Wenn der job zu viel wird

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Auf ins Licht – oder lieber doch mal stehen bleiben?

Auf ins Licht – oder lieber doch mal stehen bleiben?

Foto: gremlin / Getty Images

Beruflich unzufrieden, aber warum eigentlich genau? Wer über diese Frage nachdenkt, tut sich heute oft schwer mit einer Antwort. Gehalt und Arbeitsbedingungen sind meist nicht schlecht, auch wenn man beispielsweise auf das angeblich »kommunikative«, vor allem aber überfüllte, unruhige Großraumbüro verzichten könnte. Zu viele Aufgaben sind es meist, dafür kann man sich aber auch »selbstbestimmt organisieren«. Der Vorgesetzte fordert viel und kritisiert manchmal, aber immer »wertschätzend«. Das Unternehmen gibt sich betont »achtsam«, bietet etwa Kurse gegen Stress an. Woher dann trotzdem das häufige Gefühl, ständig überlastet, fremdbestimmt und unlösbaren Zielkonflikten ausgesetzt zu sein?

Die beruflichen Fehlzeiten wegen Depressionen, Angst- und Belastungsstörungen steigen seit Jahren, bei der AOK um 56 Prozent seit 2010. Längst bilden sie die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen. Mit 30 Tagen je Fall dauern sie auch mehr als doppelt so lang wie der Durchschnitt mit 14 Tagen. In der Coachingpraxis fällt dabei besonders auf, wie viele Berufstätige bereits unter 40 völlig erschöpft sind, obwohl sie im Grunde einer recht unspektakulären Bürotätigkeit in Regelarbeitszeit nachgehen und ein oder zwei Kinder haben. Vielfach suchen die Betroffenen die Gründe zuerst bei sich: Bin ich nicht gut genug organisiert, setze ich die falschen Prioritäten, kann ich »einfach nicht Nein sagen«?

Erhellend kann folgende einfache Selbstanalyse sein: Protokollieren Sie den ganzen Arbeitstag über in 15-Minuten-Schritten, woran Sie gerade arbeiten und wer Sie dafür jeweils beauftragt hat. Mindestens eine Woche lang, am besten über einen Monat. Oft zeigt sich da bereits, dass die Überlastung nicht etwa an mangelnder Selbstorganisation oder Motivation liegt. Sondern: Das Arbeitsvolumen ist objektiv zu hoch.

Die SPIEGEL-Titelgeschichte 20/2022

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Ganz überraschend ist diese Erkenntnis selten, führt aber zur entscheidenden nächsten Frage: Warum hat man das zwar lange irgendwie gespürt, aber nie so klar gesehen und entsprechend gehandelt?

Der Grund liegt darin, dass Arbeitgeber heute immer raffiniertere Methoden aus Coaching, Psychologie und Spiritualität nutzen, um ihre Mitarbeiter in ihrem Sinne zu lenken. Das kann motivierend wirken, verschleiert aber häufig die wahren Absichten und Motive, verschiebt subtil die Verantwortlichkeiten und empfundenen Möglichkeiten. Für Mitarbeiter ist es wichtig, diese Methoden zu kennen, um entscheiden zu können, welche für sie akzeptabel sind und welche Anlass, den Job zu wechseln oder sich selbstständig zu machen.

Vorgeschobene Weltrettung

Der Appell an den guten Willen ist der einfachste Trick: »Wir sitzen doch alle im selben Boot«, »Wir müssen jetzt zusammenhalten«. Die meisten Mitarbeiter wollen helfen, wenn sie von einer Notlage im Unternehmen (zum Beispiel Gewinneinbruch) erfahren und glauben, dass ihr Verzicht einer guten Sache dient. Nur spricht hier eventuell der CEO mit zweistelligem Millionengehalt zu einer Belegschaft, in der viele nicht einmal Tariflohn verdienen. Die Gleichheit ist nur vorgegaukelt, die Interessen unterscheiden sich. Die Empfehlung: Achten Sie bei allem idealistischen Reden und demonstrativer Gleichheit (Duzen für alle, Chef mit Hoodie) auf Ihre Interessen, etwa auf eine angemessene Bezahlung.

Andere Arbeitgeber argumentieren mit einer höheren Mission. Wer hochfliegende, am besten gleich weltverändernde Ambitionen (»die Erde retten«) verkündet, sieht sich heute oft berechtigt, sich nicht mehr von den Wünschen anderer aufhalten zu lassen. Berechtigte Eigeninteressen von Mitarbeitern, etwa der Wunsch nach einem angemessenen Gehalt und den vereinbarten Arbeitszeiten, wirken damit auf einmal wie kleingeistiger Egoismus. Sie wehren sich dagegen, indem Sie unbeeindruckt für sich verhandeln. Zudem ist der beste Plan für die angebliche Weltverbesserung unglaubwürdig, wenn er bereits bei den zuerst Betroffenen scheitert – nämlich denen, die ihn praktisch umsetzen sollen.

Verantwortung, aber ohne Ressourcen

Ein weiterer Trick ist, Mitarbeitern die Verantwortung für etwas zu übertragen, aber ohne die dafür notwendigen Kompetenzen und Ressourcen (zum Beispiel ausreichend viele Kollegen, Zeit, Budget). Junge Berufstätige merken oft erst, wenn sie schon fast gescheitert sind, dass sie eine unlösbare Aufgabe erhalten haben. Man schmeichelt ihnen hier mit einer angeblichen »Chance« und schaut zu, wie sie sich völlig erschöpfen. Sie wehren sich, indem Sie den realen Bedarf ermitteln, um die Aufgabe zu erledigen (zum Beispiel wie viele Mitarbeiter es dafür wirklich braucht). Manchmal lassen Vorgesetzte dann mit sich verhandeln. Wenn nicht, sollten Sie sich nicht weiter aufreiben, sondern intern wechseln oder ganz gehen.

Wenn es gerade passt, führen Chefs heute neuerdings ständig »die Wissenschaft« an, nach der sie sich nur richten würden. Etwa bei der Arbeitsorganisation (zum Beispiel angeblich bessere Großraumbüros) oder Personalführung (zum Beispiel ständige Selbst- und Fremdbewertungen für angeblich bessere Ergebnisse). Der argumentative Trick liegt hier darin, sich auf höhere Autoritäten zu beziehen, gegen die angeblich keiner ankommt. Es empfiehlt sich natürlich, neue Theorien und Konzepte zu bedenken, sie aber immer mit der Praxis am Arbeitsplatz und eigenen Erfahrungen abzugleichen. Was im Versuchsaufbau einer Universität oder Beratungsfirma vielleicht funktioniert hat, kann im Unternehmen komplett scheitern.

Manchmal werden schon in der Stellenanzeige alle Nachteile zu Vorteilen umgedeutet. Viel Arbeit (»anspruchsvolles Umfeld«), unterbesetztes Team (»flache Hierarchien«), Jahresvertrag mit sechs Monaten Probezeit (»langfristige Perspektiven«). Ein wenig sarkastisch könnte man sagen, dass der Arbeitgeber damit testet, wie weit sich Bewerber für dumm verkaufen lassen. Ob sie beispielsweise nicht rechnen können und ernsthaft glauben, dass »freie Getränke und Obst« das fehlende Tarifgehalt aufwiegen. Ein wenig Schönfärberei gehört im Job für beide Seiten dazu. Aber Sie sollten immer die Realitäten im Blick behalten und verhandeln – damit die Interessen am Ende für beide ausgeglichen sind.

Was tun wenn die Arbeit zu viel wird?

Was tun bei zu viel Arbeit?.
Schreibe Listen. Es hilft, dir klar zu machen, was für Aufgaben du erledigen musst und wann diese fällig werden. ... .
Konzentriere dich immer auf eine Aufgabe. ... .
Mache regelmäßig Pausen, in denen du abschalten kannst..

Wann ist die Arbeit zu viel?

Die magische Grenze wird oft bei 50 Stunden gesetzt: Wer pro Woche mehr Zeit mit Arbeit verbringt, büsst nicht nur an Zufriedenheit, sondern auch an Produktivität ein und riskiert gesundheitliche Schäden.

Wie sag ich's meinem Chef Dass es mir zuviel wird?

Bedenke, dass dein Chef selbst ebenfalls viele Aufgaben zu bewältigen hat und ihm dein Problem bisher möglicherweise nicht klar war. Vermeide daher, Vorwürfe zu machen, und stelle mithilfe deiner Vorüberlegungen sachlich dar, warum du dich überfordert fühlst.

Was tun wenn die Arbeit zu schwer wird?

Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, die Ihnen helfen können, eine neue Richtung einzuschlagen..
Fragen Sie sich, was Sie wirklich wollen. ... .
Ändern Sie Ihre Denkweise. ... .
Suchen Sie das offene Gespräch. ... .
Machen Sie mehr Pausen. ... .
Überstürzen Sie nichts. ... .
Gehen Sie spazieren. ... .
Machen Sie einen Kurzurlaub..