Wie viel verdient man als eSportler Fortnite

Schon kurz nachdem klar wurde, dass die Postfinance ins eSports-Business einsteigt, drehte sich die Diskussion ums Geld. Verdienen die Spieler denn genug? Reicht das? Wir blicken über die Landesgrenze und wollen wissen, wie viel die Pros monatlich verdienen.

Das Roster des noch immer namenlosen League of Legends Teams des Postfinance Esports Experiments steht nun fest, am Namen wird fleissig gefeilt. Ein Projekt mit dieser Ambition hat nicht nur innerhalb der Schweizer eSport Szene für Aufsehen gesorgt, sondern auch international sowohl Zuspruch, als auch Kritik provoziert. Wie so oft, wenn übers Geld geredet wird, geht es in der Diskussion heiss her. Viel besprochener Punkt ist der monatliche Lohn der Teammitglieder, der laut PostFinance 2’500 CHF, also 30‘000 CHF im Jahr, betragen soll. Ist das viel? Oder doch eher wenig? Wir gehen den Vergleich an.

Mit Preisgeld oder ohne Preisgeld, das ist hier die Frage

Der erste Weg führt Neugierige oft auf die Seite esportsearnings.com, auf der eSports Einnahmen nach Turnier, Spiel, Team, Spieler etc. aufgesplittet zusammengetragen werden. Allerdings werden hier immer nur die Gesamtbeträge genannt, in den Toplisten befinden sich natürlich all jene Spieler, die mit ihren Teams hoch dotierte Turniere gewonnen haben. Geht es nach Preisgeldern, so führen Dota 2 Spieler alle Listen an, hier investierte Valve im Vergleich zur Konkurrenz mit Abstand am meisten Geld in den letzten Jahren. Dies kann sich im Laufe von 2018/2019 allerdings noch signifikant ändern: Fortnite-Entwickler Epic kündigte Anfang des Jahres an, insgesamt 100Mio USD an Preisgeldern in die kommende Saison zu investieren. Bislang liegen CS:GO und League of Legends noch mit Preisgeldern auf den Rängen zwei und drei.

Gehaltssicherheit für die Spieler

Mit der fortschreitenden Professionalisierung des eSport über die vergangenen Jahre hat sich für die Organisationen und Spieler viel geändert. Setzte sich das Gehalt von Semipros und Pros bis vor wenigen Jahren überwiegend noch aus den Preisgeldern gewonnener Turniere, Sponsorings, Merchandiseerlösen und ggf. Einnahmen aus Streaming zusammen, so legen immer mehr Ligen und Organisationen feste Grundgehälter für ihre Spieler fest. Dies soll ermöglichen, auch ohne aktuelle Gewinne ein stabiles Team zu garantieren und den Spielern finanziell den Rücken frei zu halten, damit sie sich im Pro-Bereich aufs Spielen konzentrieren können, ohne einer anderen Tätigkeit für ihren Lebensunterhalt nachgehen zu müssen. Zu diesem Grundgehalt kommen Turniergewinne, Sponsorings etc. noch dazu.

Ist Franchise das Zauberwort?

Mit der Overwatch League und der NA League Championship Series (NA LCS) existieren mittlerweile auf ein Franchise-System aufgebaute Liga-Modelle, für Europa hat Riot das Franchise-Modell ab 2019 angekündigt. Das Franchise-Modell orientiert sich weitestgehend an Vorbildern wie der amerikanischen NFL.

Teams können sich für einen hohen Buy-In in Millionenhöhe in die Liga einkaufen, Spielergehälter, Vertragsdauern und Regeln sind durch den Entwickler und gleichzeitig Besitzer der Liga strikt festgelegt. Teams können so nicht absteigen, wenn sie keine Turniere gewinnen, und können länger in der Liga bleiben, was eine bessere Bindung zwischen Teams und Fans bewirken soll. So müssen Organisationen ihren Spielern in der OWL mindestens 50‘000 USD im Jahr bezahlen, egal ob in den USA, Asien oder Europa. Tatsächliche Spielersaläre bewegen sich aber laut Quellen im Bereich von ca. 80-120‘000 USD pro Jahr.

Die LCS legt Minimumgehälter für Spieler seit 2013 fest, seit 2018 sind die Mindestjahressätze im Franchise-Modell auf 75‘000 USD angehoben worden. Die tatsächlichen Gehälter spielen jedoch in einer anderen Liga: Chris Hopper von Riot, Head of North American Esports sagte gegenüber Forbes: „Ein durchschnittliches Anfangsgehalt in der NA LCS beträgt jetzt über 320‘000 USD, wobei mehr als 70% der Spieler unter mehrjährigen Verträgen stehen.“ Diese Zahl bestätigte auch OpTic Gaming Manager Romain Bigeard.

Riot weitet das Franchise-System auf Europa aus

Mit 2019 wird auch die EU LCS auf ein Franchise-Modell umgestellt, in das sich Teams direkt einkaufen können (derzeitige Mitgliederteams für „nur“ 8 Mio Euro, neue Teams für 10 Mio Euro). Das Minimumgehalt, das auch in der EU LCS schon vorher bestand, soll von umgerechnet jährlich 26‘000 Euro auf rund 66‘000 Euro angehoben werden. Wobei laut Richard Lippe, Co-Chairman von H2K Gaming, der 2017 gemeinsam mit CEO Susan Tully in einem offenen Brief die horrenden Kosten für Teams in der EU LCS ansprach, Spieler je nach Skillevel schon jetzt, ohne Franchise-Modell, zwischen ca. 100‘000 und 180‘000 Euro im Jahr verdienen.

Ohne Regeln gibt es weniger Transparenz

Während Blizzard und Riot mit ihren eigenen Ligen und Franchise-Modellen die Kontrolle über den eSports-Bereich ihrer Games halten, wählt Valve mit Dota 2 und CS:GO einen wesentlich relaxteren und unregulierteren Weg. Dementsprechend ist es ohne offizielle Richtwerte und Mindestgehälter schwieriger, flächendeckend an verlässliche Zahlen zu kommen.

Team Liquid zahlt seinen Dota2 Spielern ein jährliches Gehalt von 100’00 – 200‘000 USD, wie Victor Goossens, Co-CEO in einem Interview mit The Verge im August 2017 angab.

Laut Virtus.pro CEO Anton „Sneg1“ Cherepennikov beträgt das durchschnittliche monatliche Spielergehalt der Org um die 10‘000 Euro, Superstars können aber jenseits von 20‘000 Euro verdienen – ohne Preisgelder. Virtus.pro hat ausserdem langfristige Verträge mit seinen Spielern.

Quelle: Valve

NiP CEO Hicham Chichane gab im Interview mit Komplett.no an, dass ihre Spieler in CS:GO zwischen 170‘000 und 230‘000 USD und NiP Dota 2 Spieler jährlich ca. 116‘000 USD verdienen. Allerdings gab er nicht an, ob hier Preisgelder mit einbezogen sind.

CS:GO Experte und Journalist Richard Lewis gab 2017 in einem seiner Videos Richtwerte zu Gehältern von CS:GO Teams an. Seiner Recherche nach gäbe es keine signifikaten Unterschiede zwischen NA und EU Teams. Hierbei gab er einen Bereich von 4‘000-6‘000 USD als unterste Marke an, sowie ein Mittel von 7-10‘000 USD, mit Spitzen von bis zu 17‘000 USD im Monat. All diese Gehälter verstehen sich auch wieder vor Preisgeldern, Erlös durch Merchandise oder Sponsorship Deals.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass hier noch viel Transparenz fehlt. Aktuelle Zahlen sind schwer zu beschaffen, die Zusammensetzung des realen Einkommens der Spieler ist nicht immer nachvollziehbar, ebenso wenig wie viel Geld genau bei den Organisationen und Entwicklern landet, oder was für zusätzliche Benefits wie Versicherung, Unterkunft etc. dazukommen. Mit dem festgelegten Mindestgehalt, wie in der OWL oder LCS, wurde hier eine gute Basis geschaffen, um Spielern finanzielle Stabilität zu bieten. Mit einem Monatsgehalt von 2‘500 CHF spielt das Team des Esports Experiment der PostFinance zwar noch nicht in der Pro-Liga mit, aber es bietet immerhin eine Basis für einen Jumpstart in ein Jahr voller intensiven Trainings und Turnieren.

Komplette Zahlen einiger grosser eSports Teams, inklusive Preisgeldern, findet ihr hier und auf esportsearnings.com/players.

? Wenn du selber eine Karriere im eSport starten möchtest, dann sieh dir unseren Artikel über Jobs im eSport an.

Ronja Antesberger

Freie Redakteurin

Ronja spielt, seit sie sich ihren ersten eigenen PC leisten konnte. Besonders MMOs, RPGs und Echtzeitstrategie sind ihr virtueller Lebensraum, ebenso wie spannende Indies mit interessanten Spielkonzepten. Als überaus kommunikationsbedürftige Zockerin streamt Ronja neben dem Freelancen und Schreiben auch auf Twitch und lässt sich in Podcasts regelmässig zu allem rund ums Gamen aus.

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