 20 000-Einwohner-Stadt bringt. Die Provinz fühlt sich für neun Tage und Nächte als der Nabel der Welt. Das ist eine Erfahrung, die die jungen Dürkheimer von heute mit ihren Ahnen und Urahnen teilen. Denn 600 Jahre gibt es das große Fest schon.

Der kleine Michaelsberg ist ein romantischer Rebhügel am nordöstlichen Rand von Bad Dürkheim. Die Kapelle auf dem Gipfel ist ein beliebtes Ausflugsziel mit Blick auf Odenwald und Schwarzwald. 1155 bezeugte ein lateinisch geschriebener Text erstmals, der „Monte sancti Michaelis“ sei Ziel von Wallfahrten. Das Kirchlein stand unter dem Patrozinium des Erzengels Michael, weshalb die Wallfahrten an dessen Namenstag, dem 29. September, stattfanden. Hier soll die Wurstmarktsgeschichte ihren Anfang genommen haben.

Wallfahrer brauchen Unterkunft und Verpflegung. Dazu zählte neben Brot und Fleisch natürlich Wein, den die Pfälzer Bauern gerne auf den Michaelsberg karrten. Auch Händler, Gaukler und Musikanten witterten ein Geschäft, woraus allmählich ein reges Markttreiben entstand. Den Ursprung dieses Michaelismarktes datieren Historiker auf das Jahr 1417.

Bald erlangte der neue Markt wirtschaftliche Bedeutung. Im Jahre 1449 erließ der Abt des Klosters Limburg eine erste Marktordnung und wandelte den Markt in ein öffentliches Kirchweihfest um. Im 16. Jahrhundert kamen bereits Händler aus der gesamten Pfalz. Angeboten wurde nicht mehr nur Verpflegung. Auch Woll- und Leinentuchhändler, Kessler, Kürschner, Weißgerber, Spengler, Sattler, Schuhmacher, Drechsler, Hutmacher, Eisenkrämer und andere Berufsgruppen stellten sich ein.

Wegen der beengten Verhältnisse auf dem Michaelsberg wurde der Michaelismarkt im Jahr 1577 auf die fünf Hektar großen Brühlwiesen am Fuß des Hügels verlegt, wo er auch heute noch stattfindet. Die gestiegene wirtschaftliche Bedeutung und die mit dem Marktzoll verbundenen Einnahmen führten zu Streitigkeiten zwischen dem Kloster Limburg und den Leininger Grafen, die eine ihrer Hauptburgen, die Hardenburg, bei Dürkheim hatten. Deshalb wurde einmal sogar in Erwägung gezogen, das Fest nach Frankenthal zu verlegen. Es blieb allerdings bei der Drohung.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam es zu einer weiteren Vergrößerung des Marktes, und Ende des 18. Jahrhunderts dauerte das Markttreiben bereits drei Tage (Sonntag, Montag, Dienstag). Mit der vorübergehenden Eingliederung der Pfalz in den französischen Staat nach dem Einmarsch von Revolutionstruppen 1797 und 1798 ging das Recht zur Abhaltung des Marktes auf die Stadt Dürkheim über.

Während die Händler an Bedeutung verloren, erlangten Vergnügungsangebote immer größeres Gewicht. Im Jahre 1830, nun unter bayerischer Verwaltung, gab es einen Zirkus, Feuerfresser, ein Kasperletheater, eine „Reitschule“ (so wurde hier das Karussell genannt) und andere Schausteller, außerdem eine Vielzahl von Musikanten. Im Jahre 1832 wurde der Name „Wurstmarkt“ erstmals behördlich erwähnt. Der Grund dafür soll der enorme Wurstkonsum während des Festes gewesen sein.

1882 entstand der „Nachmarkt“, der sich anfangs auf den nachfolgenden Sonntag beschränkte; zur Unterscheidung wurde das ursprüngliche Marktwochenende nun „Vormarkt“ genannt. Im Jahr 1888 waren auf der Festwiese Varietétheater, „Photographen“, Karussells, Ballwurf- und Schießbuden sowie Trinkhallen und Garküchen anzutreffen.

Erst im Jahre 1910 verlegten die Veranstalter das Fest probeweise auf das heutige Datum, zweites und drittes Wochenende im September, denn erfahrungsgemäß ist dann das Wetter besser. Gleichzeitig wurde der Vor- und Nachmarkt jeweils um den Samstag verlängert, sodass der Wurstmarkt jetzt sechs Tage dauerte. 1926 wurde der Wurstmarkt dann um einen weiteren Tag verlängert, 1951 um den siebten Tag und 1965 um den achten. Seit 1985, als der Vormarktfreitag als Festtag hinzukam, feiert Bad Dürkheim sein „Fest der Feste“ neun Tage lang.

Im Jahre 1934 baute Weingutsbesitzer und Küfermeister Fritz Keller das hölzerne Dürkheimer Riesenfass, das einen Rauminhalt von etwa 1,7 Millionen Liter besitzt. Während des Zweiten Weltkriegs fand kein Wurstmarkt statt. 1947 wurde stattdessen ein Herbstfest gefeiert. 1948 gab es wegen des Fleischmangels keinen Wurst-, sondern nur einen Fischmarkt. Zudem stand jedem Festgast nur eine Flasche Wein zu. Die Einhaltung dieser Begrenzung wurde durch eine Bezugskarte sichergestellt. Dennoch wurden 46 650 Flaschen Wein zu je fünf Reichsmark verkauft. 1949 fand der erste „reguläre“ Nachkriegswurstmarkt statt. Der folgende wirtschaftliche Aufschwung ließ auch das Bad Dürkheimer Fest boomen. Zwischen 1949 und 1958 verdoppelte sich der Weinkonsum nahezu auf 158 673 Liter.

Ab den 1950er Jahren kam auf den Brühlwiesen noch mehr Rummel auf: 1955 der „Rotor“ und „Menschen kleben an der Wand“; 1957 „Düsenspirale“, „Bobbahn“, „Drei-Stock-Autorennbahn“ und „Taifun“; 1959 „Sputnik“ mit einem Kranz von Weltraumkapseln, ein neues „Super-Riesenrad“ und ein „Sechs-Säulen-Autoscooter“. Das sind nur einige der damaligen Attraktionen, die seither immer größer, höher und schneller wurden.

Im Jahre 1966 überstieg der Weinkonsum erstmals die 200 000-Liter-Grenze. Jetzt wurde es auch auf den offiziellen Plakaten bestätigt: Der Wurstmarkt ist das größte Weinfest der Welt. Seither zählt das Fest 600 000 Gäste und es fließen alljährlich rund 250 000 Liter Wein beim Dürkheimer Wurstmarkt durch durstige Kehlen. 300 Tonnen Fleisch in Form von Schweinesteaks, Haxen oder Grillhähnchen gehen über die Tresen. Zurück bleiben auch 70 Tonnen Abfall. Bevor die Stadt ein Abfallkonzept entwickelte waren es nach Angaben von Marktmeister Roland Pohl noch 150 Tonnen.

Höhenflüge und pfälzisches Ambiente

Vom 7. bis 11. und vom 14. bis 17. September lädt die Kurstadt Bad Dürkheim, am Rande des Pfälzerwaldes und an einem der schönsten Teile der Deutschen Weinstraße gelegen, in diesem Jahr die Besucher zum größten Weinfest der Welt ein und lockt mit vielfältigen Vergnügungsmöglichkeiten.

Die Fahrgeschäfte: Weil der Wurstmarkt in diesem Jahr in seiner Schlussphase nicht mit dem Münchener Oktoberfest kollidiert, sind besondere Attraktionen zu erwarten. Eintauchen in die Welt der Zukunft können die Besucher in einem der modernsten und futuristischsten Erlebnisparcours. Das dreistöckige Laufgeschäft „Future World“ feiert auf den Brühlwiesen Premiere. Mit dem „Sky Dance“ und einer Riesenschaukel im XXL-Format sind die beiden Überflieger der letzten Jahre erstmals gemeinsam auf dem Bad Dürkheimer Festplatz vertreten. Der 55 Meter hohe Kettenflieger lässt seine zwei Dutzend Passagiere in 43 Metern Höhe fast waagerecht kreisen, die „Konga-Schaukel” schwingt sich nach Angaben des Betreibers sogar zu 45 Metern Flughöhe auf. Das Riesenrad „Jupiter“ lockt mit seinen 50 Metern Außenradius, und wer will, kann sich auch mit der Kugel „Hot Shot“ auf diese Höhe schießen lassen.

Die Weine: Alle Weine, die beim Fest ausgeschenkt werden, müssen entweder über ein Weinsiegel der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) oder über eine Prämierung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz verfügen. Diese Auszeichnungen müssen aus dem aktuellen Jahr stammen.

Sämtliche Weinausschankstellen sind verpflichtet, ein dem Wurstmarkt angemessenes Weinsortiment anzubieten. So müssen sie vier verschiedene Weine ausschenken; einer davon hat ein Riesling zu sein, je einer muss der Geschmacksrichtung „trocken“ beziehungsweise „halbtrocken“ zugeordnet werden können und diese Bezeichnung auch auf dem Etikett tragen. Setzten die Winzer bei den Rebsorten früher hauptsächlich auf Weißweine, so ist seit dem Jahr 2004 auch die Abgabe von Rotwein an allen Ausschankstellen möglich. Insgesamt werden in diesem Jahr an den 54 Ausschankstellen 292 verschiedene Weine und Sekte angeboten. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um 184 Weißweine, 33 Roséweine, 51 Rotweine und 24 Sekte. Die am stärksten vertretene Rebsorte ist wieder der Riesling, der mit 99 Weinen über ein Drittel des Gesamtangebots stellt. Die Preise für einen Schoppen Weinschorle liegen zwischen 3,80 und 4,20 Euro.

Das Ambiente: Herzstück des Dürkheimer Wurstmarktes sind die Schubkärchler. Ihr Name leitet sich von den Schubkarren der Marktbeschicker aus der Anfangszeit des Festes ab. Die Schubkärchler verfügen in 36 historischen, mit Stoffplanen überdachten Weinständen über jeweils 120 Sitzplätze an hölzernen Tischen und Bänken. Etwas gehobener ist das Ambiente im benachbarten Weindorf bei gepflegten Speisen und Jazzmusik. Laut und ungestüm geht es hingegen in den großen Festzelten mit mehren tausend Gästen zu. In der Zeltmitte spielt eine Band, getanzt wird auf Tischen und Bänken. prw


Wo sind die schönsten Weinfeste?

Neun schöne Weinfeste in Deutschland stellt der reisereporter hier vor, sortiert nach dem Startdatum..
WineStreetArt-Festival (Gönnheim) Juli bis 4. Juli 2022. ... .
Wein am Stein (Würzburg) Juli bis 26. Juli 2022. ... .
Uferweinfest Randersacker der Jung. Wein. Macher. ... .
Rothenburger Weindorf. bis 21. ... .
Rheingauer Weinmarkt. August bis 9..

Wann ist Wurstmarkt 2022?

Endlich ist es wieder so weit: Das größte Weinfest der Welt, der Dürkheimer Wurstmarkt, lädt vom 09. bis 19. September zum Feiern ein.

Warum heißt der Bad Dürkheimer Wurstmarkt Wurstmarkt?

Im Jahr 1832 wurde der Name „Wurstmarkt“ erstmals behördlich erwähnt. Der Grund dafür war der enorme Wurstkonsum während des Festes. 1879 erschien zum ersten Mal die Wurstmarktzeitung, in welcher bis 1981 Pfälzer Schriftsteller und Mundartdichter, aber auch Maler und Graphiker den Wurstmarkt vor- und darstellten.

Wie groß ist der Wurstmarkt?

In Bad Dürkheim ist der Aufbau des Wurstmarktes in vollem Gange. Nach zweijähriger Corona-Pause findet das größte Weinfest der Welt am 9. September wieder statt.